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Isenhart

Isenhart

Titel: Isenhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Karsten Schmidt
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Viertel des Ernteertrags kommt Heiligster zugute.«
    »Ein Fünftel.«
    »Abgemacht«, stimmte Isenhart zu.
    »Und die dritte Bedingung?«, fragte der Mann mit den ebenmäßigen Gesichtszügen, der Isenhart um einen ganzen Kopf überragte.
    »Den Almagest und die anderen elf Bücher.«
    »Bücher? Ihr könnt sie alle haben, ich kann nicht lesen«, antwortet Reimar von Vogt nicht ohne eine Prise Stolz.
    »Und den Beryll«, fiel Isenhart ein.
    »Beryll? Ein Tier?«
    »Nur ein Stück Stein«, untertrieb Isenhart.
    »Es soll Euch gehören«, versicherte Reimar ihm.
    Isenhart nickte, dann hielt er dem anderen seine offene Hand hin. »Schlagt ein, wenn das ein Handel ist«, forderte er ihn auf.
    Reimar von Vogt hob die Hand, zögerte dann aber und suchte Isenharts Blick.
    »Stimmt es, dass Ihr geflogen seid?«
    » Geflogen? Wer sagt das?«
    »Ach«, antwortete Reimar von Vogt und winkte ab, während ihm der Zweifel noch ins Gesicht geschrieben stand, »einige Leute in Spira erzählen davon …«
    »Unsinn«, unterbrach Isenhart, »wenn ich fliegen könnte, wäre ich dann noch hier? Würden meine Schwingen mich nicht längst in eine bessere Welt getragen haben?«
    »Ihr sagt es. Ihr sagt es«, brach es erleichtert aus Reimar von Vogt heraus, er konnte ein Lachen nicht mehr zurückhalten, »bei unserem Herrgott und der Jungfrau Maria, ich bin erleichtert, gebenedeit sei dein Name, Maria, du bist gebenedeit unter den Frauen.« Er schlug das Kreuz. »Ein alter Kauz erzählt, Ihr seid um den Knorrigen Alten geflogen.« Reimar von Vogt vermochte nur schwerlich ein Prusten zurückzuhalten.
    »Ich bin also geflogen?«, fragte Isenhart scheinbar amüsiert nach und beschrieb mit dem Zeigefinger einen Halbkreis in der Luft, »um einen Berg herum geflogen?«
    Von Vogt hatte sich nicht länger unter Kontrolle, er brach in schallendes Gelächter aus, in das Isenhart einfiel, sie brüllten ihre Erheiterung in die Zweige der Trauerweide. Sie lachten so sehr, dass sie feuchte Augen bekamen und Atemnot, die Tränen rannen ihnen über das Gesicht.
    »Geflogen«, japste von Vogt.
    »Um den Berg«, keuchte Isenhart, und dann krümmten sich ihre Oberkörper unter Lachkrämpfen. Isenhart beschrieb mit seinen beiden Armen Flugbewegungen, und Reimar von Vogt wäre am darauf folgenden Lachanfall um ein Haar erstickt.
    »Ich flehe Euch an, hört auf«, bat er.
    Am Abend des Tages, an dem Isenhart auf die denkbar eleganteste Art den Verdacht blasphemischer Handlungen aus der Weltgeschafft hatte, wurden sie sich einig. Tutenhoven und Heiligster wechselten die Besitzer.
    Von Vogt trabte auf seinem Maulesel davon. »Er ist also geflogen«, hörte man ihn noch eine Weile glucksen, und sein Zeigefinger zeichnete dabei den Halbkreis in der Abendluft nach.
    Isenhart musste schmunzeln.
    »Glaubst du, Walther wäre einverstanden gewesen?«
    Isenharts Lächeln wurde schmaler, er schaute zur Seite, und Sophias Blick traf ihn. In ihren Augen lag kein Vorwurf, sie fragte sich das wirklich. Die beiden standen an der Biegung des Kanals, an dem sich einst der Hühnerstall befunden hatte.
    »Ja«, antwortete Isenhart leise, »das wäre er gewiss. Er ist durch seine Schriften hier, er ist durch uns hier, und wir sind das, was wir sind, durch ihn, und er ist, was er war, durch uns, und er wird durch uns bleiben, und so sind wir alle Teil eines Ganzen. Kurz nur, aber lang genug, um eine Spur zu hinterlassen. Und Walthers Spuren sind in Tutenhoven und Heiligster.«
    »Und deine?«, fragte Sophia.
    Isenharts Miene wurde ernst, der Blick weit. »Sind in dir. Und du hast eine Spur in mir hinterlassen – und das ist es mir wert zu sein.«
    Äußerlich war ihr nichts anzumerken gewesen, aber innerlich hatte Sophia gezittert, als hätte ihr jemand in kalter, unendlicher Dunkelheit die ruhige Hand gereicht.
    Jahrelang tat sich nichts, blieb das Netz reglos.
    Aber am 19. August 1201 wurde es mitten in seinem Zentrum erschüttert.
    Isenhart setzte Vater und Sohn am Ufer ab, sie führten ihre Maultiere auf festen Grund und entlohnten ihm mit den zuvor vereinbarten Münzen. Sophia stand dort, sie hielt Lilian auf dem Arm, die ihren Vater neugierig ansah. Ihre Haare waren blond, ein Blond, das manchmal einen Schimmer trug, der ins Rötliche ging.
    Sophia hüpfte auf das Floß. »Bring uns auf die andere Seite, Fährmann.«
    »Ich muss einen Moment ausruhen«, entgegnete er außer Atem und stützte sich auf den hölzernen Stab.
    »Bitte«, bettelte Lilian.
    »Schon gut«, brachte

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