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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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schlichten Geschenke. Sie hatte schließlich schon Smaragde und Perlen bekommen, ohne mit der Wimper zu zucken, und jetzt traten ihr Tränen in die Augen wegen eines Paares Kaninchenfellstiefel. Wenn sie so etwas in Chicago tragen würde, würde sie ausgelacht werden. Aber Chicago war weit weg. Und jetzt lachte niemand.
    „Gut.“ Er beugte sich vor und nahm einen bestiefelten Fuß zwischen seine Hände, stellte ihn sich auf den Oberschenkel.
    Unwillkürlich machte sie sich steif.
    „Ganz ruhig. Ich will sie Ihnen nur binden.“ Mit ruhigen, geschickten Bewegungen band er die Stiefel mit zwei langen Lederbändern im Mokassin-Stil.
    Deborah erfasste eine seltsame Faszination, und ihr wurde mit einem Mal ganz heiß – sie konnte nichts dagegen tun. Es war sinnlos, es zu leugnen. Seine Berührung weckte in ihr die Neugier, wie es wohl wäre, wenn sie ihn berührte.
    Ohne etwas von ihren Gedanken zu ahnen, stellte er ihren Fuß wieder ab, stand auf, holte ihren Mantel und reichte ihn ihr, bevor er seinen eigenen überwarf. „Ich möchte Ihnen etwas zeigen.“
    Sie zögerte, bevor sie nach draußen trat. Sicher, sie hatte sich oft genug gewünscht, einen Spaziergang zu unternehmen, aber immer geglaubt, sie würde erfrieren, bevor sie mehr als zehn Schritte gemacht hatte. Jetzt jedoch, mit Tom schien es mit einem Mal möglich zu sein. Alles schien möglich zu sein.
    Eine weitere Überraschung erwartete sie dort. „Oh“, flüsterte sie, und ihr Atem stand als Wolke in der eisigen Luft. „Sie haben einen Weg freigeschaufelt.“
    Er hatte einen langen schmalen Streifen Schnee geräumt und einen Pfad geschaffen, der von der untersten Stufe der Veranda zum Waldrand führte, in die Marschen und zum Seeufer. Smokey rannte nach draußen, lief voraus. Tom hielt ihr eine große behandschuhte Hand hin, als sie die Stufen hinab kam, und ohne lange darüber nachzudenken, legte sie eine Hand in seine. Trotz der dicken Handschuhe, die sie beide trugen, spürte sie ein angenehmes Kribbeln. Sobald er seine Finger um ihre geschlossen hatte, wurde ihr die intime Geste zu viel, und sie zog ihre Hand weg.
    Aber sie lächelte, als sie zum Wald gingen. Sie konnte mühelos auf dem Weg laufen, denn ihre neuen Stiefel und Handschuhe hielten sie warm. Sie wandte ihr Gesicht der Sonne zu und bewunderte das strahlende Blau des Himmels.
    Der Wald glich einem Kristallpalast. Gefrorene Zweige formten ein Kuppeldach über dem Weg, den er freigeräumt hatte, und als Deborah unter den Bogen trat, bildete sie sich ein, Magie läge in der Luft. Obwohl es erst später Nachmittag war, stand die Sonne schon niedrig am Himmel, malte rosa Strahlenfächer auf den Weg. Der Schneeteppich glitzerte wie Diamanten. In den Eiszapfen an den Bäumen spiegelten sich die Sonnenstrahlen und brachen sich in allen Farben des Regenbogens auf dem reinen weißen Schnee. Das gelegentliche Gezwitscher eines Fichtenzeisigs oder das Knacken der Birkenzweige im Wind waren die einzigen Geräusche und unterstrichen die gedämpfte Stille der Winterwelt nur.
    In stiller Verwunderung gefangen ging Deborah über den Pfad, den Blick hoch zu den Baumwipfeln gehoben. Ein Gefühl von Ruhe überkam sie und Ehrfurcht. „Ich bin früher immer Weihnachten in die Kirche gegangen, um zu sehen und gesehen zu werden“, erklärte sie, flüsterte, ohne sagen zu können, warum. „Aber das hier ist viel herrlicher als irgendeine großartige Kathedrale, die je von Menschenhand erschaffen wurde.“
    „Ich kann nicht behaupten, dass ich je in einer Kathedrale gewesen wäre.“
    „Sie sind in einer“, erwiderte sie und drehte sich langsam im Kreis, den Kopf im Nacken, um die Baumwipfel über ihr zu betrachten. „An einem Tag wie diesem kann ich glauben, dass unser aller Retter geboren wurde. Und das meine ich auch so“, sagte sie, versuchte nicht zu lachen über den Ausdruck auf Toms Gesicht. In der Stille klang ihre Stimme laut. „Danke“, sagte sie. „Für das alles hier.“
    „Gern geschehen.“
    „Aber ich fühle mich schuldig, weil ich kein Geschenk für Sie habe, und das tut mir leid.“
    „Oh doch, aber sicher. Eine gute Mahlzeit, und außerdem sah es so aus, als hätten Sie die Wäsche gemacht.“
    Ihr fiel wieder der Grund für den Waschtag ein; sie biss sich auf die Unterlippe, war peinlich berührt. „Vielleicht gibt es doch ein Geschenk für Sie“, sagte sie. „Nun, nicht wirklich. Aber etwas, das Sie vielleicht … wissen wollen.“
    „Ja?“
    Sie konnte sich nicht

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