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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Verrückte aufgehalten, die das Treppengeländer heruntergerutscht ist.“
    Sie wunderte sich immer noch über sich selbst, dass sie etwas so Mutiges getan hatte.
    „Die Antwort auf Ihre Frage lautet Nein“, sagte er abschließend. „Sie werden hier bleiben, bis er kommt.“
    „Was, wenn er Ihre Nachricht nicht erhält?“, fragte sie.
    „Das wird er“, erwiderte Tom Silver gelassen. „Er braucht Sie, schon vergessen?“
    „Um Philip Ascot zu heiraten“, fügte sie leise hinzu und verspürte eine Regung von Angst.
    „Damit seine Enkelkinder dem Porcellian Club beitreten können.“
    Erstaunt blickte sie ihn an. „Woher, um alles in der Welt, wissen Sie davon?“ Bei dem Klub handelte es sich um den exklusivsten privaten Herrenklub von Harvard, der nur Studenten offenstand, die unbestreitbar über „altes“ Geld verfügten.
    „Selbst ein Höhlenbewohner kann Judge Lowells Memoiren lesen“, klärte er sie auf. „Ich habe mal in einem Kartenspiel eine Ausgabe gewonnen. Wenn Ihr Vater nicht bis zum Zufrieren des Sees hier ist, werden Sie mich nach Fraser begleiten. Das ist der Ort, wo die meisten Siedler von hier die Winter verbringen.“
    „Was heißt ‚Zufrieren‘?“
    „Das, wonach es sich anhört. Wenn der See zufriert und man mit dem Schiff nicht mehr herkommen kann, dann ist die Insel für den Winter von der Außenwelt abgeschnitten. Manche Männer sind schon auf Hundeschlitten über das Eis gefahren, aber das ist zu gefährlich. Die Inselbewohner kehren im März oder April zurück, wenn die Eisbrecher bis hierhin durchkommen.“
    „Und wann ereignet sich dieses Zufrieren?“
    „Im November oder Dezember.“
    „Und dann wird die Insel evakuiert.“
    „Ja. Zurückgelassen zu werden käme einem Todesurteil gleich, daher sind alle gewöhnlich bis Dezember gegangen.“
    „Das sind nur noch fünf Wochen.“
    Er nahm die Kaffeekanne in der Spüle auseinander. „Ich habe Arbeit zu erledigen.“
    „Was ist mit mir?“
    „Prinzessin“, sagte er, „das ist mir herzlich egal.“
    Sie fühlte, wie unliebsame Erinnerungen in ihr aufstiegen. Um sich abzulenken, trat sie zum Fenster und blickte auf den holperigen Weg, der die Hauptstraße der Siedlung darstellte. „Wissen sie alle, wer ich bin?“, fragte sie, während sie zwei Frauen beobachtete, die in einem Garten standen und sich unterhielten, während sie in großen Zubern Wäsche wuschen.
    „Ich denke inzwischen schon“, sagte er.
    „Sie werden mich alle hassen.“
    Das stritt er nicht ab. „Entfernen Sie sich nur nicht weit vom Haus. Es ist einfach, sich auf der Insel zu verlaufen, aber schwer, gefunden zu werden.“ Er ging durch die Haustür und hinterließ eine merkwürdige Leere, die schwer in der Luft lag. Deborah starrte auf die Stelle, wo er eben noch gestanden hatte, und ein Schauer durchlief sie. Der Winter war nahe.
    Am selben Tag wurde Arthur Sinclair gesellschaftlich brüskiert und erhielt ein geheimnisvolles Päckchen. Sein Sekretär Mr Milford Plunkett, das makellos gepflegte, blasse Gesicht kummervoll in Falten gezogen, saß mit ihm im Arbeitszimmer des Sommerhauses mit Blick auf den See. „Also stimmt es“, sagte Plunkett mit leiser Resignation. „Der Unmensch, den Mr Ascot in Lincoln Park getroffen hat, hat sie tatsächlich entführt.“
    Arthur spürte eine unangenehme Hitze in seiner Brust. Er blickte auf das aufgerissene Päckchen mit der flachsblonden Locke und verspürte den heftigen Drang, sie zu berühren. Aber das tat er nicht. Stattdessen nahm er den Anhänger und legte ihn vor sich auf den Tisch. Vor vielen, vielen Jahren hatte er einen Monatslohn für das Schmuckstück ausgegeben, und er hatte es nicht einen Augenblick bereut. Er erinnerte sich noch daran, wie der Anhänger an seiner Frau ausgesehen hatte, wenn sie ihn am Sonntag zum Gottesdienst trug. Die geschliffenen Facetten des blauen Topases hatten dumpf gewirkt im Vergleich zu dem Funkeln in ihren Augen. May hatte immer gelacht, wenn Deborah als Baby mit dem Edelstein spielte. „Das wirst du einmal haben, wenn du älter bist, mein Schatz“, hatte May dann immer gesagt, „aber nur, wenn du ganz besonders brav bist.“
    May hätte dieses Zimmer auch geliebt, überlegte er weiter. Es war in ihrer Lieblingsfarbe, einem bestimmten Blauton, gestrichen. Im Kamin flackerte ein Feuer, das die Herbstkälte vertrieb. Er malte sich aus, wie sie mit einem Staubwedel in der Hand durch den behaglichen Raum gewirbelt wäre, und seufzte.
    „Es könnte ja sein,

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