Isenhart
Isenhart spielerisch hervor, »aber könnt ihr auch den Preis zahlen?«
Sophia wandte sich ihm zu, der feine Wind wehte ihr die roten Strähnen in die Stirn, ihre Augen blitzten auf, als sie ihm ein frivoles Lächeln zuwarf: »Eure Entlohnung wird außerordentlich sein. Ich verspreche Euch, sie wird Euch über alle Maßen verzücken.«
In diesem Augenblick nahmen sie Hufgetrappel wahr. Isenhart zog den Stock aus dem Grund und setzte ihn an die Böschung – bereit, das Floß auf den Fluss zu stoßen. Nicht jeder, der Heiligster aufsuchte, kam als Freund.
Dann sprengte ein Reiter um die Biegung, zwang sein Pferd mit den Zügeln zu stoppen, ließ den Blick schweifen, entdeckte sie und ritt dann aufs Ufer zu.
Isenhart legte den Staken beiseite. »Ich kenne ihn«, ließ er Sophia wissen, um sie zu beruhigen.
Der Mann brachte sein Ross vor ihnen zum Stehen, die Nüstern des Pferdes blähten sich, dem Reiter rann der Schweiß über das Gesicht und den Nacken hinab. »Sucht Ihr ihn noch?«
»Jeden Tag«, sagte Sophia ruhig, und Isenhart warf ihr einen überraschten Blick zu, »wenn Ihr von Henning von der Braake sprecht.«
»Von dem spreche ich. Er ist bei Haslach. Er hat von einem befreundeten Kaufmann eine große Menge Harz erworben.«
Haslach.
Isenhart kannte die Gegend. Ein Flusstal. An einer Stelle des Flusses hatte vor vielen, vielen Jahren ein Wasserrad gestanden. Walther von Ascisberg hatte ihn als Knaben dorthin mitgenommen.
»Meine Frau, Sophia von Laurin, und unsere Tochter Lilian«, stellte Isenhart sie einander vor, »Fürst Engelhardt von Weinsberg.«
»Was werdet Ihr nun tun?«, fragte der Burgherr.
Isenhart schlug den Blick nieder. »Nun, ich bin Fährmann geworden …«, begann er zögerlich.
Aber Sophia trat vor, ihr Blick war bestimmt: »Wir bringen es zu Ende. Jetzt gleich.«
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37.
ür das Gelingen von Isenharts Plan war es unerlässlich, dass Sophia noch einmal das Habit des Benediktinerordens anlegte, sobald sie Haslach erreichten.
Der Ort selbst war klein, aber befestigt. An klaren Tagen war von hier aus der Ascisberg zu sehen, der sich in eineinviertel Meilen Entfernung erhob und früher den Weg zur Burg Laurin gewiesen hatte.
Wie durch einen Kurier von Engelhardt II . vereinbart, folgten sie dem Kirbach, bis sie ein kleines Stift erreichten, das sich noch im Aufbau befand, aber dennoch bereits zwei Dutzend Nonnen beherbergte, die bei den Bauarbeiten selbst Hand anlegten. Mitten im Wald verlief der Bach zwischen zwei Anhöhen hindurch. Dahinter, mit einer Treppe zum Fluss, war der Grundstein für das Kloster gelegt worden.
Konrad, Sophia und Isenhart saßen ab und führten ihre Pferde hinter sich her. Unten am Ufer hockte ein Mann, er mochte vierzig Lenze zählen. Er blickte zu ihnen auf und erhob sich langsam.
Sein Name war Biz. Er hatte auf sie gewartet, denn er war derjenige, der Henning von der Braake das Harz verkauft hatte, wie er ihnen bestätigte. Er beschrieb Henning und auch Simon von Hainfeld sehr genau. Isenhart hob seine linke Hand und deutete auf den Stumpf. Biz versicherte ihm, der Mann, dem er das Harz verkauft hatte, verfüge über eine identische Verstümmelung. »Hat er wirklich fünf Menschen ermordet?«
»Das hat er«, bestätigte Sophia.
»Auch unsere Schwester«, fügte Konrad mit verkniffener Miene hinzu. Er trug nun eine Narbe mehr im Gesicht. Ein rostiger Nagel, der sich im abgerissenen Bein eines Holzschemels befunden hatte, war für die Zeichnung verantwortlich, die sich vom linken Auge senkrecht bis zum Mundwinkel gebildet hatte.
Biz kannte ein paar Kartenspielertricks, in Burgund hatte er sich damit mal ein paar Monate über Wasser halten können. Konrads Gesicht riet ihm allerdings, sie besser nicht an ihm auszuprobieren. Zwar würde Konrad von Laurin, so hatte der Schmale ihn vorgestellt, den Trick mit Sicherheit nicht durchschauen. Aber derjenige, der mit ihm sprach, Isenhart, dem traute Biz es zu. Und es reichte durchaus, wenn der Kluge den Schläger auf den Betrug aufmerksam machte.
Dann war da noch die Rothaarige, Gattin des einen und Schwester des anderen. Sophia.
Sie war nicht schön, dazu war sie zu dünn. Ihr Gesicht war nicht symmetrisch, und auch Sommersprossen waren nicht jedermanns Sache. Trotzdem war sie von einer betörenden Wirkung. Die allerdings von einer jungen Nonne, derer sie gerade ansichtig wurden, bei Weitem übertroffen wurde.
Konrad erstarrte einfach, als sei er zu Stein geworden. Mitten in der
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