Isenhart
Lächeln auf ihr Gesicht. »Das weiß ich nicht. Ich erinnere mich nur, was mein Onkel über ihn gesagt hat.«
»Und das war?«, fragte Henning interessiert.
»Dass Michael von Bremen ein Menschenfresser ist.«
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19.
hr wisst nicht, worauf ihr euch einlasst«, warnte Günther sie, »sicherlich verfügt er über Gefolge.«
Sie hatten in der Wachstube am Osttor genächtigt, wo ein besonders eifriger Hauptmann geglaubt hatte, eine Grabschändung erkannt zu haben, und daher Wachmänner ausrücken ließ, um dieses Sakrileg nicht ungesühnt zu lassen.
Bis zur Morgendämmerung hatten sie darüber gesprochen, was nun zu tun war. Bevor sie sich dem Schlaf überließen, beschlossen Konrad, Isenhart und Henning, dass Michael von Bremen, der sich offensichtlich als Aberak von Annweiler ausgab, daran gehindert werden musste, weitere Menschen zu töten.
Friedmann, der seinen Lebensunterhalt mit dem Reparieren von Schuhwerk bestritt, hatte nicht viel über den Mann zu sagen gewusst. Dass er groß war und mit einem Blick in den Tag schaute, der einen das Fürchten lehren konnte.
»Ihr habt Eurer Nichte gegenüber gesagt, Michael von Bremen sei ein Menschenfresser«, mit diesen Worten hatte Isenhart den Flickschuster konfrontiert.
Friedmann war ein kleiner, gedrungener Mann mit einer Weinnase. Sie war von roten Äderchen durchzogen. »Menschenfresser – das soll ich gesagt haben?«
»Ja.«
»Ja … mag sein. Man erzählt sich eben Geschichten über ihn.«
»Was für Geschichten?«, wollte Henning von der Braake wissen.
»Dass er Menschen verspeist hat.«
»Wer sagt das?«
»Ich weiß nicht. Man erzählt es sich eben.«
Sehr schnell verlief die Befragung im Kreis. Der Schuster warnicht in der Lage, die Quelle zu nennen, die Michael von Bremen der Menschenfresserei zieh.
Bis auf eine Kleinigkeit gab es nichts, was ihre spärlichen Hinweise auf von Bremen bereicherte. Immerhin entsann der Flickschuster sich der Wohnstatt des Mannes. Michael von Bremen lebte angeblich in einem Anwesen namens Tarup südlich von Mannenheim, was den Rhein entlang nördlich von Spira lag.
Die Geschichten, die sie im Frauenhaus über Michael von Bremen gehört hatten, nährten ihre Gewissheit, es mit dem Mann zu tun zu haben, den sie suchten. Isenhart empfand vorsichtigen Respekt für den Einarmigen, und wenn er in der Wachstube den Blick zu Henning wandte, las er in dessen Augen dieselbe Vorsicht. Nur Konrad kümmerte das alles nicht, er wollte nur so schnell wie möglich nach Tarup aufbrechen und von Bremen töten, um alledem ein Ende zu machen. Um Ruhe und Frieden einkehren zu lassen und die Gespenster der Vergangenheit für immer hinter sich zu wissen.
»Wir können ihn nicht einfach umbringen«, warf Isenhart ein, »er gehört vor ein Gericht.«
»Vor Gericht? Es gibt nichts mehr zu klären.«
»Es soll schon Fälle gegeben haben, bei denen allzu eilfertige Beschlüsse Unschuldige das Leben gekostet haben.«
Isenharts Anspielung auf Alexander von Westheim blieb Konrad von Laurin nicht verborgen, er grummelte den Trotz, den er empfand, in seinen Bart.
»Meinst du, er isst die Herzen?«, fragte Henning, während sie im Morgengrauen die Pferde sattelten.
»Wozu sollte er das tun?«, gab Isenhart zurück.
Henning wandte die Augen zu seinem Vater, der sich letztlich entschlossen hatte, die drei auf ihrer Reise zu begleiten.
»Im Orient gibt es die Vorstellung, dass der Verzehr eines starken Herzens auch denjenigen erstarken lässt, der es verspeist.«
»Ein weiterer Grund, diese Heiden in ihre Schranken zu weisen«, befand Konrad.
Gerne hätte Isenhart in Heiligster haltgemacht, um Sophia und Walther von den neuesten Entwicklungen zu berichten, aber Heiligster befand sich in entgegengesetzter Richtung zu ihrem Ziel. Der Mord an Lilith lag noch nicht sehr lange zurück, und daher rechneten sie sich gute Chancen aus, Michael von Bremen in seiner Heimstatt Tarup anzutreffen.
Günther von der Braake – wenn er von dieser Unternehmung angetan war, verbarg er seine Begeisterung darüber erfolgreich – hatte ihre Stümpfe gereinigt und sie mit frischen Tüchern bandagiert, bevor sie nach Norden aufbrachen.
Der Wind blies so stark von Westen, dass der Regen sie beinahe horizontal traf. Sie drückten das Kinn auf die Brust und stellten die Kragen der Lederwämser aufrecht, um die Hälse vor dem Wind zu schützen. Mehr konnten sie nicht tun.
Eine halbe Meile hinter Spira kamen die Pferde im Matsch, in den der Regen den
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