Isenhart
Keilformation wich aus, nun allerdings im Vorpreschen so abgebremst, dass eine erneute Formierung unmöglich schien. Der eine Streiter sprang daher ab, sein Nebenmann versuchte sein Ross zu wenden und wurde hinterrücks erschlagen.
Isenhart trieb dem Mann das Schwert ins Kreuz, der im Begriff war, dem unter ihm liegenden Konrad mit der Axt den Schädel zu spalten. Erneut krachten Dreschflegel gegen die Vorderläufe seines Pferdes, das wieder stieg – und ihn dieses Mal abwarf.
»Drescht sie in Stücke!«, gellte ein heiserer Ruf über das Schlachtfeld.
Konrad kam auf die Beine. Entgegen jeder Vernunft marschierte er gegen die Feinde, wie es schien. Tatsächlich lief er lediglich Sophia hinterher. Die anderen Kombattanten wähnten in ihm ihren Herzog, jenen, der vor ihnen herzog – und folgten ihm.
»Du kannst ihn treffen!«, brüllte Konrad in den Lärm der Waffen, in das Brüllen, Schreien und Seufzen hinein. In diesem Augenblick erst begriff Isenhart, der inzwischen auch wieder auf den Beinen war, Konrads Absicht. Natürlich, er trug die Armbrust, die Walther von Ascisberg ihm vermacht hatte, stets bei sich. Und offensichtlich schätzte Konrad die Möglichkeit, sich bis zu Sophia durchzukämpfen, als unmöglich ein.
Wie auch?
All diese Männer, die sich ihnen in den Weg stellten, ahnten nicht, in welcher Mission sie unterwegs waren. Einen Mörder zu fassen, ihm sein nächstes Opfer zu entreißen, deshalb waren sie hier. Die Schlacht galt ihnen nichts, es war lediglich Hennings Eingebung zu verdanken, dass sie sich nun hier eingefunden hatten. Mit etwas Fortune hätte der Keil der Reiter sie bis zu von der Braake und seinem Adlatus geführt, das war Isenharts Absicht gewesen. Es hier zur Entscheidung zu bringen. Es hier enden zu lassen.
Der Allmächtige verweigerte ihnen dieses Glück.
Die Zahl der Angreifer mehrte sich von Augenblick zu Augenblick, die anderen Reiter wandten ihnen ihre Rücken zu, sie igelten sich ein und bildeten einen Kreis, in dessen Mitte sich Isenhart wiederfand.
»Schieß jetzt, wenn es noch einen Sinn haben soll!«, herrschte Konrad ihn an, während er ihnen mit einer beeindruckenden Schlagfolge drei Angreifer vom Leib hielt. Isenhart hatte den Bogen bereits von seinem Rücken gerissen und spannte den Bolzen.
Aber auf diesen Gedanken waren ihre Feinde auch schon verfallen. Aus nächster Nähe schossen sie Pfeile und Bolzen ab. Zwei der abgesessenen Reiter wurden schwer verwundet. Brüllend vor Schmerzen stürzten sie vor.
»Herr Jesus sei mit uns!«
Isenhart richtete sich auf, dann wischte etwas durch sein Sichtfeld, ein schmaler dunkler Streifen, der sich in Form goss, als der Pfeil seinen linken Unterarm durchschlug. Mit Mühe hielt er dieArmbrust fest und schob das Entsetzen, das er über seine Verwundung empfand, beiseite.
Isenhart visierte Henning an und feuerte den Bolzen ab, als von der Braake stoppte und sich umwandte. Der Armbrustbolzen schoss knapp an ihm vorbei und fuhr einem von von Vöhingens Gefolgsleuten in die Rippen. Henning rief Simon von Hainfeld etwas zu, der sich daraufhin umwandte und ihnen entgegenkam.
Für einen zweiten Schuss reichte es nicht mehr. Von den ehemals neun Reitern standen noch vier. Isenhart griff zum Schwert und ging mit Konrad zum Angriff über, da von Owenbühl zu ihnen durchstieß und ihnen von hinten und von den Flanken her Deckung bot.
Aber Henning zerrte Sophia weiter mit sich, weg von der Kampflinie, an der Konrad von Laurin seinem Vater alle Ehre machte. Mit kühlem Kopf und festem Stand schlug er auf die Gegner ein, täuschte sie mit einer Finte, hieb dem einen die Finger von der Hand und bohrte dem Nebenmann die Schwertspitze in den Unterkiefer. Einige Männer wichen vor ihm zurück, um die nötige Distanz für einen Pfeilschuss zu erreichen.
Doch ermutigt von den Brabanzonen, die mit ihren Piken einschwenkten und sich mit stoischer Schrittfolge näherten, warfen sich von Vöhingens Männer wieder in das Getümmel.
Unter denen, die vorwärtsdrängten, befand sich auch Simon von Hainfeld. Er und Konrad nahmen in dem unübersichtlichen Hauen und Stechen, in dem Brüllen und Wimmern, aneinander Maß.
Jede Faser Isenharts sträubte sich gegen dieses Abschlachten, während er, über tote und verletzte Leiber trampelnd, seine Position an Konrads Seite zu halten versuchte.
Ein Fehler zieht den anderen nach sich.
Von rechts griffen die Brabanzonen mit ihren Piken in den Kampf ein, und entscheidender als ihr Kriegshandwerk, das
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