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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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jetzt verstehe ich. Er glaubt, seine vollkommene, perfekte Tochter habe ihre Jungfräulichkeit verloren.“
    Sie barg das Gesicht in ihren Händen. Es war ein Wort, das sie zuvor nie laut ausgesprochen gehört hatte, und es klang ungeheuerlich. Durch ihre gespreizten Finger flüsternd sagte sie: „Ich bin ziemlich sicher, dass er das denkt.“
    Tom Silver warf den Kopf in den Nacken und lachte lauthals. Seine Reaktion überraschte sie, und sie ließ die Hände sinken, beobachtete ihn. Seine Stimme hallte über das glatte Wasser und wurde von den Felswänden zurückgeworfen. Das Lachen verlieh diesem grüblerischen zornigen Mann der Wälder etwas Menschliches. Ein Mann, menschlich und attraktiv, mit bemerkenswert geraden kräftigen Zähnen, der überraschenderweise offenbar ein lebensfrohes Wesen hatte. Nur, dass er sie auslachte.
    „Sie finden das lustig?“, fragte sie kühl.
    „Das ist Ihnen ja nicht anders ergangen, und es ist noch gar nicht lange her.“ Er lachte immer noch leise. „Lady, ich bin hier der Verlierer. Ich bekomme nichts. Keine Gerechtigkeit, kein Lösegeld, nichts als die Überzeugung Ihres Vaters, dass ich Ihnen die Jungfräulichkeit geraubt habe. Und dabei ist mir das Vergnügen versagt geblieben, dem auch nur nahezukommen.“
    Sie schnappte nach Luft, schlug sich eine Hand vor den Mund. Daran hatte sie nicht gedacht. Doch jetzt, da sie darüber nachdachte, erschien ihr die Annahme ihres Vaters völlig logisch. Er glaubte, sie sei von ihrem Entführer kompromittiert worden. Natürlich tat er das. Er hatte Tom Silver als wilden Irren erlebt. Ein Hunne oder ein nordischer Häuptling, der nichts anderes im Sinn hatte als Rauben und Schänden wie die Wikinger aus den Legenden, die man sich erzählte.
    „Was?“, fragte er unter Lachen. „Sie sehen mich so komisch an. Woran denken Sie gerade?“
    „Wikinger.“
    „Was?“
    „Egal.“ Sie überlegte angestrengt. „Jetzt haben Sie noch mehr Grund als ohnehin schon, mich gehen zu lassen. Ich muss meinem Vater sagen, dass Sie nicht … dass Sie nie …“ Sie verstummte und wandte sich ab.
    „Warum würden Sie sich die Mühe machen, meine Ehre zu verteidigen?“ Er klang ehrlich verwundert.
    Sie hörte, wie er einen Schritt auf sie zu machte, konnte seine Nähe deutlich spüren. „Aber jetzt ist ja sowieso nichts mehr wichtig“, räumte sie ein. „Ich bin ungeeignet zum Heiraten.“
    „Was, bloß weil er denkt, ich …“ Silver brach ab und lachte wieder leise. „Ich glaube, ich habe mal von Männern gehört, die auf unschuldige Frauen schwören.“
    „Alle Männer tun das“, flüsterte sie. „Das ist eine feststehende Tatsache.“
    Er lachte erneut kurz auf. „Hat man Ihnen das auf Ihrer piekfeinen Schule für Höhere Töchter beigebracht?“
    Sie hob die Hände und ließ sie wieder sinken. „Glauben Sie mir, wenn das die Frauen entscheiden könnten, wäre dem nicht so.“ Sie schnappte nach Luft. „Ich kann nicht glauben, dass wir diese Unterhaltung führen.“
    „Dann sollten Sie wissen, dass dem nicht so ist.“
    „Aber …“
    „Vielleicht bei diesem Kerl Ascot“, sagte Silver und schnitt eine Grimasse. „Aber ich kenne keinen Mann mit nur einem Funken Verstand, der eine Frau allein nach diesem Kriterium beurteilen würde.“
    „Ich kenne überhaupt keinen Mann mit einem Funken Verstand, jawohl“, verkündete sie und erstaunte sich selbst mit dieser Erkenntnis. Eindringlich starrte sie ihn an.
    „Es ist ein Bluff.“ Er deutete auf das Blatt mit dem Telegramm. „Sinclair ist ein Narr, aber er blufft nur.“
    „Nein, das tut er nicht“, widersprach Deborah. „Mein Vater sagt immer genau das, was er meint.“ Sie starrte auf den langen blauen Horizont über dem See, die scharfe Linie, wo Wasser und Himmel sich trafen, und so klar und nah aussah, dass sie meinte, sie berühren zu können.
    Sie haben sie entführt, dann behalten Sie sie. Wie eine streunende Katze, dachte sie, und eine Welle der Verzweiflung drohte sie zu überwältigen. Sie wusste, sie würde gleich platzen, zerbrechen, und sie konnte nichts tun, um das aufzuhalten. Ihr Vater war immer ihr Anker gewesen, Ohne ihn, welchen Halt hatte sie dann noch? Warum brauchte sie überhaupt einen? Sie würde ihren eigenen Weg gehen müssen, aber wollte sie das auch? Das Einzige, was sie mit Sicherheit wusste, war, dass sie nicht in diese Wildnis gehörte.
    „Es ist sinnlos, mich weiter hierzubehalten“, sagte sie zu Tom Silver. „Ich bin nur ein weiterer Mund,

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