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Isau, Ralf

Isau, Ralf

Titel: Isau, Ralf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry
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künstlichen Knochen des Glücksdrachen. Karl schloss die Augen und machte drei
    Kreuze unter sein Leben.
    »Dürfte ich mal vorbei?«
    Qutopías abgeklärte Stimme dicht neben seinem Ohr gab ihm neuen Mut. Ihr Haar flatterte um seine Nase. Er half ihr nun sogar dabei, schneller nach vorn in den Pilotensitz zu kommen. Dankbar reichte ihr Herr Trutz die Kontrollzügel zurück.
    »Haltet euch gut fest, Jungs!« Das Drachenmädchen zerrte heftig an den Riemen. Zuerst tat sich überhaupt nichts. Aber dann veränderte sich der Steigwinkel. Die Nase des Glücksdrachen senkte sich. Dafür kam die Mauer wieder näher. Karl rief eine Warnung, aber die Pilotin hatte die Gefahr längst erkannt.
    »Das Biest ist störrisch wie ein wilder Drache«, schnaubte Qutopía.
    Diesmal vergaß Karl die Augen zu schließen. Im Gegenteil. Er riss sie hinter der Schutzbrille weit auf. Die dunkle Mauer flog förmlich heran. Gleich würde die Fuchur daran zerschellen ...
    Dann waren sie über die Mauerkrone hinweg.
    »Wir haben's geschafft!«, jubilierte das Drachenmädchen.
    »Du bist die Größte!«, rief Karl von hinten. Er kam sich wie neugeboren vor, und Qutopía war von nun an seine Schwester.
    »Danke, Karl«, rief sie zurück und lachte wild.
    »Prächtig!« jauchzte Herr Trutz. »Jetzt müssen wir uns nur noch einen verschwiegenen Landeplatz suchen.«
    Qutopía schüttelte den Kopf. »Daraus wird nichts, Meister. Die Fuchur kann nur noch im Kreis fliegen. Ich lasse sie langsam sinken. Bis zur Landung dürfte noch eine knappe Stunde vergehen, so hoch, wie wir im Augenblick sind. Aber dann kann's noch mal ziemlich ungemütlich werden.«
    Karl legte beide Hände wie einen Trichter an den Mund. »Du bringst uns schon heil runter, Qutopía!«
    Herr Trutz drehte sich um. »Was sind das für neue Töne, Herr Koreander?«
    »Sie hat uns gerade das Leben gerettet. Ich komme mir blöd vor, wenn ich sie da noch siezen soll.«
    »Schnickschnack. Das meine ich nicht. Sie haben ihr gerade Mut zugesprochen. Bisher musste man Sie immer aufmuntern.«
    Karl wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Er beugte sich aus dem Sattel, um ihre Chancen auf eine einigermaßen weiche Landung abzuschätzen. »Ganz schön finster da unten.«
    »Da lebt ja auch nur lichtscheues Gesindel.«
    »Ein paar Straßenlaternen würden trotzdem nicht schaden. Wen bestehlen die Kerle eigentlich, wenn die Stadt nur von Dieben bewohnt wird?«
    »Sie rauben sich gegenseitig aus.«
    »Das soll wohl ein Witz sein.«
    »Wieso? Nach einem erfolgreichen Überfall oder einem lukrativen Einbruch hat so ein Gauner genug Vermögen gemacht, um sich wieder von einem anderen bestehlen zu lassen.«
    »Das ist verrückt!«
    »Wie man's nimmt. Ein Gutes hat die Sache ja. Die Halunken sind so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie nur selten außerhalb Kleptonias Schaden stiften.«
    »Ab und zu verdingen sie sich für Geld«, gab Karl zu bedenken.
    »An König Kumulus?«
    »Oder den Unbekannten, der unsere Bücher stehlen lässt.« Karls Blick wanderte wieder nach unten. Wer mochte dieses Wesen sein, das nicht davor zurückschreckte, eine ganze Welt dem Nichts preiszugeben? Unter der Fuchur war noch immer nichts zu sehen. Die Dunkelheit wurde sogar noch undurchdringlicher, je tiefer sie sanken. Obwohl das langsame Hinabtrudeln auf die Nachtstadt ungefähr so lange dauerte, wie Qutopía geschätzt hatte, verstrich die Zeit nach Karls Empfinden wie im Fluge – wohl nicht von ungefähr.
    »Mein Höhenmesser sagt mir, dass wir jeden Moment unten sein müssen«, rief das Drachenmädchen endlich.
    »Aber die Nacht ist so schwarz wie ein Ofenrohr. Wir werden uns den Hals brechen«, unkte Karl. Nun wurde ihm doch mulmig.
    »Nicht, wenn ich die Glühkörper anrege.«
    »Du hast Scheinwerfer?«, rief er erleichtert.
    »Sie haben Strahler?«, fragte fast gleichzeitig Herr Trutz.
    »Mein Vater nennt sie Glühkörper. Enthalten Liebessaft von lucinesischen Riesenleuchtkäfern.«
    Aus den Augen und aus mehreren Schuppen am Bauch des Glücksdrachen flammte rosafarbenes Licht auf und erhellte die nähere Umgebung. Karl sah schneebedeckte Dächer. Und dann eine Turmspitze, die auf sie zuraste. Beide Männer schrien.
    Qutopía erhöhte geistesgegenwärtig den Schub des Fluidumkonvektionsantriebs. Der Drache schoss haarscharf über dem Gebäude hinweg und erbeutete dabei den kupfernen Wetterraben.
    »Das war knapp«, bemerkte Herr Trutz.
    »Auf die Weise können wir unseren Flug wenigstens etwas

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