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Isenhart

Isenhart

Titel: Isenhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Karsten Schmidt
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raunte Isenhart, »deshalb die Jungfrauen.«
    Sein Gegenüber nickte.
    Kurz senkte sich Schweigen über sie. Konrad warf Baba einen Blick zu, der in stoischer Haltung wartete.
    »Ich danke Euch«, sagte Isenhart und erhob sich, aber Ibn Khamud griff in seine Gewänder und zog ein zusammengerolltes Pergament hervor.
    »Dies ist für Euch, Isenhart.«
    Isenhart griff zögerlich nach der Pergamentrolle. »Was ist das?«
    »Ich weiß es nicht, wir haben es nie geöffnet. Es ist für den Sohn von Sydal von Friedberg bestimmt. Es stammt von ihm.«
    Isenhart starrte gebannt auf die Rolle in seinen Händen. »Dann muss die Nachricht schon recht alt sein«, stellte er fest.
    »Nun, Euer Vater kam noch einmal zur Puente zurück. Das war, als er erfahren hatte, dass sein alter Weggefährte Ibn Al-Hariq im Sterben liegt.«
    Isenhart hatte das Gefühl, in eine Citrusfrucht zu beißen. Sein Mund war mit einem Schlag trocken. Konrad blickte ihn überrascht an, auch er hatte den entscheidenden Schluss bereits gezogen.
    »Sagtet Ihr nicht, Ibn Al-Hariq sei vor zwei Jahren gestorben?«
    Ibn Khamud nickte: »Das sagte ich.«
    »Aber Walther von Ascisberg hat meinen Vater doch erschlagen.«
    »Hat er das? Oder hat er es nur behauptet?«, gab Ibn Khamud zurück, und seiner Frage wohnte eine Betonung inne, die darauf verwies, welche der beiden Möglichkeiten der Blinde für wahrscheinlicher hielt.

[Menü]
26.

    aba führte sie zu ihrer Unterkunft, einem quaderförmigen Gebäude aus hellem Stein.
    »Es scheint den Muselmanen noch nicht aufgefallen zu sein, dass man bei Sonnenschein in schwarzem Leinen viel schneller schwitzt«, sagte Konrad.
    Und während Baba ihm erklärte, warum das Tragen von mehreren Schichten schwarzer, schwerer Wolle den Körper abkühlte – durch die verschiedenen Luftschichten nämlich –, hörte Isenhart nur mit einem Ohr zu.
    Einerseits konnte er es kaum abwarten, endlich die Schriftrolle zu öffnen, andererseits trat auch diese Ungeduld angesichts der Frage, weshalb Walther von Ascisberg sie alle belogen hatte, in den Hintergrund.
    Er erinnerte sich noch sehr genau an ihr Gespräch in Tutenhoven, oben bei den Tannen, Walthers bevorzugtem Platz.
    Ich habe Sydal von Friedberg am 24 . September 1172 erschlagen.
    Das waren seine Worte gewesen. Demnach wäre Isenharts Vater seit mehr als 23 Jahren tot.
    Ibn Khamud hatte ihm aber versichert, dass sein Vater vor zwei Jahren hier gewesen war, auf dem Basar des Wissens, den er einst zusammen mit Ibn Al-Hariq ins Leben gerufen hatte. Aber gesehen hatte Khamud ihn nicht. Isenhart überlegte, ob sich womöglich ein anderer Mann als sein Vater ausgegeben hatte. Doch wozu? Außerdem soll Ibn Al-Hariq noch bei Bewusstsein gewesen sein und in dem Besucher seinen alten Weggefährten Sydal erkannt haben.
    Ibn Khamud hatte jedenfalls erzählt, dass Isenharts Vater nach Al-Hariqs Tod nach Süden vorgestoßen war, in den maurischen Teil Iberiens. Monate später habe ein Vertrauter der Puente berichtet,dass er Sydal in Al-Qahira begegnet war, einer berühmten arabischen Stadt, die unter den Kreuzfahrern als Kairo bekannt war. Von Friedberg sei abgemagert, regelrecht ausgezehrt gewesen. Sein Bemühen sei es gewesen, an der Al-Azhar-Universität aufgenommen zu werden.
    Isenhart wusste mit diesem Wort nichts anzufangen: Universität. Ibn Khamud setzte ihm auseinander, dass man so Einrichtungen nennt, in denen die Wissenschaften gelehrt werden. »Junge Männer versammeln sich dort und lauschen den Koryphäen ihres Studienfaches.«
    »Auch ein Basar des Wissens«, kleidete Isenhart es in eigene Worte.
    Der Blinde nickte: »Mit dem Unterschied, dass die Puente nicht von Studenten aufgesucht wird, sondern von den Gelehrten selbst.«
    Ibn Khamud führte neben dem gesundheitlichen Zustand seines Vaters zwei weitere Gründe ins Feld, die Zweifel an von Friedbergs damaliger Verfassung begründeten. Er wollte an der Universität aufgenommen werden – zu dem Zeitpunkt war er 62 Jahre alt! Davon abgesehen war ausschließlich Muslimen der Zugang zur Al-Azhar-Universität gestattet.
    »Wenn der Verstand erlischt, ist es immer eine Tragödie«, sagte der Blinde, »aber wenn es einen so regen Geist trifft wie den Eures Vaters, dann wiegt der Verlust doppelt.«
    Danach, so Ibn Khamud, habe man nichts mehr von ihm gehört, weder durch Sydal selbst noch durch Freunde der Puente. Er habe einfach aufgehört zu sein.
    Daran erinnerte Isenhart sich, während er Baba und Konrad zu den Unterkünften

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