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Isola - Roman

Isola - Roman

Titel: Isola - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Panzer und wandte sich mit einem Blick auf mich zum Gehen.
    »Ich will auch mit«, sagte Elfe. »Hier drinnen fällt mir sonst die Decke auf den Kopf.« Sie legte ihr Märchenbuch zur Seite, und als wir den Schlafraum verließen, kam auch Krys hinterher. Milky und Lung waren nicht mehr im Garten, aber Mephisto, der noch immer unter der Hängematte lag, bellte laut und schloss sich ebenfalls unserer kleinen Begräbnisexkursion an.
    Wir gingen in den Wald, denselben Weg, den ich vorgestern mit Neander entlanggewandert war. Auch hier kam mir die Luft heute drückend und stickig vor. Aber diesmal wählten wir nicht den Pfad, der den Berg hinaufführte, sondern schlugen den anderen Weg Richtung Nordosten ein. Der Wald war ganz still. Die dichte Vegetation schimmerte in dunklen Grüntönen und die Bäume erschienen mir wie verzauberte Wesen, einsam und übermächtig. Kein Blatt bewegte sich, alles wirkte wie gelähmt und selbst die Stimmen der Vögel über unseren Köpfen klangen gedämpft. Dafür plagten uns die Mücken. Ganze Geschwader von Moskitos umschwärmten uns, besonders auf Elfe hatten sie es abgesehen. Angriffslustig stürzten sie sich auf ihre nackte Haut, Elfe schlug fluchend um sich und kratzte sich verzweifelt, worauf Mephisto wieder laut zu bellen anfing, als wollte er Elfe beschützen. Mir fiel auf, wie zutraulich dieser Hund war. Keinen von uns – mit Ausnahme von Tante Käthe – hatte er angeknurrt oder argwöhnisch beschnuppert, allen war er schwanzwedelnd begegnet und ich musste wieder daran denken, wie er am Flughafen von Rio meine Hand abgeleckt hatte. Ob Solo wusste, dass sein Hund jetzt bei uns war?
    Wir hatten das andere Ende der Insel schon fast erreicht, ich hörte das leise Rauschen des Meeres, als Mephisto nach rechts ins Unterholz lief, wo mitten aus dem Waldboden ein kleiner Bach entsprang. Ich hatte ihn bei meinem ersten Spaziergang gar nicht bemerkt. Zunächst war es nur ein schmaler silberner Streifen, unter dem sich glitzernde Steine und schimmerndes Wurzelwerk abzeichneten. Geräuschvoll schlabberte Mephisto über das Wasser, nieste, schüttelte seinen schwarzen Kopf und schoss weiter. Wir folgten ihm durch das Gewirr der Bäume. Einige von ihnen waren so hoch, dass ich ihre Kronen nur erahnen konnte, andere hatten verschlungene Äste, die bis zum Boden reichten oder sich ineinanderkrallten, als wollten sie eine Festung bilden. An manchen Ästen hingen schwere dunkle Früchte, und als wie aus dem Nichts eine Handvoll riesiger Nüsse zu Boden ploppte, schrie Krys neben mir erschrocken auf. Meine Haut war schweißnass und mein Atem ging immer schwerer, so drückend war die Luft.
    Der Bach war breiter geworden, gurgelnde, glucksende Töne entstiegen ihm und das gierige Summen der Moskitos verfolgte uns. Einen Pfad gab es hier nicht, der Weg wurde beschwerlicher und der Gedanke an versteckte Kameras in diesem verschlungenen Laubdurcheinander kam mir immer absurder vor. Wir kletterten über Felsbrocken und umgestürzte Stämme, Krys’ rotes Haar verfing sich in einem tief hängenden Ast, der plötzlich aussah, als stünde er in Flammen, und Elfe schimpfte unablässig über die Mördermücken. Gerade als ich vorschlagen wollte umzukehren, tauchte vor uns die Lichtung auf. Es war kein angelegtes Grundstück wie das, auf dem unsere Unterkunft stand. Es war wilder, ursprünglicher und an seinem Ende, überwuchert von Efeu und Schlingpflanzen, entdeckte ich die Ruine, die ich auf meinem Spaziergang mit Neander aus der Ferne gesehen hatte. Es war wirklich eine Kapelle, aus hellem Stein. Die schmale Eingangstür und die Fenster waren klaffende Löcher, aber die Mauern standen noch und auf dem Dach, gleich neben dem Holzkreuz, kauerte ein dunkler Vogel. Aufgeschreckt durch unsere Schritte flog er in die Höhe und sein schriller Schrei mischte sich in das Rauschen des Meeres, das jetzt ganz nah war. Wieder flammte ein Bild vor meinem inneren Auge auf – eine Reihe von Kindern, schlafend unter Müllsäcken im Schatten einer Kirche, zwischen ihnen zwei kleine Jungen und zwei Mädchen, das eine vier, das andere dreizehn – das jetzt hochschreckte, aufgescheucht von Schritten. Ich presste die Hände vor meine Augen, und als ich sie wieder fortnahm, kam Mephisto bellend um die Ecke geschossen.
    »Wahnsinn«, entfuhr es Elfe. »Das ist ja ein unglaublicher Ort. Wollen wir mal in die Kapelle rein?« Sie schauderte. »Vielleicht ist da drinnen das Versteck?«
    Krys schüttelte entsetzt ihre rote Mähne.

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