Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)

Fahrer. Das Gesicht ist nicht deutlich zu sehen, da er eine Sonnenbrille trägt, aber er hat eine große,schwarze Sonne auf der rechten Seite des Halses eintätowiert. Ein Hinweis, der ihnen helfen könnte, den Mann zu finden. Er druckt das Bild aus. Das muss bis morgen früh warten. Jetzt ist sowieso überall geschlossen, denkt er und gähnt. Er ist geschafft, aber zufrieden nach dem anstrengenden Arbeitstag. Er blickt an sich herab und bleibt an seinem dicken Bauch hängen. Er ist nun bestimmt nicht mehr attraktiv genug. Er wird sich daranmachen, seine Angelegenheiten zu bearbeiten, auch mal ein Auge auf andere Mädchen werfen als auf Nanna, die ihm so übel das Genick gebrochen und ihn gedemütigt hat. Er wird anfangen zu joggen, aufhören, Junkfood zu essen, und überhaupt besser auf sich achten. Bald …

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    Reykjavík, Montag, 17. Mai 2010
     
    Wie ich sehe, hat der alte Hörði gestern nicht untätig herumgesessen, denkt Gunnar Finnbjörnsson, als er sich auf seinem Laptop durch die Onlineausgabe von
Dagblaðið
klickt. Er sitzt zu Hause mit der ersten Tasse Kaffee des Tages und schaut aus dem Fenster in die Morgensonne. Fertig mit seiner Fünfkilometerrunde, die er jeden Morgen läuft. Drinnen wie draußen könnte man eine Stecknadel fallen hören. Alle schlafen noch. Nur er, die Tasse und der Computer. Schöner kann es gar nicht sein. Wie zum Teufel sind sie an diese Informationen gekommen? Wer hat das eigentlich durchsickern lassen? Auf der Titelseite des
Dagblaðið
steht:
Milliardär ermordet
     
     
erstochen mit einem Messer
tot aufgefunden im Heißen Pott
entdeckt von der Mutter

 
     
     
    Er blättert weiter, bleibt an einem Porträt über Reynir Sveinn hängen, sieht auf die Uhr. Es ist fünf Minutennach sechs. Noch eine halbe Stunde. Am besten, er gibt sich einer kleinen Lektüre hin und informiert sich etwas über den Mann.
     
Milliardär mit Verbindungen zur Mafia
Einer der begehrtesten Junggesellen des Landes, der Milliardär und Goldjunge Reynir Sveinn Reynisson, den man in der Nacht zum Sonntag ermordet aufgefunden hat, wurde im Juli 1967 in Reykjavík geboren. Er ist der Sohn der Eheleute Reynir Jónsson und Bára Reykdal und hat eine Schwester, Regína, die heute dreißig Jahre alt ist. Reynir war kurz vor seinem Tod von ihrer Hochzeit mit Páll Valdimarsson zurückgekommen. Bára ist die Tochter des früheren Unternehmers Sveinn Reykdal, seinerzeit einer der aktivsten Großhändler des Landes. Reynir, sein Schwiegersohn, übernahm den Betrieb nach Sveinns Tod im Jahre 1985. Nach einigen erfolgreichen Jahren verlor Reynir senior jedoch den Großhandel aufgrund unbeglichener Handelsabgaben. Über diese Angelegenheit wurde in den Medien eingehend berichtet, was für die Familie sehr schwierig war.
Große Ambitionen
Reynir wuchs in Garðabær auf und besuchte die Garða-Schule und die Flata-Schule. Ólafur Örn Gíslason, sein früherer Lehrer in der Garða-Schule, beschreibt
ihn als einen ausgesprochen intelligenten und umgänglichen Schüler. »Natürlich hat er auch Unruhe verbreitet, so wie andere Jungen auch, doch das, was einen vielleicht am meisten verblüffte, war, wie ungeheuer schnell er sich Neues aneignete. Ich kann nicht gerade sagen, dass es mich überrascht, wie weit er es gebracht hat. Es stellte sich beizeiten heraus, dass er große Ambitionen hegte.«
Die Mädchen waren verrückt nach ihm
Reynir war immer schon ein großer Herzensbrecher. Oddur Ingi Einarsson, ein Jugendfreund Reynirs, sagt, er sei seit frühester Jugend von schönen Mädchen umringt gewesen. »Er hatte den Dreh irgendwie raus. Die Mädchen im Viertel waren ihm alle verfallen. Wir Übrigen hatten keine Chance«, sagt er und lacht.
Kaufte sich selbst einen Golf
nach der Fahrprüfung
Reynir besuchte nach der Flata-Schule das Wirtschaftsgymnasium und bestand die Abschlussprüfung mit Auszeichnung, auch wenn der Unterricht häufig hinter gesellschaftlichen Verpflichtungen zurückstehen musste. Er war in seinem letzten Jahr Vorsitzender der Schülervertretung und betrieb zugleich den Tanzclub Havanna in der Innenstadt, der zu der Zeit als in galt. Vielleicht stellte er dort erstmals unter Beweis, dass er
das Zeug zu einem guten Geschäftsmann hatte. Er betrieb den Club mit großem Einsatz und hinterließ ein florierendes Unternehmen, als er es abgab, etwa zur gleichen Zeit, als er das Examen am Wirtschaftsgymnasium absolvierte. Jón Ívar Margeirsson, der mit ihm im Havanna zusammenarbeitete, berichtet,