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Isau, Ralf

Isau, Ralf

Titel: Isau, Ralf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry
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es.«
    »Phantásische Dualität«, murmelte Herr Trutz. Er saß auf einem morschen Holzrost, das wohl als Bett gedacht war, aber nicht einmal über eine Matratze verfugte.
    Karl blinzelte verwirrt. »Wie bitte?«
    »So nennt man eines der Naturgesetze, auf denen das besondere Wesen der Inneren Welt beruht. Alles hier existiert in einer sich ergänzenden Zweisamoder Paarigkeit: Gut und Böse, Schwarz und Weiß, Heiß und Kalt. Nimmst du das eine weg, rückt das andere nach.«
    »So wie unweigerlich der Tod folgt, wenn das Leben schwindet, meinen Sie?«
    »Ein gutes Beispiel für Dualität in der Äußeren Welt. Dort ist sie allerdings nicht so ausschließlich wie hier. Denken Sie
    nur an das Vakuum. Hier gibt es so etwas nicht.«
    »Aber das Nichts...«
    »Das Nichts gehört nicht zu Phantásien, junger Freund. Es zerstört die Innere Welt.«
    Karl dachte einen Moment über die Erklärungen des Meisterbibliothekars nach, schüttelte dann aber den Kopf. »Ehrlich gesagt, habe ich von dieser Paarigkeit bis jetzt wenig bemerkt. Jedenfalls ist mir während des Fluges trotzdem fast der Hintern abgefroren.«
    Endlich riss sich Qutopía von dem Knochenmann los und lächelte Karl direkt an. »Vergiss nicht, dass diese neue mysteriöse Kälte viele Länder, die wir überflogen haben, fest im Griff hat. Wäre die Temperatur darüber noch tiefer, dann könnten wir uns jetzt erst mal aus einem dicken Eispanzer heraushacken lassen.«
    »Ich bin mit der Situation äußerst unzufrieden«, murrte Herr Trutz.
    Karl und Qutopía sahen ihn fragend an. »Mit den thermischen Bedingungen im Allgemeinen oder mit irgendetwas im Besonderen?«, erkundigte sich Ersterer.
    »Schnickschnack! Das ist jetzt nebensächlich. Die Kindliche Kaiserin ist ...« Er verstummte. Als sie in das Loch geworfen worden waren, hatte er seine Begleiter gewarnt: Die Wände könnten Ohren haben. Für einen Wechselbalg stellte es kein großes Problem dar, sich in Gestalt einer Ratte in irgendeinem dunklen Winkel zu verstecken und alles, was gesprochen wurde, zu belauschen.
    Wenigstens so viel war allen klar: Der yskálnarische Kompass, den Qutopía immer noch am Handgelenk trug, hatte sie geradewegs nach Kleptonia gelotst. Leider zeigte das Instrument nur die Richtung, nicht aber die Höhe an. Deshalb war die Fuchur fast in die Schutzmauer der Nachtstadt gerast. Zumindest stand nun aber fest, dass der falsche Kollek-Tibe hier Zuflucht gesucht hatte. Was immer er von dem Gespräch mit König Kumulus im Kristallpalast von Wolkenburg aufschnappen konnte, würde er so schnell wie möglich berichten wollen. Es lag also nahe, dass sich der Auftraggeber des angeblichen Sammelraben innerhalb der Stadtmauern befand.
    Herr Trutz blickte grimmig auf den Knochenmann, dann auf das Drachenmädchen. »Qutopía, meine Liebe, bitte sing doch noch einmal für uns.« Sie hatten verabredet, vertrauliche Informationen nur flüsternd auszutauschen, während einer von ihnen laut sang.
    Wie schon mehrmals zuvor stimmte Qutopía ein feuriges Lied an, das von der Freiheit, der Anmut und dem sonnigen Gemüt der Glücksdrachen in den Lüften handelte. In der Strophe, die sie jetzt sang, wurde die bezaubernde Glockenstimme der Tiere gepriesen. Karl fühlte einen wohligen Schauder. Nicht der Text berührte ihn so, sondern Qutopías Stimme. Sie war hell und rein und voller Leben.
    »Ich traue diesem Elster nicht.«
    Karl zuckte zusammen, weil ihm nicht aufgefallen war, wie sich Herr Trutz an sein Ohr herangepirscht hatte. »Meinen Sie etwa, ich? Er ist ein Gauner. Haben Sie sein Haus gesehen? Er scheint ziemlich erfolgreich in seinem Geschäft zu sein.«
    »Das meinte ich nicht. Der falsche Sammelrabe. Was, wenn Elster ihn uns auf den Hals geschickt hat?«
    »Sie sagten doch, Kleptonia sei eine Stadt der Diebe. Jeder hier könnte die Wechselbalge gedungen haben.«
    »Am besten, wir lassen das Thema gegenüber dem Anführer zunächst links liegen und stellen uns ahnungslos. Ich habe einmal gelesen, ein nicht unbeträchtlicher Teil des Wirtschaftsaufkommens von Kleptonia würde sich auf Entführungen gründen. Vielleicht will Elster Lösegeld für uns erpressen. Wir präsentieren uns ihm wie gehabt als Gesandte vom Hof der Kindlichen Kaiserin auf wichtiger Mission. Die meisten Geschöpfe respektieren die Goldäugige Gebieterin. Vielleicht bekommen wir unsere Informationen und er lässt uns wieder ziehen.«
    »Ohne den Glücksdrachen stecken wir trotzdem hier fest.«
    »Den bekommt Qutopía schon

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