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Isola - Roman

Isola - Roman

Titel: Isola - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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hatte Tempelhoff es in den Vorgesprächen ausgedrückt, als Erika sich ängstlich erkundigt hatte, wie wir nachts beaufsichtigt wurden.
    »Unser Badezimmer ist oben«, kam es von Pearl. Offensichtlich geisterten in ihrem Kopf ganz ähnliche Gedanken herum wie in meinem. Doch als sie zur Leiter zeigte, die unter das Dach unseres Schlafsaals führte, sah sie plötzlich erleichtert aus.
    Frei von Kameras sind Duschen, Toiletten und Umkleidekabinen.
    Ich atmete auf, der Vogel in meiner Brust beruhigte sich etwas.
    »Willst du als Erste duschen?«, fragte ich Pearl.
    Pearl nickte mir zu. »Geh du ruhig«, sagte sie mit einer samtigen, singenden Stimme. »Darling war auch schon oben. Ich kann warten.«
    Dass es in unserem Badezimmer unter dem Dach nur eine Dusche, eine Toilette und eine Umkleidekabine gab, diente sicher auch dem Zweck, unsere Privatsphäre auf ein Minimum einzugrenzen. Die Duschwände waren aus milchigem Glas, unsere Umrisse würden also von außen sichtbar sein. Kameras konnte ich allerdings auch an den Wänden des Badezimmers keine entdecken. Dafür befand sich auf der Ablage über den Waschbecken eine Standardausrüstung an Waschutensilien; Zahnputzbecher, Haarbürsten, Shampoos, Duschzeug, Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 30 und das Insektenschutzmittel, nach dem sich Elfe so ängstlich erkundigt hatte. Handtücher hingen an der Wand, genau wie die Truhen waren die Haken mit unseren Inselnamen beschriftet.
    Ich zog mich in der winzigen Umkleidekabine aus, wickelte das Handtuch mit dem Aufdruck Vera um meinen Körper und legte es erst ab, als ich unter der Dusche stand. Als mir das lauwarme Wasser über den Körper prasselte, schloss ich die Augen und konnte endlich ruhiger atmen. Ich gönnte mir eine gefühlte Viertelstunde, dann stellte ich seufzend das Wasser ab. Ich wollte Pearl nicht warten lassen.
    Aber als ich die schmale Leitertreppe zurück in unseren Schlafsaal kletterte, waren Pearl und Elfe verschwunden. Dafür lag Darling, die Blonde, auf ihrem Bett. Sie war splitternackt.
    »Na?« Ihr spöttisches Lächeln machte mir bewusst, dass ich sie mit offenem Mund anstarrte. Sie hatte das eine Bein angewinkelt und ihre langen blonden Locken flossen in sanften Wellen über ihre Figur. Mit ihren vollen Brüsten, der Wespentaille und den ausladenden Hüften zog sie sämtliche Register eines Aktmodells und genauso benahm sie sich auch. Sogar die Deckenleuchte über ihrem Bett war angeschaltet. Wie ein Scheinwerfer fiel der helle Lichtkegel auf Darlings Körper, während der Rest des Zimmers im Dunkeln lag, und mir wurde klar, dass ich nicht die Einzige war, die sie jetzt dort liegen sah.
    Neben ihr auf dem Bett lagen zwei Zeitschriften – Spiegel und Stern.
    »Wenn dir langweilig ist«, sagte Darling, »kannst du gern mal reinschauen. Im Spiegel gibt es einen interessanten Artikel über den Spannereffekt von Reality Shows, über den« – Darling hob ihren Blick zur Zimmerdecke –»unser Regisseur natürlich erhaben ist, stimmt’s?«
    Verstört wandte ich mich ab und stürzte zu der zweiten Tür, die unseren Schlafsaal mit dem Haupthaus verband.
    Auch dieses Gebäude war im Grunde ein einzelner, gut hundert Quadratmeter großer Raum, der in zwei Ebenen unterteilt war. Die Einrichtung war auf eine stilvolle Weise unpersönlich, aber dabei durchaus gemütlich. Die vordere Seite bildete eine Art offene Wohnküche aus hellem Stein mit einer halbrunden Bar aus Bambuselementen, an die ein riesiger, kreisrunder Glastisch grenzte. Um ihn herum standen zwölf lackschwarze Stühle mit hohen Rückenlehnen. Von der Decke hing ein Ventilator. In den Regalen standen Vasen, Gläser, Geschirr und verschiedene Windlichter. Zu meinem leichten Ärger entdeckte ich sogar einen Stapel Streichholzkisten – wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mein Feuerzeug durch etwas anderes ersetzen können.
    Im hinteren Teil des Raumes lag ein flauschiger weißer Teppich, um den sich eine Sitzecke aus riesigen gelben, roten und orangefarbenen Kissen gruppierte. Überall standen große Pflanzen, an den terakottafarbenen Wänden hingen Fotografien von tropischen Blumen und die Glasfenster reichten vom Holzboden bis unter die Decke. Vorhänge gab es nicht, aber die Welt vor den Fenstern war schwarz, während im Raum die Lampen brannten.
    Eigentlich fiel mir mehr auf, wer von unserer Gruppe nicht im Haupthaus war. Außer Darling fehlten der kleine Chinese, Neander und Solo.
    Das Mädchen, das sich Moon nannte, hockte im

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