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Isola - Roman

Isola - Roman

Titel: Isola - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Moon, lauschte ihrem flatternden Atem und überlegte, ob das vielleicht ein Trick war. Ob sich irgendwann Moons kleine Finger um mein linkes Handgelenk schließen würden, wenn ich schlief … wenn … ich … schlief …
    Aber als mich der durchdringende Ruf des Nebelhorns jäh in die Höhe riss, war Moon nicht mehr in meinem Bett.

Zehn
    E r hatte die ganze Nacht vor dem Monitor gesessen, aber müde war er nicht. Im Gegenteil. Er war in Hochstimmung.
    Das Spiel hatte begonnen, und wie es begonnen hatte! Schneller und reibungsloser, als er es sich je hatte erträumen lassen. Er sah sich die Szene noch einmal an und wieder pfiff er fasziniert durch die Zähne. Ein genialer Schachzug – aber der Augenblick war auch wirklich perfekt gewesen.
    Und das Nebelhorn erst am Ende der Nacht einzusetzen, war ebenfalls klug gewesen, sehr klug sogar. Er lachte zufrieden. Jetzt würden die anderen unmöglich erraten können, wer der Mörder war. Sie würden nicht einmal nachvollziehen können, wann sie ihr erstes Opfer verloren hatten. Rasch verschickte er eine SMS mit dem Namen des Mörders, dann goss er sich einen Kaffee ein, strich über das Bild von Mirjam und beugte sich wieder über den Monitor. Ja, es könnte klappen. Es könnte wirklich klappen.
    NEANDER FEHLTE.
    Wir stellten es fest, als wir uns zu elft um den Glastisch versammelten.
    Uns alle hatte der Ruf des Nebelhorns aufgeschreckt, aber geschlafen hatten die wenigsten und offensichtlich hatten zwei der Jungen die Nacht nicht im Schlafsaal verbracht. Milky erzählte, dass nur Solo, Joker und er in die Betten gegangen wären.
    Alpha war im Haupthaus geblieben, er sagte, er hätte sich in die Kissenecke gelegt, aber gehört hatte er angeblich nichts.
    Wo Lung gewesen war, erfuhren wir nicht, er kam von draußen, zusammen mit Moon. Sie trug noch immer ihr Nachthemd, ein kurzes weißes Kleidchen, auf dem ein moosgrüner Fleck war. Ihre Augen kamen mir noch größer vor als sonst.
    Joker stellte sich auf einen der Stühle und klatschte in die Hände. »Applaus für den Mörder«, rief er und musterte uns von oben herab, einen nach dem anderen. Dann ließ er seine Augenbrauen tanzen. Er sah wirklich aus wie ein Harlekin, mit seinen spitzen Gesichtszügen, dem diabolischen Ziegenbart und der Hakennase. »Möchte sich jemand verbeugen?«
    »Wie wäre es mit dir?«, schlug Alpha vor.
    Aber die meisten von uns schielten zu Lung, in dessen lackschwarzem Haar sich ein paar Zweige verfangen hatten. Auch ich fragte mich, woher er gekommen war und was sein abweisender Ausdruck verbarg.
    Krys’ Blick blieb an Alpha hängen. Sie zündete sich eine Zigarette an.
    »Kannst du nicht draußen qualmen?«, brummte Elfe. Krys nahm einen tiefen Zug und blies den Rauch aus. »Wenn mich mindestens zwei von euch begleiten, gern«, sagte sie.
    Die meisten von uns gingen zum Strand. Nicht eine Wolke stand am blauen Himmel und die Sonne brannte so intensiv, dass wir uns einen Platz unter den Palmen suchten. Der Sand glühte. Wir hatten uns bunte Matten aus dem Haupthaus mitgenommen, die Pearl in einem der Regale entdeckt hatte, und sie luden sich mit der Hitze des Sandes auf wie Heizdecken.
    Lung hatte im Schatten der Palmen Kokosnüsse gesammelt. Er trug einen dunkelbraunen Lendenschurz und sah mit seinem schwarzen Zopf und der olivfarbenen Haut von uns allen am meisten wie ein Inselbewohner aus. Zwischen seinen Zähnen klemmte sein Messer, mit dessen Hilfe er die Kokosnüsse aufgebohrt und mit Löchern versehen hatte, sodass wir aus ihnen trinken konnten – köstlichen Saft, der gar nicht so süß schmeckte, wie ich erwartet hatte, und auf erstaunliche Weise den Durst löschte.
    Über Neander sprachen wir nicht mehr. Es kam mir vor, als wollten wir Tempelhoff nicht die Genugtuung geben, dass wir nervös waren. Wir spielen einen Tag im Paradies , so schien die geheime Losung zu lauten, die wir, jeder auf seine Weise, befolgten. Und doch bin ich sicher, dass in den meisten Köpfen dieselben Fragen Endlosschleifen drehten. Wer von uns hatte die Mörderkarte gezogen? Wie konnte so schnell das erste Opfer verschwinden? Wann genau war es passiert? Bei Einbruch der Nacht – oder schon vorher? Wo war das Versteck? Und wer würde das nächste Opfer sein?
    Jetzt waren es nicht nur die unsichtbaren Kameras, die uns zwischen den Palmen, den verschlungenen Pfahlwurzeln der Mangroven am Ufer und der flossenartigen, in unsere kleine Bucht hineinragenden Felswand aufzulauern schienen. Einer der Jugendlichen

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