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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Menge sagen, werte Dame, aber lustig sind Sie bestimmt nicht“, erwiderte er.
    „Ich frage mich nur gerade, wie Sie wohl in meiner Welt zurechtkommen würden“, sagte sie bissig. „Sie würden sich gewiss ähnlich fehl am Platze fühlen wie ich mich hier.“
    „Na, da bin ich ja froh, dass wir uns auf der Insel befinden“, sagte er schlicht. „Glauben Sie mir, wenn dies ein auf Dauer angelegtes Arrangement wäre, würde ich mich erschießen. Oder Sie.“
    „Dann beenden Sie es doch, jetzt gleich.“ Sie beugte sich vor. „Bringen Sie mich zurück nach Chicago. Wenn es Geld ist, das Sie von meinem Vater wollen, dann werde ich dafür sorgen, dass Sie welches bekommen. Ich habe den Ort der Tragödie gesehen. Und wenn es so geschehen ist, wie Sie sagen …“
    „Das ist es.“
    „… dann war es unrecht, schrecklich unrecht, wie er sich verhalten hat, und er muss zahlen. Ich werde meinen Vater davon überzeugen, auf mich zu hören. Sie müssen nicht das Gesetz brechen.“
    Er lachte. „Sie denken, dass mir das wichtig wäre?“
    „Ich nehme an, Ihnen ist nichts wichtig – nichts als Rache.“
    „Geben Sie mir einen Grund, anders zu empfinden“, schleuderte er ihr entgegen.
    Seine zornige Trauer berührte sie unerwartet. Vorsichtig wickelte sie das Tuch von ihrer Hand und legte es weg. Die roten Striemen traten deutlicher hervor. „Ich habe nie einen Verlust wie Ihren erlebt. Ich kann nicht wissen, was Sie empfinden.“ Sie hielt seinem Blick stand. „Was ich hingegen weiß, ist, dass nichts, was Sie bislang getan haben, Ihnen hilft.“
    Er blickte zur Seite und schob seinen Stuhl vom Tisch zurück. „Und Sie denken, Ihren Vater anzubetteln würde helfen?“
    „Ich hatte nicht vorgeschlagen, um irgendetwas zu betteln. Ich bettele nie.“ Sie wurde dunkelrot im Gesicht, weil diese Worte gelogen waren. Und dann war sie verloren, in schmerzlichen Erinnerungen gefangen. Es war ein überaus merkwürdiges Gefühl. Sie war sich bewusst, dass Tom Silver sich mit ihr im selben Raum befand, wie der Kaffee roch und wie der Wind sich auf dem See anhörte, aber sie fühlte sich losgelöst, nicht verbunden mit dem Rest der Welt. Sie kam sich wie ein kleines Boot vor, das sich von der Anlegestelle losgemacht hatte und nun steuerlos in nebelverhangenen Gewässern umhertrieb.
    Sie befürchtete, verrückt zu werden.
    „… gehört, was ich gesagt habe?“ Tom Silvers Stimme drang zu ihr durch, unterbrach ihre düsteren Überlegungen.
    „Wie bitte?“
    „Ich bin im Laden.“ Er stand auf.
    „Was soll ich tun?“, fragte sie ihn und blickte sich verzweifelt um. „Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Warum wollen Sie mich nicht zu meinem Vater gehen lassen, damit ich ihn dazu überreden kann, den Familien Geld anzuweisen?“
    Er blieb auf der Türschwelle stehen. „Sie sind auf einer Insel in den nördlichen Wäldern. Niemand wird Sie zu Ihrem Vater bringen.“
    „Nun gut. Dann bringen Sie mich ans Festland, und ich fahre mit der Postkutsche oder der Eisenbahn.“ Sie war nie zuvor allein Zug gefahren. Ihr Vater besaß seinen eigenen Salonwagen, üppig ausgestattet in der Fabrik von George Pullmann, aber wenn sie gereist war, war sie immer in Begleitung gewesen. „Ich werde mich darum kümmern, dass der Gerechtigkeit genüge getan wird. Sie haben mein Ehrenwort.“
    „Verzeihen Sie bitte, wenn ich an dem Ehrenwort einer Sinclair Zweifel habe.“
    „Er hat nicht wirklich gewusst, was hier geschehen ist“, beharrte sie. „Er hat sich offensichtlich von seinen Untergebenen täuschen lassen.“
    „Er wusste, was er tat. Er wusste, was auf dem Spiel stand. Es war ihm nur einfach gleichgültig.“
    „Nein.“ Sie weigerte sich, das zu glauben. Ihr Vater war ehrgeizig, sicher. Natürlich. Aber nicht rücksichtslos oder gar herzlos. „Hunderte arbeiten für meinen Vater. Er gibt sich große Mühe, Männer anzustellen, die etwas von ihrem Fach verstehen, und solche, die Prinzipien haben. Die meisten sind anständig und aufrecht, aber vielleicht war dieser Aufseher der Kupfermine hier skrupellos. Ich werde meinem Vater genau das sagen, was Sie mir erzählt haben. Ich werde erklären, was passiert ist. Er wird den Verantwortlichen entlassen und den Familien Wiedergutmachung leisten.“ Sie musterte ihn. „Sie hätten ihn kaltblütig erschossen, ohne Rücksicht auf Gesetze, ohne seine Version der Geschichte zu hören. Allein die Vorsehung hat Sie aufgehalten.“
    „Soweit ich mich entsinne, hat mich eine

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