Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)

dass Reynir sehr strukturiert und diszipliniert gewesen sei, was Finanzen anging. Oddur Ingi kann das bestätigen und sagt, dass Reynir trotz des erheblichen Wohlstands seiner Eltern während seiner jungen Jahre immer sehr gut mit Geld umgegangen sei. So habe er sich beispielsweise sein erstes Auto selbst gekauft, einen VW Golf GTI, als er die Fahrprüfung bestanden hatte. »Er hat seinen Eltern nicht auf der Tasche gelegen«, sagt Oddur Ingi.
Hätte Profifußballer werden können
Reynir war auch ein exzellenter Sportler. Er spielte Fußball bei Stjarnan und war einer der erfolgreichsten Torschützen des Vereins durch alle Jugendklassen hindurch. Er spielte drei Spiele in der Meisterklasse von Stjarnan in der isländischen Jugendnationalmannschaft. Geir Þór Andrésson, viele Jahre Reynirs Trainer, sagt, dass er nie genug Ehrgeiz entwickelt habe, um es im Fußball weit zu bringen, obwohl er unzweifelhaft Talent gehabt habe. »Ich hatte oft das Gefühl, dass ihm der Fußball egal war. Er hatte keine Lust, sich zusätzlich anzustrengen, sondern zog die Schule und das Gesellschaftsleben
vor. Da war natürlich nichts zu machen, aber ich bin überzeugt davon, dass er hätte Profi werden können, wenn er Interesse daran gehabt hätte.«
Mutmaßliche Verbindung zur Mafia
Reynir erhielt dennoch durch den Fußball ein Stipendium von der angesehenen Columbia-Universität in New York. Dort studierte er Volkswirtschaftslehre und lernte die US-amerikanische Finanzwelt kennen. Er war einer der Ehrenabsolventen der Universität, als er das Examen im Frühjahr 1990 ablegte. Nachdem er zwei Jahre in der Analyseabteilung bei der Riesenbank Morgan Stanley gearbeitet hatte, beschloss er, wieder nach Hause zu kommen. Bald nach seiner Rückkehr wurde allerdings klar, dass Island zu klein für ihn war. Der Geist strebte hinaus. Zu dieser Zeit öffnete sich Osteuropa, und die Regierungen der dortigen Länder begannen, staatliche Betriebe zu privatisieren, um Geld in die Kasse zu bekommen. Reynir Sveinn erwog viele Investitionsmöglichkeiten, unter anderem in Rumänien, Bulgarien und Tschechien, und engagierte sich schließlich bei dem ungarischen Glühlampengiganten Tungsram. Man machte allseits große Augen, als der junge Isländer eines der bekanntesten Unternehmen Ungarns aufkaufte. Viele hatten eifrig mitgeboten, doch am Ende hatte Reynir die Nase vorn, nach einem langen und harten Ausschreibungsmarathon. Es
wurde bisher noch nicht öffentlich gemacht, wie Reynir es fertigbrachte, Tungsram zu kaufen. Das Unternehmen war milliardenschwer, als er es kaufte, und es war bekannt, dass er wenig bis gar kein Geld für Geschäfte dieser Größenordnung zur Verfügung hatte.
Vor einigen Jahren kursierte das hartnäckige Gerücht, dass die russische Mafia bei den meisten seiner Geschäfte hinter Reynir stünde. Reynir hat dem stets strikt widersprochen, und es gelang nie, Verbindungen zwischen ihm und der Mafia nachzuweisen. Tungsram indessen stellte sich als eine rentable Investition heraus, denn als er das Unternehmen nach neun Jahren, 2004, wieder verkaufte, kassierte er dem Handelsweb Bloomberg nach vierzig Milliarden.
Der einzige auf der Forbes-Liste
Um die Jahrtausendwende investierte Schei Sports, eine Gesellschaft aus seinem Portfolio, in die französische Sportartikelladenkette Monde du Sport. Das Unternehmen betrieb sechshundertzwanzig Sportartikelgeschäfte in ganz Frankreich und florierte prächtig. Reynir Sveinn verkaufte das Unternehmen 2007. Es wurde nicht bekannt, wer der Käufer war, und der geschätzte Gewinn wurde auch nicht angegeben. Reynir Sveinn ist der einzige Isländer, der auf die berühmte Forbes-Liste der reichsten Personen der Welt aufgenommen wurde. 2003 rangierte er auf Platz 350 und
2008 immerhin noch auf Platz 405. Seine Besitztümer wurden damals auf zwei Milliarden Dollar geschätzt, umgerechnet 160 Milliarden Kronen.
Die Mädchen Elton John und Eminem sangen auf Geburtstagsparty
Reynir Sveinn Reynisson flog hoch. Die meisten Isländer können sich an die Fotos zu seinem vierzigsten Geburtstag erinnern, den er in einem Schloss in der Nähe von Paris feierte. Um die Geburtstagsgäste hin- und zurückzufliegen, wurden Düsenjets gemietet. Alles schwamm in Champagner und Kaviar. Der US-amerikanische Rapstar Eminem trat am letzten Abend für die Gäste auf. Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, kam Reynir am letzten Abend mit Elton John zur Geburtstagsfeier geflogen. In einem Helikopter landeten sie auf