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Isenhart

Isenhart

Titel: Isenhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Karsten Schmidt
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direkt in ihr Unglück laufen.
    Also sagte er: »Reimar von Vogt ist eine sehr gute Partie, ein Mann, der dir mit Achtung und Respekt begegnet. Ich wünsche dir mit ihm alles Glück dieser Welt, Sophia.«

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24.

    ie Verletzung, die er Sophia mit seiner Zurückweisung beigebracht hatte, hatte sich mit einer solch schutzlosen Nacktheit in ihrem Gesicht gespiegelt, dass er den Blick abwenden musste. Ohne ein Wort war sie gegangen, und da Isenhart sich vor einer erneuten Begegnung fürchtete, machte er sich vor Tagesanbruch auf.
    Die anderen schliefen noch, lediglich Gweg und Dolph begleiteten ihn eine Weile, bis sie als Zweck seines Ausflugs die Jagd ausschlossen, bei der sie üblicherweise behilflich waren, und deshalb umkehrten.
    Als Isenhart am Nachmittag Bruchsal erreichte, holte Konrad ihn ein. »Meinst du nicht, es wäre besser, wieder umzukehren?«
    »Nein«, gab Isenhart zurück.
    Anschließend überquerten sie die Alpen, schifften sich in Genova ein, erreichten auf dem Seeweg Barcelona und setzten von dort ihre Reise nach Toledo fort.
    Aber ganz so einfach war es natürlich nicht.
    Zunächst umgingen sie Mulenbrunnen in einem weiten Bogen nach Westen, wo sie sich einem Kaufmannstreck anschlossen, der Konstanz zum Ziel hatte. Ein humpelnder Alter, Johann genannt, erbat sich ihren Schutz und versprach ihnen im Gegenzug ausreichende Mahlzeiten. Denn ihren Proviant aus gepökeltem Fleisch und gesalzenem Fisch würden sie bei ihrem Vorhaben, über Milano den Hafen von Genova zu erreichen, noch bitter nötig haben.
    Kaum hatte er seinen Mund geschlossen, bot Johann ihnen ein schrecklich dünnes Männerbein dar und einen Fuß, an dem die Zehen fehlten. Sie waren ihm erfroren, als er vor gut fünf Jahren selbst Waren nach Norditalien schaffen wollte. Er hatte es nicht einmal bis zum Pass am Mons avium, dem Vogelberg, geschafft,der die höchste Stelle bei einer Überquerung auf dieser Route darstellte – jene, die Walther von Ascisberg und Günther von der Braake Isenhart empfohlen hatten.
    Die Menschen in den Gegenden, die sie auf ihrem Weg nach Süden durchstreiften, sprachen mit einem harten Akzent und rollten das »r«, als stecke es ihnen im Hals fest und als seien sie bemüht, es nicht in ihre Luftröhre hinabrutschen zu lassen. Es waren Franken. Deren Siedlungsgebiet, wusste Johann zu berichten, erstreckte sich bis hinab nach Luceria, dem südlichsten Besitz der Habsburger am Vierwaldstätter See, gleichzeitig ihr Ausgangspunkt für den Streckenabschnitt über das Alpenmassiv.
    »Du wirst Vater«, stellte Isenhart fest, »willst du bei der Geburt nicht dabei sein und Marie zur Seite stehen?«
    »Das wollte ich«, antwortete Konrad und blies die Wangen auf, »das wollte ich. Aber Marie meinte, ich kann dich nicht alleine ziehen lassen. Und was wohl mein Stammhalter von mir halten sollte, wenn er eines Tages erfährt, dass ich dich alleine hab reiten lassen.« Konrad warf ihm von der Seite einen Blick zu.
    »Was hast du mit meiner Schwester angestellt?«
    »Warum fragst du?«
    »Weil sie mich, bevor ich mir in Tutenhoven einen anständigen Gaul geliehen habe, um meine Zustimmung für die Ehe mit diesem von Vogt gebeten hat.«
    »Ich habe ihr dazu geraten«, antwortete Isenhart, was nicht ganz der Wahrheit entsprach. Konrad nickte, aber irgendetwas bereitete dem Freund trotzdem Kopfzerbrechen, es stand ihm in breiten Lettern auf der Stirn geschrieben.
    »Was ist?«, fragte Isenhart.
    Konrad richtete den Blick auf ihn. »Ich dachte … ich habe geglaubt … für mich sah es so aus, als wäre Sophia dir zugetan.«
    Isenhart deutete ein Achselzucken an.
    »Und du ihr«, fügte Konrad hinzu.
    »Sie ist von unvergleichlicher Anmut«, bestätigte Isenhart, und während er es sagte, stellte sich wie von selbst vor seinem inneren Auge das Bild Sophias ein. Das war der Punkt, an dem er beinahe die Suche nach seinem Vater und dem, was aus ihm in Toledo geworden war, abgebrochen und sein Pferd gewendet hätte.
    »Anmut«, fragte Konrad stirnrunzelnd, als sei er sich nicht sicher, ob sie über die gleiche Person sprachen, »was für eine Anmut? Die Anmut ihres Hinterns?« Er grinste breit über seinen eigenen Scherz.
    »Einem Simpel ist es eben nicht gegeben, die Welt der Anmut zu verstehen«, stellte Isenhart fest, woraufhin Konrads Grinsen hölzern wurde, »davon abgesehen bin ich ihr zugetan. Aber die Heirat mit Reimar von Vogt wird sie glücklich machen. Und ich sehe sie gerne glücklich.«
    Konrad fiel auf, dass

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