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Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Titel: Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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entdeckte?«
    Seine Bemerkung brachte mich in die Wirklichkeit zurück. Ich blieb stehen. »Sie meinen Ronan? Den würde ich eigentlich nicht als armselig bezeichnen.«
    Master Alcántaras Miene wurde hart, und seine Stimme klang auf einmal schärfer. »Acari, ich befahl dir, dich zu setzen.« Sein Stimmungswechsel kam so unvermittelt, dass er mich erschreckte.
    »Jawohl, Master Alcántara«, sagte ich, und das klang, als stünde ich unter Hypnose. Mein Verstand beobachtete, wie mein Körper mechanisch Platz nahm.
    »Ich warne dich, Acari. Verliebe dich nicht in deinen Sucher.«
    Ich räusperte mich. Ein Gefühl der Hilflosigkeit hatte mich erfasst. »Ich bin nicht in Sucher Ronan verliebt.«
    »Glaubst du wirklich, er sei dazu fähig, dich unter all den Mädchen auf der Welt zu finden?«
    »Aber das bedeutet …« Das bedeutete, dass mich ein Vampir gefunden hatte. Auserwählt hatte. Dieser Vampir.
    Ronan hatte mir verraten, dass er den Auftrag erhalten hatte, nach mir Ausschau zu halten. Nun wusste ich also Bescheid. Es war Master Alcántara gewesen, der Interesse für mich bekundet hatte.
    »Verständnis erhellt deine Züge wie die Sonne den Himmel.« Er hob mit einem Finger mein Kinn an. Angst durchzuckte mich. Er konnte mir den Hals brechen, so leicht und gedankenlos, wie er eine Blume pflückte.
    Ein leises Lachen kam tief aus seiner Brust. »Ich lese deine Gedanken wie in einem offenen Buch. Du wirst lernen müssen, dich zu verstellen. Warum plötzlich so schweigsam, Annelise? Hast du mir nichts zu sagen?«
    Was sollten all die Worte, mit denen er mich überfiel? Sie erschreckten und ängstigten mich. »Ich bin … nur etwas verwirrt. Ich meine, sicher gibt es genug andere Mädchen auf der Welt, die eine Menge von Mathematik verstehen.«
    »Keine ist wie du.« Er legte den Kopf schräg und sah mich prüfend an. Seine Schmeicheleien waren mir mehr als unangenehm. »Du schlägst sie alle. Ich habe jahrhundertelang hübsche Dummchen ertragen. Oder Mädchen, deren sprühender Geist durch ein abstoßendes Aussehen zunichtegemacht wurde. Oder Amazonen, denen es zwar nicht an Kraft und Kampfgeist, wohl aber an Schönheit und Anmut mangelte.«
    Ich starrte stumm vor mich hin. Was hätte ich zu dieser kleinen Offenbarung auch sagen sollen? Danke, ich finde Sie auch klug und gut aussehend?
    »Aber du, cariño , du besitzt einen leuchtenden Verstand. Du bist ein Rohdiamant von ungeheurer Strahlkraft. Dein Mut, deine Härte … Aufgewachsen in einem Treibhaus der Gewalt, hast du dich zu einer Rosenknospe mit tödlichen Dornen entwickelt.«
    »Danke …« Meine Stimme versagte. Ich war unsicher, was ich tun sollte. Unsicher, was von mir erwartet wurde. Ich setzte zum Sprechen an, fand aber nicht die richtigen Worte.
    »Erschrecke ich dich mit meiner Rede? Ich nehme an, du bist den Umgang mit Männern nicht gewohnt.«
    »Genau.« Ich atmete tief durch. Vielleicht konnte ich mich an diesen Gedankengang klammern. »Genau das ist es.«
    Und wenn wir schon beim Thema waren – wo blieb Yasuo? Es musste inzwischen weit nach Mitternacht sein. Hatte er Master Alcántara gesehen und die Flucht ergriffen? Ich war völlig allein mit dem Vampir, und die Anspannung erstickte mich fast.
    »Ich habe im Allgemeinen wenig Kontakt zu Jungen«, fügte ich hinzu.
    Ich betete, dass der Blick, den er mir zuwarf, mehr von der Sorte freundlicher Onkel war und nicht unbedingt hieß: Das unschuldige Lämmchen schnappe ich mir!
    Master Alcántara betrachtete verträumt den Mond. »Wie viele Nächte habe ich unter diesem Himmel verbracht! Wie viele Sterne haben ihre Kreise über mir gezogen!« Sein Blick kehrte zu mir zurück, hielt mich fest. »Und nun sitze ich hier an deiner Seite.«
    Scheiße. Von freundlicher Onkel keine Spur!
    Ich löste mich mühsam aus seinem Bann und starrte zu den Sternen hinauf. Starrte irgendwohin, nur nicht in die Augen des Vampirs. Ich musste bei klarem Verstand bleiben. Dieses Drehbuch konnte nicht gut ausgehen. Ich kannte die alten Filme. Wann immer Dracula scharf auf ein Mädel war, endete das mit einer Blutsaugerei.
    »Vielleicht bedeutet das, dass du dazu ausersehen bist, meinen Preis zu gewinnen«, grübelte er.
    Ich spürte, wie mich der Vampir hypnotisierte, aber ich stemmte mich mental gegen ihn, nahm alle Kräfte zusammen, um meinen Verstand aus der Spirale zu befreien, die mich immer tiefer zog. »Das wäre schön«, entgegnete ich so neutral, als spräche ich mit irgendeinem Dozenten. »Ich habe in

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