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Isegrim

Isegrim

Titel: Isegrim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Förster.«
    Ein lahmer Scherz, doch Pa hat ein paar Lacher auf seiner Seite.
    Â»Ist der Truppenübungsplatz nicht viel zu klein für ein Wolfsrudel?« Als Tobias spricht, drehen sich alle Köpfe zu ihm um. Der Freak aus dem Mörderhaus hat es gewagt, den Mund aufzumachen.
    Â»Das Streifgebiet eines Rudels ist natürlich viel größer, aber das Sperrgebiet genügt als Rückzugsort. Wölfe brauchen keinen tiefen dunklen Wald, das halb offene Gelände des Übungsplatzes ist idealer Lebensraum für sie.«
    Ziemlich schnell wird deutlich, dass sich zwei Lager bilden. Wolfsgegner und Wolfsbefürworter. Es sind vorwiegend die Alten, die im Wolf nichts anderes als Ungeziefer sehen, das beseitigt werden muss. Auf der anderen Seite stehen die jüngeren Leute. Auch aus ihren Fragen spricht Besorgnis, aber anders als die ewig Verbohrten sind sie für Pas Argumente offen.
    Geduldig bemüht erklärt mein Vater, wie man einen Wolf von einem Schäferhund unterscheiden kann, und was zu tun ist, falls man Isegrim unerwarteterweise doch einmal im Wald gegenüberstehen sollte.
    Â»Wir wissen sehr gut, was zu tun ist, wenn wir dem Untier gegenüberstehen«, ruft Kais Vater, der vor Kurzem erst seinen Jagdschein gemacht hat. Zustimmendes Gemurmel, aber es werden auch empörte Stimmen laut.
    Â»Einen Wolf zu töten, ist gegen das Gesetz, Bernd. Und dieses Gesetz gilt auch für dich.«
    Kais Vater winkt ab. »Gesetz«, sagt er verächtlich. »Wer hat denn diese Gesetze gemacht? Irgendwelche Sesselfurzer aus der Stadt. Denen frisst der Wolf ja nicht die Lebensgrundlage weg.«
    Unwillige Stimmen aus dem Contra-Lager. Ein paar klopfen auf die Tische.
    Â»Du wirst dich wohl oder übel darauf einstellen müssen, deine Herden zu schützen«, erwidert Pa.
    Â»Wenn das erste Kleinkind im Rachen der Bestie verschwunden ist, sprechen wir uns wieder«, blafft Trefflich, der inzwischen einiges an Bier intus hat. »Was kommt denn als Nächstes? Bären? Also, ich halte es wie Bernd und setze auf meine Flinte und meinen Spaten.«
    Â»Du hast ja gar keinen Spaten mehr, Hubert«, spottet der Bürgermeister. »Und wenn du einen Bären siehst, dann liegt’s bestimmt am Doppelkorn.«
    Lautes Gelächter. Schadenfreude ist die schönste Freude. Sogar ich muss lachen.
    Pa bittet um Sachlichkeit.
    Â»Bekomme ich denn nun mein Schaf ersetzt?«, meldet sich Clemens Vater.
    Â»Nein, Hagen. Ich habe es dir schon gesagt: Deine Tiere waren angepflockt, das ist gegen die Halterverordnung. Es müssen bestimmte Grundsicherungsmaßnahmen eingehalten werden, um vom Land eine Entschädigung zu bekommen. Wer es genau wissen möchte, kann zu mir in die Sprechstunde kommen. An einem Wolfsmanagementplan wird bereits gearbeitet.«
    Â»Die Politik schützt also ein bösartiges Raubtier, statt hinter den schwer arbeitenden Menschen zu stehen«, ereifert sich Hartung.
    Da steht Clemens so ruckartig von seinem Stuhl auf, dass alle den jungen Mann mit dem Pferdeschwanz und den schwarzen Klamotten anstarren. Neben mir atmet Tobias geräuschvoll ein.
    Â»Ich glaube, Menschen können bösartiger sein als ein Wolf, der ein angekettetes Schaf erlöst«, sagt Clemens. »Natur ist nun mal ungezähmt und unberechenbar – aber das Wilde, das wurde unserem Wald doch längst ausgetrieben. Jetzt kehrt es zurück. Wenn ihr die Wölfin tötet oder vertreibt, dann habt ihr nichts gewonnen, aber viel verloren. Und ihr werdet immer daran denken müssen, euer ganzes Leben lang.«
    Für Sekunden ist es still, dann hüstelt jemand und Stühle scharren. Tobias hebt die Hände, beginnt langsam zu klatschen. Ich schließe mich an. Bald klatschen erstaunlich viele Hände, aber am Ende werden sie übertönt von empörten Stimmen und Pfiffen.
    Ein tiefer Graben geht durch Altenwinkel, als sich die Versammlung auflöst, aber ich fühle mich nicht mehr so allein. Niemals hätte ich dem Man in Black so viel Tiefe zugetraut. Wie schade für Saskia, dass er nicht auf Mädchen steht.
    Pa meint, dass es gut gelaufen ist und man nicht mehr erwarten dürfe. Er bleibt noch auf ein Bier im »Jägerhof«, als ich mich auf den Heimweg mache.
    Nachdem ich noch ein paar Worte mit Ma gewechselt habe, gehe ich duschen und setze mich in meinen Schaukelstuhl auf dem Balkon. Es ist immer noch unglaublich warm. Die Grillen geben ein

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