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Isenhart

Isenhart

Titel: Isenhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Karsten Schmidt
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dass sie mehr wussten als der Verfasser. Für sie war der Mörder kein Unbekannter.

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18.

    b im Diesseits oder Jenseits, ganz egal – dafür werdet ihr brennen.« Konrad von Laurin schüttelte mit grimmiger Miene den Kopf. Er stand mit Henning und Isenhart oben am Wachturm, von hier gewährte die erhöhte Position einen ausgezeichneten Blick über die Stadt und das umliegende Gelände, das, bestrichen von dem satten Schein der Abendsonne, Ruhe ausstrahlte.
    »Begreifst du nicht …«, setzte Isenhart an.
    Aber Konrad fuhr herum, er war einen halben Kopf größer als er und auch sonst von eindrucksvoller Gestalt, der beste Wachmann, den der Hauptmann unter sich wusste. »Hör auf, das zu fragen«, unterbrach er barsch, »dir und deinem Freund mag ich dumm erscheinen …«
    »Das hat niemand gesagt«, stellte Isenhart fest, der nun seinerseits spürte, wie die Wut in seine Blutbahnen kroch.
    »Mund und Kopf sind zweierlei«, erwiderte Konrad, »und es stimmt ja auch. Ich bin nicht klug. Ich bin nicht so wie du, Isenhart.« Seine Augen wanderten zu Henning von der Braake, der abwartend an der Brüstung stand: »Oder wie Henning«, fügte er dann hinzu, und in seiner Stimme schwang eine Portion Bitterkeit mit.
    »Niemand hat das je behauptet, niemand hat je …«
    »Schweig.«
    Henning von der Braake verstummte, als Konrad an ihn herantrat und ihm mit seinem Körper das Licht der Abendsonne nahm.
    »Das Gift ist nie in den Worten, es versteckt sich immer in den Gesten«, sagte Konrad.
    »Ich weiß nicht, welcher Simpel das von sich gegeben …«, begann Henning.
    »Mein Vater«, antwortete Konrad, bevor Henning von der Braake sich um Kopf und Kragen redete, »mein Vater, der Simpel, hatdas gesagt.« Die Drohung, die in seinen Worten mitschwang, war unmissverständlich.
    Henning schwieg. Konrad von Laurin sah zu Isenhart, seinem Freund. War er das noch?
    »Das hatte ich nicht gemeint«, stellte Henning fest.
    Ihm war nicht entgangen, wie Konrad von Laurin auf die Momente reagierte, die er mit Isenhart verbrachte. Sie debattierten über Dinge, denen Konrads Geist nicht gewachsen war. Er war in aller Regel ausgeschlossen von jenen Welten, in die sie sich so wissbegierig aufmachten.
    Und mit jedem Schritt, den Isenhart in diese Fremde tat, die ihm, Konrad, unzugänglich war, entfernte er sich auch von ihm.
    Aber nur, weil es Konrads Geist nicht gegeben war, Isenhart zu begleiten, konnte dieser nicht einfach weiter auf der Stelle treten, befand Henning. Der Wundschmerz pochte in seinem Finger.
    »Wenn ihr die Totenruhe stört, vergeht ihr euch an Gottes Schöpfung.«
    »Es ist nur noch ihr Körper«, wandte Henning von der Braake ein.
    Konrad seufzte. »Ihr dürft sie in ihrem ewigen Schlaf nicht stören«, entgegnete er gereizt und deutete auf Hennings Stumpf mit dem blutigen Leinen, »wenn man euch erwischt, bleibt’s nicht bei Fingern, begreifst du das nicht?«
    »Wir wollen ja nur nachsehen«, erwiderte Isenhart, »das ist keine Störung. Nicht im eigentlichen Sinne jedenfalls.«
    Er wusste selbst, dass Otto  II . von Henneberg diesem feinen Unterschied keine Bedeutung beimessen würde. Und auch Konrad ging ihm nicht auf den Leim. Er winkte verärgert ab.
    »Ihr beide habt am Osttor Wachdienst«, kam Henning von der Braake auf ihr eigentliches Anliegen zurück, »das ist keinen Steinwurf vom Friedhof entfernt. Wir wollen dich nur bitten, uns zu warnen, falls du jemanden siehst.«
    Isenhart nickte bekräftigend: »Du musst uns nicht zur Hand gehen.«
    »Das hab ich schon begriffen«, antwortete Konrad. Die Wut, die er mühsam unterdrückte, schwang nichtsdestotrotz in seinen Worten mit. Es verhielt sich schließlich nicht so, als könne er ohne Hilfenicht alleine geradeaus gucken. »Wer war sie?«, fragte er unvermittelt, und Henning und Isenhart begriffen diese Frage zu Recht als ein Einlenken.
    »Sie hieß Ketlin«, sagte Isenhart, »mehr wissen wir nicht. Nur, wo sie beigesetzt wurde.«
    Konrad stutzte. »Ketlin?«
    Henning und Isenhart sahen ihn aufmerksam an, nickten.
    »Hatte sie eine Schwester?«
    »Wissen wir nicht«, antwortete Henning, »nur, dass man ihr das Herz genommen hat. Wieso?«
    Konrad blickte zu Boden, in einem Kopf arbeitete es. »Weil es im Hurenhaus ein Weib gibt, deren Schwester Ketlin hieß«, er hob den Blick, »ihr Name ist Brid. Sie hat einmal ihre kleine Schwester erwähnt. Und dass die ums Leben gekommen ist.«
    Ketlin war kein besonders häufiger Name, dachte Isenhart, es war

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