Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Isola - Roman

Isola - Roman

Titel: Isola - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
wird zum Mörder . Wer? Wer war es? Vor wem mussten wir uns in Acht nehmen?
    Auch ins Wasser führten Felsen, groß und rund waren sie, als ob die Gischt unzähliger Stürme sie geschliffen hätte. Einer von ihnen, ziemlich weit hinten im Meer, hatte die Form eines Walfischbuckels. Es war der Felsen, hinter dem Solo gestern verschwunden war.
    Die Sonnencreme, Lichtschutzfaktor 30, wanderte von Hand zu Hand. Pearl, die sich ein buntes Tuch umgebunden hatte, rieb sich die freien Körperteile dick damit ein und lachte, als Elfe sie fragte, warum sie das tat.
    »Die Sonne verbrennt nicht nur, was weiß ist«, sagte sie mit ihrer sanften Stimme. Sie hatte ihr Strickzeug mitgenommen, ein melonengroßes dunkelgrünes Wollknäuel an dessen Fadenende die Hälfte eines Schals hing, und als sie Elfes belustigten Blick bemerkte, sagte sie: »Für meinen Freund – zu Weihnachten.« Elfe kicherte, aber Pearl kam mir plötzlich seltsam traurig vor. Sicher hatte sie das Handy vor allem seinetwegen mitnehmen wollen.
    Darling trug einen roten Bikini. Die Hose war ein winziger Tanga, auf dem Oberteil prangten zwei Strassherzen. Ihre Haut war goldbraun und Elfe zischte, dass sie mit ihrer Gage wahrscheinlich die Kosten für die Sonnenbank abbezahlen musste. Als Darling ihre Vorderseite eingerieben hatte, stolzierte sie mit der Sonnencreme in der Hand zu Joker, der mit Tante Käthe als Luftkissen an einer Palme lehnte.
    »Was sagt eine Blondine, wenn man ihr den Rücken eincremt?«, fragte sie so laut, dass wir alle es hören konnten.
    »Öh … «, stammelte Joker und zupfte an seinem Ziegenbart herum. »Den Witz kenn ich leider nicht.«
    »Dann lern ihn doch kennen«, säuselte Darling. Sie öffnete die Rückenschleifen ihres Oberteils und setzte sich rittlings auf Jokers Schoß.
    Joker sah sich unsicher um und dann begann er, Darling einzucremen.
    Alpha, der sich gerade mit seinem Expander abmühte, hielt in der Bewegung inne und glotzte zu den beiden herüber. Darling hielt ihre Arme vor der Brust verschränkt und beugte ihren Kopf. Ihre langen blonden Haare fielen wie ein glänzender Vorhang auf Jokers Beine, während Tante Käthe mit offenem Mund hinter seinem Rücken saß.
    Als Joker fertig war, drehte sich Darling auf seinem Schoß um und ließ ihr Bikinioberteil fallen. »Die Blondine sagt Danke.«
    Joker lehnte sich hustend an seine Gummipuppenoma und Darling warf ihre Haare zurück. Betont langsam zog sie ihr Oberteil wieder an und stützte sich auf Jokers Oberschenkel, um aufzustehen. »Na, gefällt dir der Witz?«
    Joker versuchte zu grinsen, wobei sein kleines Bärtchen mächtig ins Zittern geriet.
    Elfe schüttelte genervt den Kopf. »Gott, ist die billig«.
    Ja, dachte ich. Aber sie hatte genau das bekommen, was sie wollte. Eins zu null gegen Joker.
    Milky kam mit orangefarbenen Shorts und seinem Surfbrett unter dem Arm an den Strand. Er paddelte aufs Meer hinaus und begann, mit den geübten Bewegungen eines Surfers die Wellen zu reiten. Geschmeidig glitt er auf seinem Brett an ihnen empor, schlug, oben angekommen, einen Haken und schoss federnd zurück in das kobaltblaue Wasser. Elfe saß neben mir, sie schirmte das Sonnenlicht mit den Händen ab. Einmal entfuhr ihr ein Seufzer, was Pearl zum Kichern brachte und Elfe erröten ließ.
    Solo und Lung spielten mit Milkys Frisbee und Mephisto rannte bellend zwischen ihnen hin und her. Solo trug nur seine ausgeblichene Jeans. Seine Haut war leicht gebräunt, ein heller, samtiger Karamellton, und sein Körper war nicht künstlich gestählt wie der von Alpha, er hatte irgendwie etwas Knabenhaftes. Es kostete mich förmlich Kraft, nicht ständig zu ihm hinzustarren, was noch schwerer wurde, als sich die beiden ein paar Meter von uns entfernt in den Sand fallen ließen. Sie unterhielten sich über Sport.
    »In der Schule mochte ich am liebsten Leichtathletik.« Solos Stimme klang offen und entspannt. »Fußball hab ich auch mal ausprobiert, aber irgendwie habe ich dazu kein Talent. Ich glaube, ich bin nicht der Mannschaftstyp. Wie ist das bei dir? Wie lange bist du schon beim Zirkus?«
    Lungs Antwort wurde von dem Beng-Tschiwi des unsichtbaren Vogels übertönt und dabei fiel mir Neander wieder ein. Wo er jetzt wohl war? Schon wieder im Flieger – zurück nach Deutschland? Ich sah sein trauriges Gesicht vor mir, als er mit dem Vogelbuch unter dem Arm noch einmal spazieren gegangen war. Das war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen hatte. Wer, dachte ich. Wer hatte die

Weitere Kostenlose Bücher