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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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„Ich muss ihn sehen, ihm erklären …“
    „Das haben Sie vermutlich Ihr ganzes Leben lang getan, sich vor einem Mann gerechtfertigt, der die Mühe gar nicht verdient.“
    „Sie können offenbar die Vorstellung nicht ertragen, dass ich ihm vergeben könnte.“
    „Er verdient keine Vergebung.“
    „In meinen Augen schon. Sie haben mir kaum eine attraktive Alternative geboten“, entfuhr es ihr. „Warum sollte ich hierbleiben wollen bei jemandem, der mich hasst, nur Verachtung für mich empfindet und denkt, ich sei restlos unfähig?“ Sie blickte auf ihre verbundene Hand.
    „Ich hasse Sie nicht“, erwiderte er. „Und ich verachte Sie auch nicht.“ Auf die Unfähigkeit ging er nicht ein.
    „Ha. Sie haben mir keinen Grund gegeben, mir zu wünschen, dass ich bleibe.“
    „Sie sollen es auch nicht wünschen, verdammt. Sie sind eine Geisel.“
    „Die nutzlos geworden ist. Und ich bitte Sie, mich gehen zu lassen.“
    Sie sehnte sich nach der erlesenen Stille von Miss Boylans ehrwürdigen Hallen und geschmackvollen Salons. Sie sehnte sich nach einem Leben, in dem das größte Dilemma ihres Tages daraus bestanden hatte, sich entscheiden zu müssen, ob sie zum musikalischen Nachmittagstee das Kleid aus blauem Serge oder das aus cremefarbener Seide tragen sollte. Aber sie war nicht mehr diese junge Frau. Jetzt wusste sie, dass sie nie wieder Erfüllung in solchem Zeitvertreib würde erleben können. Aber sie musste irgendetwas finden. Ein neues Ziel, eine neue Richtung für ihr Leben. Sich einfach in den nördlichen Wäldern zu verstecken, würde zu nichts führen. „Ich möchte gerne wissen, wie es meinen Freunden ergangen ist.“
    „Sie könnten tot sein“, mutmaßte er. „Nach dem zu urteilen, was die Zeitungen sagen, ist die halbe Stadt obdachlos.“
    „Wie sind Sie nur so gefühllos geworden?“
    „Ich spreche nur das Wahrscheinliche laut aus.“
    „Dann verstehen Sie vielleicht, dass ich mir sehnlich wünsche, sie zu sehen“, antwortete sie. „Es ist der Gipfel der Grausamkeit, mich hier festzuhalten, während ich nichts tun kann, als mir ihretwegen Sorgen zu machen.“
    „Sorgen machen. Das ist doch etwas.“ Und mit diesen letzten Worten drehte er sich auf dem Absatz um, ließ sie allein am See stehen und ging einfach weg.

16. KAPITEL
    D eborah machte ihren Frieden damit, dass sie bis zum Wintereinbruch auf Isle Royale würde bleiben müssen. Es sind schließlich nur ein paar Wochen, sagte sie sich in dem Versuch, die Verzweiflung im Zaum zu halten. Nur ein paar Wochen, und dann würde sie mit den anderen Inselbewohnern umsiedeln aufs Festland. Einmal dort angekommen würde sie einen Weg zurück nach Chicago finden. Sie versuchte nicht darüber nachzugrübeln, was dann wohl sein würde.
    Da Tom Silver für sie nur Verachtung übrig hatte, sollte es nicht zu schwierig werden, ihn zu überreden, sie ziehen zu lassen.
    Sie gestattete sich nicht, zu lange an ihren Vater zu denken. Sie war nicht bereit, zu glauben, dass sie ihm gleichgültig war. Sein Urteilsvermögen musste unter dem Feuer und der ganzen Aufregung gelitten haben, das musste die Antwort sein. Sicherlich bedeutete sie ihm mehr als ihr Wert auf dem Heiratsmarkt. Er liebte sie … oder etwa nicht?
    Sie erinnerte sich wieder daran, wie er früher an ihrem Bett gesessen hatte, als sie noch klein gewesen war, weil sie im Dunkeln Angst gehabt hatte. Als Nanny MacGregor ihn davor gewarnt hatte, dass er sie verziehe, hatte er gelacht und geantwortet: „Sie ist doch nur ein Kind.“ Und Deborah hatte dann immer insgeheim gelächelt und sich unter die Decken gekuschelt, war eingeschlafen mit seinem Duft in der Nase, altes Leder und Tinte.
    Um nicht verrückt zu werden, hatte sie beschlossen, sich auch außerhalb der Hütte zu bewegen und die einzigartige Gemeinschaft von Fischern und Holzfällern zu erkunden, die hier lebte. Ilsa Ibbotsen und Celia Wilson hatten sie akzeptiert. Sie hatten ihr beigebracht, wie Quilts gemacht wurden, und sie hatte ihnen im Gegenzug gezeigt, wie man frivole reich verzierte Hüte herstellte. Die Nachricht, dass ihr Vater sie im Stich ließ, gereichte Deborah zum Vorteil. Jetzt begegneten die Menschen auf Isle Royale ihr mit Mitgefühl, denn sie war von dem Mann ihrem Schicksal überlassen worden, der ihr aller Feind war.
    Nur dass Arthur Sinclair natürlich nicht Deborahs Feind war, sondern ihr Vater.
    In dem Bestreben auf keinen Fall über seine Weigerung nachzudenken, sie holen zu kommen, beobachtete sie die

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