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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Ihrem Vater nicht gleichgültig ist.“ Er musterte sie abschätzig. Ihr Teint war blass, beinahe durchscheinend, und in ihrer zerbrechlich wirkenden Zierlichkeit erinnerte sie ihn an eine Gewächshausorchidee. In den vergangenen Tagen waren die Schatten unter ihren Augen immer dunkler geworden, und ihr zerrissenes Kleid schien lockerer um ihre zarte Gestalt zu hängen.
    Er musste wieder an den Schmetterling denken. „Was meinen Sie mit krank?“, fragte er noch einmal.
    „Ich leide unter Seekrankheit.“
    „Lightning Jacks Tee sollte dagegen doch helfen.“
    „Es hilft mir aber nicht.“
    „Was dann? Sagen Sie es mir, Prinzessin.“
    Sie blickte ihm geradewegs in die Augen. „Ich brauche ein Bad und frische Kleidung und eine echte Matratze zum Schlafen und etwas Anständiges zu essen …“
    „Entschuldigen Sie bitte, ich muss erst nach den Dienstboten läuten“, erwiderte er.
    „Sie haben gefragt“, entgegnete sie.
    Tom nahm sich einen Zwieback, fand, so schlecht schmecke er nicht. „Wovon ernährt eine Debütantin sich eigentlich?“
    Sie rümpfte die Nase. „Ich bin keine seltene Hundezüchtung, die eine besondere Diät benötigt.“
    „Dann essen Sie den verdammten Zwieback.“
    „Nein.“ Sie schlang die Arme um den zotteligen kleinen Köter.
    Tom stützte sich mit beiden Händen flach auf den Tisch und beugte sich vor.
    „Wenn Sie denken, ein Hungerstreik würde mich dazu bewegen, Sie gehen zu lassen, irren Sie sich gewaltig.“
    „Wenn ich verhungere, wird mein Vater …“
    „Was?“ Ein bitteres Lächeln spielte um seinen Mund. „Mich jagen und am Ende töten? Ich wünschte, das würde er wagen.“
    Sie betrachtete ihn mit einem bohrenden Blick aus ihren blauen Augen, der ihn auf eine Weise berührte, die er sich nicht erklären konnte. „Ich denke, es wird Zeit, dass Sie mir ein paar Dinge erklären.“
    „Ich werde Ihnen rein gar nichts erklären.“
    „Dann werde ich auch nichts essen“, erwiderte sie.
    Er biss sich auf die Zunge, damit ihm nicht ein Fluch entfuhr, von dem ihr die Ohren klingen würden, setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber und hielt ihr die Zwiebackdose hin. „Sie essen einen davon, dann beantworte ich eine Frage.“
    Abwägend wie ein erfahrener Glücksspieler schaute sie ihn an. „In Ordnung.“ Ohne auf ihre Hand zu sehen, nahm sie einen Zwieback aus der Dose und verzehrte ihn rasch und restlos. „Erste Frage.“ Sie rieb sich die Krümel von den Fingern. „Warum halten Sie und Lightning Jack meinen Vater für einen Mörder?“
    Er konnte an der Art und Weise, wie sie das sagte, erkennen, dass es ihr schwerfiel, die Worte auszusprechen. In der Stille, die auf ihre unverblümte Frage folgte, hörte er die Wellen gegen den Schiffsrumpf klatschen, und das Säuseln des Windes in den Seilen, die den Schornstein hielten. „Weil es die Wahrheit ist“, sagte er. „Arthur Sinclair ist für den Tod von sieben Menschen verantwortlich, und Jack und ich waren Zeugen von allen.“
    „Wenn das so ist“, wandte sie ein, „dann ist das doch ein Fall für die Behörden und die Polizei statt für ein Paar von … von …“ Sie starrte ihn einen Moment lang nachdenklich an. „Ich weiß nicht, was Sie sind … außer ein Entführer.“
    „Lightning Jack ist der Besitzer und Skipper dieses Bootes. Ich bin …“ Er machte eine Pause, um zu überlegen, wie er seine Antwort formulieren sollte. Was war er eigentlich? Er wusste, was er gewesen war. Als junger Mann hatte er als Lightning Jacks Geschäftspartner gearbeitet, in den fischreichen Gewässern des Lake Superior die Netze ausgeworfen und den Fang in die großen Städte verkauft. Dann war der Krieg gekommen, und er war auf die Suche nach Abenteuern gegangen. Er hatte sich von der Armee anwerben lassen, da er so dumm und blauäugig gewesen war, zu glauben, dass ihm das Soldatenleben die Welt eröffnen und das zeigen würde, von dem er gedacht hatte, dass es ihm in seinem Leben fehlte.
    Was er stattdessen erlebt hatte, war ein Albtraum gewesen, der alles überstieg, was er sich je hätte vorstellen können. Er war aus dem Krieg zurückgekehrt und hatte mehr gesehen, als er je hätte sehen sollen. Er war unruhig und schreckhaft gewesen – als ob seine Seele nie wieder zur Ruhe kommen würde. Einzig das Geschenk Asas, dessen Obhut ihm von seinem sterbenden Freund anvertraut worden war, hatte Tom helfen und heilen können. Er und der Junge hatten ihr Leben auf Isle Royale gemeinsam neu aufgebaut, der Rhythmus ihrer

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