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Isenhart

Isenhart

Titel: Isenhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Karsten Schmidt
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sie auf den Schlachtfeldern des Abendlandes vervollkommnet hatten, war die Unerschrockenheit, die sie ausstrahlten. Ihre Gewissheit zu siegen war es, die ihren Schrecken ausmachte. Brabanzonen unterlagen nicht.
    Schon wichen von Owenbühls Männer zurück: nur hinaus aus dem fürchterlichen Radius der Piken.
    Konrad erschlug einen Mann mit einem Dreschflegel. »Wir müssen zurück«, rief er Isenhart im Kampfeslärm zu.
    Und natürlich hatte er recht. Die Sache war aussichtslos.
    Isenhart entdeckte Henning weiter hinten, er wurde jetzt von zwei Männern eskortiert, die Sophia in die Zange genommen hatten. Sie alle entfernten sich immer weiter vom Kampfschauplatz.
    Was war es denn, was ihn am Leben hielt? Der Traum vom Fliegen etwa? Seiner Neugierde vorbehaltlos nachgehen zu können, seine Gedanken ohne Beschränkung auf den Weg zu schicken? Sie an den Ufern der Zeit verweilen zu lassen? Was, um Gottes willen, waren denn diese Augenblicke wert, wenn er sie nicht mehr mit Sophia teilen konnte?
    Ahnte Sophia, wie gerne er sie beobachtete, wenn sie sich unbeobachtet wähnte? War sie sich der Anmut ihrer Bewegungen überhaupt bewusst? Selbst aus einem Stolpern ging sie grazil hervor. Und wenn ihr Lächeln ihn ereilte, war ihm, als spürte er es als einen warmen Punkt, der sich ausbreitete und über seine Haut fuhr. Wusste sie überhaupt, dass sie ihn auf eine Weise ergänzte, die ihn erst zu einem Ganzen machte?
    Wie sollte sie, denn er selbst begriff es erst jetzt. Hier, mitten unter jenen, die Leben nahmen, mitten in den blutigsten Momenten seines Daseins ereilte ihn diese Erkenntnis.
    Auch Henning von der Braake hatte Isenhart ergänzt, aber doch stets nur mit seinen Gedanken, mit seiner Intelligenz, während Sophia ihn dort umschloss, wohin Henning niemals würde vordringen können, in der Tiefe.
    »Wir müssen zurück!«, rief Konrad ihm abermals zu.
    »Nein«, rief Isenhart zurück. Henning von der Braake hatte ihm bereits einmal das Liebste genommen. Ein zweites Mal würde er es nicht zulassen.
    Daher stürmte er vor, bar jeder Kampferfahrung, und griff die Männer vor ihm an, die von dem Vorstoß des hageren Burschen überrascht waren und auswichen. Isenharts Schwerthieb ging ins Leere, und die Wucht, die er in den Schlag gelegt hatte, riss ihn um ein Haar von den Beinen.
    Isenhart strauchelte nach vorne, fing sich und sah sich plötzlich Simon von Hainfeld gegenüber, der mit beiden Händen einenStreithammer umklammerte. Ein schweres Stück Holz, das zum Ende hin kugelförmig zulief und mit rostigen Metallspitzen übersät war. Isenhart gelang es noch, sein Schwert in die Höhe zu reißen, um dem Schlag des Hünen wenigstens irgendetwas entgegenzusetzen. Der Streithammer fegte ihm zwar das Schwert aus der Hand, das brachte den mörderischen Hieb aber so weit vom Kurs ab, dass ihn nicht seine volle Wucht traf. An die dreißig Metallspitzen, die seinen Kopf hätten treffen sollen, rissen ihm stattdessen die Schulter auf.
    Isenhart fiel hintenüber. Der Schmerz brannte ihm vom Gelenk den Arm hinab. Von Hainfeld holte ein zweites Mal aus. Konrad schlug mit aller Kraft gegen den gepanzerten Arm des Mannes, aber die Schneide seines Schwertes war bereits zu schartig, um den Hünen ernsthaft zu verletzen, das Eisen prallte auf das Metall des Armpanzers und zwang von Hainfeld nur zu einem seitlichen Stützschritt.
    Alles Weitere sah Isenhart nur noch durch ein Knäuel aus Leibern und Beinen, die über ihn stiegen und auf ihn traten. Statt den Schlag zu erwidern, packte Hennings Begleiter Konrad und hob ihn hoch, als habe der nur das Gewicht eines Kindes. Er warf ihn einfach von sich weg, sodass auch der Stammhalter des Hauses Laurin zehn Fuß entfernt zu Boden ging.
    Wie die Wellen zweier aufeinandertreffender Meere wogten die Haufen von Owenbühls und von Vöhingens genau hier zusammen und bäumten sich auf; die Strömung riss Isenhart von Konrad fort. Mühsam kam er auf die Beine und vermied den Blick auf die eigene Schulter. Hektisch sah er sich um, doch dort, wo der Freund eben noch gelegen hatte, wüteten nun die Brabanzonen.
    »Konrad!«
    Wie befürchtet erhielt er keine Antwort. Stattdessen wurden sie zurückgedrängt, die meisten nahmen Reißaus vor den Soldrittern.
    »Kämpft, um Gottes willen!«, rief Erik von Owenbühl ihnen zu, doch Angst und Panik waren größer, und ohne zum Kampf entschlossene Männer an seiner Seite blieb auch ihm nichts weiter übrig, als zum Kirbach zurückzulaufen.
    »Konrad!«
    Erneut

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