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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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den Morgenkaffee kochte, schien er vollkommen entspannt zu sein.
    Die ganze Szene hatte etwas Häusliches, was ihr unbehaglich war. Sie hatte sich nie sonderlich dafür interessiert, wie andere Menschen ihren Tag begannen, hatte nie darüber nachgedacht. Dieser beschauliche Zustand kam ihr angesichts ihrer außergewöhnlichen Lage äußerst seltsam vor.
    Er blickte auf. „Der Kaffee ist beinahe fertig.“
    „Äh, danke.“ Sie setzte sich an den Tisch, und da es keine Servietten gab, wusste sie nicht, was sie mit ihren Händen anfangen sollte, weswegen sie sie einfach im Schoß faltete.
    Tom goss sich eine Tasse Kaffee ein und setzte sich ebenfalls, begann ein Stück Brot zu essen. Unter seinem Blick wurde ihr warm. „Soll ich mich selbst bedienen?“
    „Ich denke nicht, dass das Frühstück von allein zu Ihnen kommen wird.“
    „Sie müssen nicht sarkastisch sein.“ Sie stand auf, um sich eine Tasse zu holen. „Sehen Sie es mir bitte nach, wenn ich nicht genau weiß, wie ich mich als Gefangene zu verhalten habe.“
    Er lachte kurz. „Sehr dramatisch. Haben Sie den Sinn dafür bei Ihren Besuchen im Theater gelernt?“
    Sie rümpfte die Nase und griff nach der Kaffeekanne aus Emaille. Tom rief eine Warnung, aber ihr Schmerzensschrei übertönte ihn. Sie sprang zurück und hielt sich ihre verbrannte Hand. Im selben Moment war er auf den Füßen, packte sie am Handgelenk und zerrte sie zur Spüle, pumpte Unmengen Wasser über die verbrannte Haut. Das eiskalte Wasser linderte den Schmerz, dann betäubte es die Hand.
    „Wussten Sie nicht, dass der Henkel heiß ist?“, fragte er, während er mit der einen Hand weiter die Pumpe betätigte und mit der anderen ihr Handgelenk festhielt.
    Sie antwortete nicht darauf. Es war ihm gewiss klar, dass sie sich noch nie Kaffee aus einer Kanne direkt vom Herd eingegossen hatte. Viel erstaunlicher noch war jedoch die Tatsache, dass er sie anfasste und sie weder das Gefühl hatte, schreien zu müssen noch gleich ohnmächtig zu werden.
    Er zog ihre Hand aus dem Wasserstrahl und betrachtete sie forschend. Ein geröteter Striemen war auf ihrer Handfläche zu sehen. „Wahrscheinlich bekommen Sie eine Brandblase“, erklärte er. Er nahm ein ausgefranstes Stück Stoff von einem Haken und betupfte damit vorsichtig ihre Hand.
    „Warten Sie hier“, sagte er. „Ich habe eine Salbe.“ Er holte eine Dose mit etwas, das leicht nach Ahorn roch. „Strecken Sie bitte Ihre Hand aus.“ Sie hielt ihm die Hand hin, die Handfläche nach oben, und er rieb die Salbe mit seinen großen kräftigen Fingern in die Haut. Dann band er das Tuch darum und verknotete die Enden locker.
    „Sie müssen mich für so eine Versagerin halten“, bemerkte sie. Ihre Hand schmerzte, aber das war es nicht, was wehtat.
    Statt sie loszulassen, schob er sie zu dem Tisch und der Bank. „Nein“, antwortete er. „Ich habe nur nie in meinem Leben eine Frau getroffen, die keine Ahnung hat, wie man sich die Schuhe bindet oder Kaffee einschenkt.“
    Er stellte eine volle Tasse vor sie und einen Zinnteller mit einer rechteckigen Scheibe Brot. Kurz erwog Deborah einen neuerlichen Hungerstreik, aber sie wusste ja bereits, dass sie mit Meuterei bei diesem Mann nicht weiterkam. Er hatte kein Herz, kein Mitgefühl, wenn es um sie ging.
    Mit ihrer unverletzten Hand nahm sie das Brot und biss davon ab. Während sie aß, spürte sie, wie Verlegenheit sich in ihr wie ein Fieber ausbreitete. Was für eine unsägliche Dummheit, eine Kanne direkt vom Herd mit der bloßen Hand anfassen zu wollen! Und ausgerechnet Tom Silver war Zeuge dieser Dummheit geworden.
    Ihr ganzes Leben lang war sie von Männern umgeben gewesen, die ihr das Gefühl vermittelt hatten, sie verhalte sich unangemessen. Ihr Vater hatte es nicht für nötig gehalten, dass sie studierte oder etwas über Geschäftemacherei und Handel lernte. Philips weltmännisches Wissen über erlesene Weine und die feinen Künste war beeindruckend, und er als ihr Verlobter hatte sich die Mühe gemacht, ihrer Unwissenheit in diesen Punkten abzuhelfen – und auf vielen anderen Gebieten auch. Jetzt hatte Tom Silver, der sie gegen ihren Willen in diese merkwürdig fremde Welt verschleppt hatte, ihrem Selbstbewusstsein einen weiteren Schlag versetzt. Sie war nutzloses Schmuckwerk. Sie wurde nicht gebraucht und sie wurde nicht geliebt, sondern nur geradeso geduldet.
    „Es muss Sie amüsieren, mich so hilflos zu sehen“, sagte sie schließlich.
    „Über Sie ließe sich sicher eine

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