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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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dass die Entführer bluffen“, sagte Plunkett, allerdings ohne große Überzeugung.
    Arthur Sinclair schwieg. Der Mann namens Tom Silver wollte Geld, aber er wollte auch noch etwas anderes. Er wollte ihn selbst. Er wollte, dass Arthur Sinclair persönlich nach Isle Royale kam. Aber es war eine unerträgliche Vorstellung, sich selbst das Loch anzusehen, das in die Erde gerissen worden war von Menschen, die in seinem Auftrag gearbeitet hatten und dabei gestorben waren. Er würde nie wieder eine Nacht durchschlafen, wenn er sich gestattete, über Fehler in der Vergangenheit zu grübeln. Er überlebte, indem er die Vergangenheit übertünchte, fast wie ein Maler, der einen missratenen Pinselstrich einfach übermalte.
    Obwohl er wusste, dass es ungerecht war, richtete sich sein Ärger gegen Deborah. Ihre kindische Weigerung, Philip zu heiraten, hatte das alles ausgelöst. Wenn sie an jenem Abend dorthin gegangen wäre, wo sie hätte sein sollen, wäre nichts von all dem hier geschehen. Und Silver hätte mich erschossen.
    „Mr Pinkerton hat mir geraten, nicht mit den Entführern zu verhandeln“, sagte er schließlich.
    „Sie sollten sich vermutlich auf seine Erfahrung in solchen Angelegenheiten verlassen, Sir.“ Plunkett räusperte sich. „Wegen des Essens, zu dem Sie heute Abend eingeladen haben …“
    Sinclair bemerkte ein seltenes Zögern in der Stimme seines Sekretärs. „Ja?“ Er hatte sich auf das exklusive elegante Essen gefreut, das für den heutigen Abend angesetzt war. Es war Zeit, die Schrecken des Feuers hinter sich zu lassen, wieder nach vorne zu schauen, zusammen mit den wichtigsten Leuten der Stadt.
    „Sir, vielleicht sollten Sie es verschieben. Es hat mehrere Absagen gegeben.“ Er deutete auf die Briefe und Karten in seiner Hand.
    „Mehrere?“
    „Äh … alle, Sir. Alle haben mit Bedauern abgesagt.“
    Ein paar Sekunden lang bekam Arthur keine Luft. Dann zwang er sich zu fragen: „Auch die Ascots?“
    „Ja, Sir.“
    Die Stadt war, auch wenn sie in Schutt und Asche lag, eine üble Gerüchteküche. Die Katastrophe hatte die Zungen nicht gebremst und das entrüstete Flüstern nicht verstummen lassen. Die Leute zogen ihre eigenen Schlüsse aus Deborah Sinclairs Verschwinden.
    „Sie sind mein gesellschaftlicher Berater“, sagte er zu Plunkett. „Ich bezahle Sie großzügig, um sich um so etwas zu kümmern.“
    „Ich bitte um Verzeihung, Sir, aber so etwas ist mir bislang nicht untergekommen.“
    „Dann nehmen Sie bitte kein Blatt vor den Mund. Berichten Sie mir, was man sich erzählt.“
    „Sir, wirklich …“
    „Sagen Sie es einfach, verdammt noch einmal.“
    „Die Leute scheinen besonders mit dem Umstand beschäftigt zu sein, dass es so aussieht, ein Wilder habe sie entführt. Die Fantasie treibt bei so etwas wilde Blüten. Es gibt eine Reihe von Mutmaßungen …“
    „Worüber?“
    „Sie ist nicht länger heiratsfähig.“ Zum ersten Mal verfärbten sich seine glatten Wangen rot. „Wer wollte sie jetzt noch haben? Am Ende bekommt sie noch ein Kind von dem Wilden.“ Er senkte den Blick auf die Karten in seiner Hand. „Es tut mir leid, Sir.“
    Arthur Sinclair wusste nur einen Weg, mit der Sache zu verfahren. Es war eine Geschäftsangelegenheit, mehr nicht. Er griff nach einem Blatt Papier und einem Bleistift, schrieb mit seiner ausholenden Handschrift eine kurze Nachricht darauf und schob es dann über den Schreibtisch. „Das ist meine Antwort.“ Er machte eine abschließende Handbewegung.
    Milford Plunkett machte sich nicht die Mühe, seine Erleichterung zu verhehlen, während er aus dem Zimmer eilte. Arthur betrachte noch einmal den alten Anhänger und steckte ihn dann in die Tasche. Dann nahm er das Päckchen mit der Haarlocke und warf es ins Feuer, bevor er ebenfalls den Raum verließ.
    Deborah blieb so lange im Haus, wie sie es aushielt. Sie erkundete Tom Silvers Heim gründlich und fand es spärlich eingerichtet, aber durchweg zweckmäßig. Bis auf ein Regal mit allen möglichen Büchern gab es nichts als schlichte Holzmöbel, bloße Holzdielen und schmucklose Wände. Das einzig Bunte im Zimmer war der ovale Flickenteppich vor dem Kamin.
    Sie fragte sich, wie Asa wohl gewesen war, und wie Tom Silver wohl gewesen war, bevor der Junge umgekommen war. Hatte er viel gelacht? Hatte er entspannt vor dem Feuer gesessen, mit dem Jungen vielleicht Schach gespielt und ihm Geschichten erzählt? Sie konnte sich ihn beinahe dabei vorstellen. Beinahe.
    Sie ging ins angrenzende Zimmer

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