Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)
und mit einem der Kriegsherren dort in Streit geraten und dann getötet werden«, sagt Reynir lachend.
»Nein, nein, ich hab das alles auf der Reihe. Das geht alles in Europa vonstatten. Ich habe einen Freundin Belgien, der über das Ganze in- und auswendig Bescheid weiß. Mit Diamanten haben wir, falls doch mal alles andere zusammenbricht, eine eiserne Reserve, von der niemand außer uns auch nur die leiseste Ahnung hat.«
»Wie viel würden wir dafür einsetzen?«
»Ich hab mir gedacht, den Gewinn, den Stoneroses Holding im letzten Jahr vom Glaciers Capital Fund eingefahren hat. Das sind zehn Milliarden.«
»Wie findest du das, Nonni?«, fragt Reynir.
»Das ist eine gute Idee. Ich glaube an Geld, cash is king. Und das klingt verdammt spannend.«
»Und wie soll das ablaufen?«, fragt Reynir.
»Das ist die leichteste Sache der Welt, wenn man die richtigen Kontakte hat. Es geht darum, auf dem Schwarzmarkt große, ungeschliffene Rohsteine zu kaufen, so um fünfundzwanzig Karat, sie von den fähigsten Diamantenschleifern der Welt schleifen zu lassen und sie dann in ein Bankfach in der Schweiz zu überführen. Der ganze Prozess um die Diamanten läuft in Antwerpen ab.«
»Klingt nach einer guten Idee. Ich bin dabei«, sagt Reynir.
»Und was wäre meine Aufgabe?«, fragt Jón.
»Du würdest das Geld von Luxemburg nach Antwerpen zu unserem Verbindungsmann dort bringen und dann die Diamanten zurück in die Schweiz. Esdauert vielleicht ein halbes Jahr, die Diamanten zu kaufen und schleifen zu lassen. Du musst in der Zeit vielleicht zwanzig Mal hin- und zurückfahren.«
»Kein Problem für mich«, erklärt Jón Þorbergur.
»Steht uns denn noch etwas im Wege, um mit den Vorbereitungen zu beginnen? Ich nehme Kontakt zu meinem Mann in Antwerpen auf, und Nonni beginnt, in Lux Geld abzuheben. Hast du nicht einen guten Geldschrank im Büro?«, fragt Steinn Þorri.
»Doch, top of the line.«
»Also machen wir jetzt in Diamanten, Jungs. Cheers!«, sagt Steinn Þorri.
»Cheers«, stimmen die beiden anderen ein, und die Kristallgläser klingen.
14
Reykjavík, Donnerstag, 20. Mai 2010
Hörður Sveinsson sitzt in seinem Redaktionsbüro. Es ist acht Uhr, und er ist gerade zur Arbeit erschienen. Sein Telefon klingelt, und er sieht, dass der Herausgeber der Zeitung, Arnar Einarsson, in der Leitung ist. Er kann sich genau denken, worum sich das Telefonat drehen wird.
»Hallo«, sagt Hörður.
»Sei gegrüßt, Hörður. Ich muss eine ernste Angelegenheit mit dir besprechen.«
»Ach! Um was geht es? Verkauft sich das Blatt neuerdings zu gut?«, fragt er ironisch.
»Nein! Es geht um die Titelseite von heute. Diese Darstellung ist natürlich unverantwortlich. Einen verstorbenen Mann zu bezichtigen, mit der Mafia in Verbindung zu stehen, ist die reinste Verleumdung. Mir ist versichert worden, dass das weder Hand noch Fuß hat«, sagt Arnar.
»Wer sagt das? Vielleicht dein Freund da, der alte Vogel, der Reynir, der Vater von dem Typen? Das ist allerdings ein ganz neutraler Mensch.«
»Ja, inzwischen haben mich viele heute Morgen kontaktiert und gefragt, wie es angehen kann, dass wir eine derart üble Nachrede auf der Titelseite bieten. Ich bin nun mal Herausgeber dieser Zeitung. Ich werde mich wohl zu ihrem Inhalt äußern dürfen.«
»Ach komm, nun mach mal halblang. Du weißt doch selbst, dass du nur anrufst, wenn es um irgendwelche von deinen Freunden geht. Sonst höre ich nichts von dir. Und das ist nun einfach mal so gewesen, und in den meisten Häusern würde man das für eine gute Meldung halten. Der Typ hat Geschäfte mit der Mafia gemacht, und die Polizei ermittelt in dem Fall. Ob es dir oder deinem Freund Reynir nun passt oder nicht.«
»Ich als Herausgeber kann diese Darstellung nicht unterschreiben. Und dass du die Verantwortungslosigkeit hattest, die Meldung von Sigríður Finnsdóttir verfassen zu lassen … Du weißt, dass sie die Schwester von Guðjón ist, dem Journalisten vom Wirtschaftsblatt, der Reynir Sveinn noch nie wohlgesonnen war. Er hat ihn in einem fort verunglimpft. Es ist offensichtlich, dass sie miteinander geredet haben.«
»Bist du jetzt völlig übergeschnappt? Lässt du dich ganz von der Paranoia packen? Glaubst du, das ist eine Verschwörung? Welche Rolle sollte es spielen, dass sie seine Schwester, Tochter, Mutter oder Oma ist«, entgegnet Hörður mit nun lauterer Stimme.
»Also, ich wollte nur meine Unzufriedenheit mit der Darstellung zum Ausdruck bringen. Ich werde
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