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Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Titel: Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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schliefen. Dass sie keine Spiegelbilder hatten. Ihre Abneigung gegen Knoblauch, Eisenhut und Kreuze. Särge. Pflöcke. Der Rektor fiel mir wieder ein. Er hatte seine Rede bei hellem Tageslicht gehalten. »Dass sie beispielsweise nur nachts unterwegs sind.«
    »Du hast es selbst gesagt. Gerüchte. « Sie zuckte mit den Achseln. »Das meiste davon ist Blödsinn. Hat sich irgendwann verbreitet und lässt sich nicht mehr ausrotten. Genau wie dieser Promi-Klatsch. Vampire schlafen nicht in Särgen. Die schlafen überhaupt nicht, wenn du es genau wissen willst.« Sie machte eine nachdenkliche Pause. »Obwohl sie tatsächlich gern abhängen, wenn sie satt sind.« Sie las die Frage in meinen Augen und nickte. »Ja, sie trinken Blut. So wie wir ihr Blut trinken.«
    »Das Zeug, das wir im Flugzeug bekamen?« Ich schüttelte mich.
    »Es macht euch stärker.« Das kam total nüchtern, als wollte sie unterstreichen, dass sie kein Huch- und Hach-Getue zu diesem Thema duldete. »Wenn ihr überleben wollt, trinkt ihr und stellt keine Fragen.«
    Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen. Wie war das auf dem Flug hierher gewesen? Ich hatte mich nach der »Erfrischung« tatsächlich stärker, mutiger, lebendiger gefühlt.
    Mit einem Seufzer schob sie ihren Teller zurück und machte es sich noch einmal auf ihrem Stuhl bequem. »Aber wie du weißt, enthalten Gerüchte oft ein Körnchen Wahrheit. So stimmt es beispielsweise, dass sie bei hellem Tageslicht nicht sehr gut sehen.« Ihr Blick wanderte zu einer Fensterreihe am anderen Ende des Speisesaals und dem schiefergrauen Himmel dahinter. »Deshalb leben wir auf dieser trüben Scheißinsel«, murrte sie. »Es gibt hier nur zwei Tageszeiten. Dämmerung und Dunkelheit.«
    »Sind sie unsterblich? Kann man sie –« Ich senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Kann man sie töten?«
    »Ein Pflock durchs Herz erledigt sie, das stimmt schon.« Sie nahm noch einen Schluck Tee und runzelte die Stirn, weil er inzwischen kalt war. »Aber ansonsten leben sie endlos weiter. Ich weiß nicht, wie du darüber denkst, aber mich treibt das zum Wahnsinn.«
    »Wann kriege ich andere Vampire zu Gesicht?« Ich dachte an den Dämon im Mondlicht. Er war mir wie ein Wesen aus der Anderwelt erschienen, und ich konnte mir gut vorstellen, dass er unsterblich war. Waren alle Vampire wie er? Der Gedanke, dass sich die Jungs am anderen Ende des Speisesaals irgendwann in solche unirdischen Wesen verwandeln könnten, bereitete mir Schwierigkeiten. »Wie erkenne ich einen Vampir? Kann man das einfach so … sehen?«
    »Oho.« Sie lachte leise. »Keine Sorge, das siehst du sofort. Und du wirst schon bald genug andere Vampire zu Gesicht bekommen.« Sie warf einen Blick zum Ausgang und nickte. »Aber nun ist Schluss mit der Fragestunde. Es wird Zeit für deinen ersten Schultag.«
    Ich folgte ihrem Blick und spürte, wie sich meine Brust zusammenzog. Ronan. Er kam auf uns zu, und er sah verdammt gut aus. Das dunkle Haar war zurückgekämmt und noch ein wenig feucht, als käme er gerade aus der Dusche. Und er hatte sich rasiert, was die Konturen seines kräftigen Grübchenkinns noch betonte. Wichser.
    Mein Blick wanderte zum Tisch der Jungs und wieder zurück. Die Vampir-Azubis kamen mir plötzlich wie eine Rasselbande vor. Süß, aber eben nur Kinder. Ronan dagegen war ein Mann .
    Und er fand mich wahrscheinlich ebenso unreif und kindisch wie diese halbwüchsigen Kids. Unreif, kindisch und leichtgläubig. Ich zuckte beschämt zusammen.
    Er wechselte im Vorbeigehen ein paar Worte mit jeder der Aufseherinnen. Seine Haltung war lässig und selbstbewusst. Er trug Jeans und einen an Brust und Armen eng anliegenden moosgrünen Pullover. Am Vortag, als er nur ein T -Shirt anhatte, war mir gar nicht aufgefallen, dass er so breite Schultern besaß. Und dieses Grün musste hammermäßig zu seiner Augenfarbe passen. Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen stieg.
    Jetzt schlenderte er auf uns zu. Ich durfte nicht vergessen, dass er und Amanda eng befreundet waren. Dass er ihretwegen an unseren Tisch kam.
    Wichtiger noch, ich durfte nicht vergessen, dass ich nur deshalb hier war, weil er mich ausgetrickst hatte. Wie konnte ich jemals einem Typen vertrauen, der durch eine leichte Berührung mein Denken ausschalten konnte?
    Ich starrte nervös mein Frühstück an. Ich war noch nicht fertig, aber ich brachte jetzt keinen Bissen herunter. Ich schob das Tablett weg.
    »Du musst trinken.« Amanda schubste es wieder vor mich hin. Ich starrte

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