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Isegrim

Isegrim

Titel: Isegrim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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verschwinden. »Für diesen Typen schickst du mich in die Wüste, aber du weißt nicht mal, wie er heißt? Spinnst du jetzt völlig?«
    Die Verlegenheit treibt mir das Blut in die Wangen, aber ganz allmählich rührt sich auch der Trotz in meinem Inneren.
    Â»Er heißt Olek und kommt aus Polen.«
    Kai packt mich an den Schultern. »Warum, Jola? Sag mir, warum? Wieso lässt du es zu, dass so ein Dahergelaufener uns auseinanderbringt? Du und ich, das ist … das war etwas Besonderes. Hab ich was falsch gemacht? Erklär es mir, ja? Erklär es mir so, dass ich es verstehe.« Tödlich beleidigt starrt er mich an.
    Â»Ich …« Mir versagt die Stimme und in meiner Brust sticht es. Ich räuspere mich, hole tief Luft. »Es ist einfach passiert, Kai. Du hast nichts falsch gemacht. Ich bin ihm begegnet und habe mich verliebt. So etwas kommt vor.«
    Â»Okay.« Er stößt mich von sich und fährt mit beiden Händen durch sein Haar. »Es ist also passiert. Und nun? Wie geht es jetzt weiter, Jola?«
    Â»Ich weiß es nicht.« Es tut weh, dich zu verlieren, Kai.
    Â»Du weißt es nicht? Du musst doch wissen, was du willst? Ihn bei dir einziehen lassen? Mit ihm auf Raubzüge gehen?«
    Â»Vielleicht«, erwidere ich trotzig.
    Â»Und was wird aus mir? Verdammt, ich liebe dich, Jola. Bedeute ich dir denn überhaupt nichts mehr?«
    Â»Doch, natürlich. Nur … ich kann dich nicht lieben, wie du mich liebst. Ich habe von Anfang an gespürt, dass es nicht funktioniert. Aber ich konnte es dir nicht sagen. Ich wollte dir nicht wehtun, ich dachte, es wird irgendwann, aber so war es nicht. Du bist der Bruder, den ich mir immer gewünscht habe, Kai. Ja, ich liebe dich wie einen Bruder.«
    Â»Fuck, fuck, fuck.«
    Kai versteht die Welt nicht mehr, es steht ihm ins Gesicht geschrieben. Ich könnte ihm sagen, dass wir niemals hätten miteinander schlafen dürfen, dass das der Anfang vom Ende war. Doch es hat keinen Sinn, er leidet jetzt schon Höllenqualen.
    Ich sage nichts mehr und verspreche auch nichts. Es gibt keinen Ausweg. Ich muss seinen Schmerz und seine enttäuschten Gefühle aushalten, das bin ich ihm schuldig.
    Â»Ich muss jetzt gehen.«
    Kai starrt mich an, als würde er ganz langsam aus einem finsteren, kalten Loch auftauchen. »Wohin, Jola? Zu deinem Dieb? Wartet er in eurem Liebesnest auf dich? Offensichtlich kannst du nicht genug von ihm kriegen.«
    Liebesnest? Mir wird kalt. »Ich muss nach Hause, Kai, meiner Mutter geht es nicht gut.«
    Er hebt die Hände, und als er spricht, klingt seine Stimme verändert. »Ja, geh zu deiner verrückten Mutter, erzähl ihr, was du da draußen im Wald treibst. Und beeil dich, Jola, denn wenn du es nicht tust, dann werde ich das für dich übernehmen.« Abrupt dreht Kai sich um und verschwindet durch das offene Gartentor.
    Für einen Moment lähmt der Schreck meine Glieder. Kai ist zutiefst verletzt und wütend. Auf Olek hat er einen tödlichen Hass und nun hasst er auch mich. Er wird uns verraten. Vielleicht will er das gar nicht, aber es wird es tun, dafür kenne ich ihn zu gut.
    Ich sprinte nach Hause und hole mein Rad. Als ich aus dem Garten auf den Weg biege, steht plötzlich Elli mit ihrem kleinen blauen Kinderrad auf dem Gartenweg. Sie hat ihren Rucksack auf den Rücken geschnallt, aus einer Seitentasche schaut Sammy heraus.
    Â»Wo willst du denn hin, Elli?«
    Â»Zum Badesee.«
    Â»Dann bist du hier falsch. Und du kannst auch nicht alleine an den See fahren.«
    Â»Kai will aber nicht mit. Er redet nicht mit mir.«
    Â»Fahr nach Hause, Elli, okay?«
    Â»Habt ihr euch gestritten?«
    Â»Was?«
    Â»Kai und du, habt ihr euch gestritten? Er heult.«
    Oh verdammt, Kai.
    Â»Ja, wir haben gestritten.« Ich schiebe mein Rad in Richtung Forstweg.
    Â»Wohin gehst du?« Elli kommt mir hinterher.
    Â»In den Wald.«
    Â»Zu deinem Dieb?«
    Abrupt bleibe ich stehen. Mist – was hat Kai der kleinen Hexe alles erzählt?
    Â»Fahr nach Hause, Elli. Bitte.«
    Â»Was ist ein Liebesnest, Jola?«
    Oje. Elli hat unser Gespräch belauscht. »Frag Kai, okay?«
    Â»Er redet nicht. Er ist stinkwütend auf den Dieb. Opa und Oma auch.«
    Ich schiebe mein Rad ein Stück weiter. Elli bleibt mir auf den Fersen. »Geh nach Hause, Elli, ich habe es eilig.«
    Â»Du triffst dich mit dem Dieb, Jola, ich weiß

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