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Isau, Ralf

Isau, Ralf

Titel: Isau, Ralf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry
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...«
    Die Liste der Flüche und Verwünschungen soll an dieser Stelle nicht unnötig ausgedehnt werden. Festzuhalten bleibt, dass Karl in arge Bedrängnis geriet. Er hätte nie gedacht, dass derart viele Halunken zu Elsters Hofstaat gehörten. Aus allen Ecken strömten sie hervor wie Ratten, die auf einem sinkenden Schiff an Deck wuseln. Ihr vorrangiges Ziel war das Versperren sämtlicher Fluchtwege, die nach draußen führten.
    Karl hastete eine Treppe hinauf und folgte einem Flur, der durch Öllampen an den Wänden erleuchtet war. Plötzlich öffnete sich vor ihm eine Tür. Schnell drückte er sich an die Wand und legte seine Rechte auf den gläsernen Gürtel, um ja kein Geräusch zu verursachen. Aus der Tür trat, ohne erkennbare Eile, ein kleines, nacktes Kind mit einem auffallend großen Kopf. Es sah nicht älter aus als vier Jahre und war auf eine erschreckende Weise mager. Seine Bewegungen wirkten dennoch so elastisch und sicher wie bei einem vor Kraft strotzenden Erwachsenen. Als das Kind sich umdrehte und auf Zehenspitzen die Tür ins Schloss zog, zeigte es Karl sein Gesicht. Es war alt wie bei einem Greis und spiegelte das boshafte Wesen des kleinen Geschöpfes wider. Für einen Moment schienen die großen violettfarbenen Augen des Wechselbalgs Karl direkt anzusehen. Er erstarrte.
    Es kam ihm so vor, als wäre die Zeit stehen geblieben. Dabei vergingen höchstens zwei, drei aufgeregte Herzschläge, bis sich das Greisenkind wieder rührte. Es wandte ihm den Rücken zu und lief den Gang hinauf. Karl kannte sich zu wenig in der Physiognomie von Wechselbalgen aus, um beschwören zu können, dass es derselbe war, den er durch das Magieskop im Kristallpalast von Wolkenburg gesehen hatte, aber er war sich doch ziemlich sicher. Ihn hätte brennend interessiert, ob Elster den verwandlungsfähigen Spion auf eigene Rechnung in König Kumulus' Palast geschickt hatte oder ob dies als »Dienst am Kunden« geschehen war. Für Gmork.
    Ich könnte doch ... Karl folgte auf leisen Sohlen dem Wechselbalg. Durchs Haus hallten immer noch die aufgeregten Stimmen der Diebe, die sich gegenseitig anfeuerten, be
    schimpften und den Fortschritt ihrer Suche meldeten.
    Jemand rief: »Vielleicht ist er nach oben gelaufen.«
    Und ein anderer erwiderte: »Dann steckt er in der Falle.«
    Eine dritte Stimme, die Karl bekannt vorkam, schrie: »Verdammt! Jetzt weiß ich, was der Bursche vorhat.«
    Endlich hatte Karl den linken Ärmel seines Mantels hochgeschoben und den yskálnarischen Kompass vom Handgelenk gelöst. Zu schade, dass Qutopía ihn auf ein neues Ziel eingestellt hatte, sonst wüsste er jetzt, ob der Wechselbalg vor ihm derselbe war, den er in Wolkenburg als Sammelraben gesehen hatte. Karl hielt die Unterseite des Instruments in Richtung des Verfolgten und blickte durch das Justierloch. Als das Greisenkind darin erschien, stellte sich der yskálnarische Kompass auf sein neues Ziel ein. Kein Augenblick zu früh, denn unvermittelt polterte, dem Geräusch nach zu urteilen, ein Riesenhalunke heran.
    Es war der kleine Räuber.
    Der Wechselbalg drehte sich zu dem Einäugigen um und blickte einmal mehr direkt durch Karl hindurch. »Spitzelfopp, du bist es. Habt ihr ihn immer noch nicht erwischt?«
    »Nein. Du könntest ruhig mithelfen, Täuschel.«
    »Ich habe andere Befehle, das weißt du genauso gut wie ich. Der Herr muss erfahren, was vorgefallen ist.«
    »Das wird Elster nicht gefallen. Du solltest wenigstens warten, bis wir den Nox wiederhaben.«
    »Camouflagius ist gerade zurückgekommen. Sobald feststeht, ob ihr es wieder mal vermasselt habt, wird er nachkommen.«
    Ohne ein weiteres Wort wandte sich Täuschel wieder um, und Karl wurde Zeuge einer unheimlichen Verwandlung. Wie ein Schwimmreifen, aus dem plötzlich die Luft entwich, schrumpfte der nackte Kinderkörper zusammen, bis er etwas größer als ein Spatz, aber kleiner als eine Krähe war. Zugleich wurde er, abgesehen von einem kleinen, strahlend blauen Fleck, kohlrabenschwarz. Im nächsten Moment flatterte der falsche Sammelrabe durch den Flur zu einer Stiege und verschwand in ein höheres Stockwerk.
    Genau dorthin wollte auch Karl, und es wurde höchste Zeit, sich aus dem Staub zu machen. Qutopía hatte eindeutige Anweisungen, und sie würde pünktlich abfliegen, um wenigstens das Leben von Herrn Trutz zu retten. So leise wie möglich schlich er zur Treppe. Leider war Elsters Palast im Laufe vieler Jahre durch ständige Anbauten aus einem eher bescheidenen Fachwerkhaus

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