Isenhart
entgegnete Konrad.
»Man nennt mich Baba«, antwortete der Maure nach kurzem Zögern.
»Ich bin Konrad von Laurin«, gab Konrad zurück, »und mein Begleiter ist Isenhart. Isenhart … von Laurin.«
»Und was wollt Ihr hier in der Puente?«
»Wir suchen Ibn Al-Hariq«, erwiderte Isenhart und las in denAugen Babas ein vages Bedauern. Etwas trat zwischen sie. Es war, als hätte Isenhart ein unerwünschtes Thema angeschnitten.
»Und wozu?«, richtete Baba die nächste Frage an sie. Aber Isenhart verspürte kein rechtes Interesse dahinter. Ihr Gegenüber hätte ihnen ebenso gut eine Frage über das Wetter oder ihr Wohlbefinden stellen können.
»Wir wollen mit ihm sprechen«, sagte Isenhart. Er spürte, wie unsinnig die Hoffnung war, diese Worte würden das Blatt nun zum Guten wenden.
Baba musterte sie. Er mochte von einem anderen Kulturkreis stammen und statt an Gott an Allah glauben, aber seine Mimik unterlag denselben Gesetzen wie die ihre. Und deshalb war es Isenhart möglich, die Ablehnung in den Augen des Mannes zu lesen, bevor dieser sie in Worte fasste.
»Händigt mir Eure Waffen aus.«
Isenhart griff bereitwillig zum Knauf seines Schwertes.
»Nein«, sagte Konrad und straffte sich in seinem Sattel.
»Konrad von Laurin«, wandte Baba sich mit einem leichten Lächeln, dem seine Augen widersprachen, denn sie lächelten nicht, an den jungen Laurin, »wenn Ihr gekommen seid, um zu sprechen, braucht Ihr Eure Waffen nicht. Wozu wollt Ihr sie behalten?«
Diese Logik zwang Konrad in die Defensive, und da er nicht gedachte, sich hier narren zu lassen, reagierte er mit barschen Worten: »Die behalten wir, um ein paar Muselmanen einen Kopf kürzer zu machen.«
Isenhart überkam die dumpfe Ahnung, dass diese Antwort nicht unbedingt die klügste unter denen war, die zur Auswahl gestanden hatten.
Baba gab nur ein kleines Zeichen mit den Fingern seiner rechten Hand, schon sprangen die maurischen Wachmänner sie seitlich an und warfen sie aus ihren Sätteln. Isenhart stürzte hart neben Konrad auf den sandigen Grund des Burghofs, und da er mit dem Rücken aufgeschlagen war, raubte die Wucht des Aufpralls ihm kurz die Luft.
Konrad riss einen Arm hoch, doch die Mauren, die auf Babas Handzeichen reagiert hatten wie ein einziger Mann, pressten ihn wieder zu Boden.
»Tötet sie«, wies Baba seine Untergebenen an, »danach tränkt die Pferde.«
Zwei der Mauren zogen ihre Dolche und machten sich daran, ihnen die Kehlen durchzuschneiden. Konrad warf den Kopf nach rechts, Isenhart nach links, auf diese Weise konnten sie noch einen Blick wechseln.
Isenhart durchflutete ein entsetzliches Bedauern. Ja, er fühlte sich gefangen in dieser Zeit, ihm war manchmal, als müsse er ein Leben lang durch Gitter starren, doch jetzt, da die Zeit gekommen war, alledem zu entfliehen, alles weit hinter sich zu lassen und nackt vor den Schöpfer zu treten, spürte er den Willen zu leben in sich pochen.
»Sieh nur, Isenhart«, rief Konrad, der zwar lächelte, dessen Angst sich jedoch in seinen Augen spiegelte, »dies muss die viel gepriesene Tapferkeit der Mauren sein!«
Der Mann, der sein Knie auf Konrads Brust gepresst hatte, blieb unbeirrt und setzte ihm die Klinge an die Halsschlagader.
»Ich bin Isenhart von Laurin«, rief Isenhart verzweifelt.
»Noch nie von Euch gehört«, merkte Baba lapidar an.
»Er ist der Sohn von Sydal von Friedberg!«, rief Konrad, der begriffen hatte, dass es dieser Zusammenhang war, den Isenhart sich herzustellen mühte.
»Halt!«, befahl Baba daraufhin und trat näher. Der Maure musterte Isenhart neugierig, als sei er ein seltenes Insekt, hilflos auf dem Rücken liegend. »Sydal von Friedbergs Sohn«, murmelte er halblaut vor sich hin, und Isenhart deutete ein Nicken an, »wenn Ihr das seid, dann sagt mir etwas, das dies beweist.«
»Mein Vater hat mir ein Stück seiner Seele eingehaucht. Ich … ich bin ein Untoter.«
»Das untote Kind«, wisperte Baba.
Die Mauren wichen zurück.
Baba geleitete sie durch einen Arkadengang, der an einem bewachten Tor endete – dem dritten, seit sie die Burg betreten hatten.
»Ibn Al-Hariq ist tot«, eröffnete Baba ihnen und nickte den beiden Wachmännern zu, die daraufhin das dritte Tor freigaben, »aber ich bringe Euch zu seinem Vertrauten, zu Ibn Khamud. Sprecht laut zu ihm, er verliert sein Gehör.«
»Warum habt Ihr uns unsere Waffen abgenommen?«
»Es ist das Gesetz von Ibn Al-Hariq und Sydal, dass innerhalb der Festung niemand eine Waffe trägt. Bis
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