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Isola - Roman

Isola - Roman

Titel: Isola - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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und nass unter meinen Füßen anfühlte, wechselte in nackten Stein über und der beklemmende Tunnel, durch den wir uns vorwärtstasteten, erstreckte sich noch eine ganze Weile in den Fels hinein, bis er sich verzweigte. Zwei Gänge taten sich auf, der eine verschwand in tiefschwarzer Dunkelheit, in den zweiten tauchte Solo, der offensichtlich den anderen folgte, und ich blieb ihm so dicht wie möglich auf den Fersen. Noch immer war der Gang mit seinen glatt geschliffenen, von Seetang übersäten Wänden beängstigend schmal, aber nach einer Weile wurde er schlagartig breiter und führte in leichter Neigung aufwärts.
    Wir bewegten uns im Gänsemarsch und eine ganze Weile lang hörte ich nur den Widerhall unserer Schritte, der ab und zu durch ein leises Knirschen unter unseren Sohlen unterbrochen wurde. Die Luft schien trockener. Ich schätzte, dass wir uns jetzt oberhalb des Meeresspiegels bewegten, doch dann, nach etwa hundert Metern, führte der Gang wieder abwärts und erstreckte sich in ein kreisrundes Gewölbe von bestimmt fünfzig Quadratmetern Durchmesser. Wir standen so verteilt, dass unsere Windlichter immer nur Ausschnitte erfassten, aber was ich sah, nahm mir den Atem. Die Felswände leuchteten in einem rötlichen, teilweise goldschimmernden Braun und von der Decke, deren Höhe ich nicht erahnen konnte, hingen Stalaktiten herab – bizarre, durch die Tropfen von Jahrtausenden entstandene Gebilde, die an einigen Stellen bis fast zum Boden reichten. Im Schein der Windlichter schimmerten sie in allen nur denkbaren Nuancen, milchig weiß, bronze- oder sandsteinfarben, rötlich, orange, dunkelgrau, zartrosa oder bläulich und sie hatten unzählige Formen, die wie fallende Säulen, Reißzähne oder Säbelspitzen aussahen. Manche erinnerten auch an bleiche, in Stein verwandelte Nadelbäume und ein Tropfstein kam mir vor wie ein riesiger gebogener Finger.
    Der Höhlenboden war größtenteils glatt und trocken. Nur im hinteren Teil erkannte ich einige Tropfsteingebilde und auf der linken Seite war ein Tümpel glitzernd schwarzen Wassers. Die Stalaktiten spiegelten sich auf seiner Oberfläche, aber auf den ersten Blick sah es aus, als kämen sie von unten – aus einem magischen Reich tief unter der Erde.
    Das Eindrucksvollste dieser unterirdischen Halle war jedoch ihr Zentrum, das einen fast vollkommenen Kreis bildete. Große, glatt geschliffene Steinbrocken säumten ihn, sie waren angeordnet wie zu einer Sitzgruppe. Sieben. Ich war sprachlos. Es waren wirklich sieben Stück.
    »Voila«, Darling breitete die Arme aus. »Hier wären wir. Na, was sagt ihr?«
    »Scheiße«, hörte ich Milky hinter mir hervorpressen. »Scheiße, ist das abgefahren.«
    Wir standen jetzt alleumdie Steinbrocken herum. Hinter einem der Windlichter sah ich Elfes Gesicht, ihr Mund war geöffnet und plötzlich fing sie an zu lachen, in hellen, glockenartigen Tönen.
    »Ich glaub es nicht«, entfuhr es ihr. »Ich glaub nicht, dass wir das tun. Und jetzt, was machen wir jetzt?«
    »Wir trinken Wasser!« Das war Joker. Er hatte sich auf einem der Steinbrocken niedergelassen und seinen Rucksack geöffnet. Er trug einen langen schwarzen Mantel aus dünnem Stoff, bis zum Boden reichte er, und darunter ein weißes T-Shirt, auf dem ich die Worte unmöglich und Arsch lecken entziffern konnte. Die Magnumflasche, die Joker wie einen Springteufel aus seinem Rucksack zauberte, sah aus wie eine große Wasserflasche. Joker schraubte den Deckel ab, setzte sich die Flasche an den Mund und nahm einen tiefen Schluck. »Selig sind die Dürstenden«, verkündete er grinsend, »denn sie werden gesättigt werden. Wer ist der Nächste?«
    Alpha streckte die Hand aus. Trank. Reichte die Flasche weiter, an Milky, der nach einem zögernden Schluck wie im Schmerz das Gesicht verzog. »Heilige Maria«, keuchte er, »das ist … «
    »Wasser«, fuhr Joker dazwischen. »Reines, klares Heilwasser, hervorragend für die Gesundheit und labend in dunkler Nacht. Solo? Bist auch du ein Dürstender?«
    Solo stand genau gegenüber von mir, seine eine Gesichtshälfte leuchtete golden und warm, die andere, vom Windlicht abgewandte, war dunkel und kalt. Er zögerte. Dann griff er zur Flasche, nahm mehrere tiefe, fast trotzige Züge, wischte sich mit dem Faustrücken über den Mund und reichte die Flasche an Darling weiter, die seine Hände festhielt, bevor sie trank.
    Joker zog jetzt seine Shisha aus dem Rucksack, eine große arabische Wasserpfeife. Er wartete, bis die Flasche

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