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Isola - Roman

Isola - Roman

Titel: Isola - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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auf, als mich etwas am Arm streifte, ein zweiter Schrei gab mir Antwort. Elfe. Jemand kicherte. Dann ein dritter Schrei, klirrend wie zerspringendes Glas. »Macht das Licht an, verdammt!«
    Wieder Kichern, dann Stille. Ein Hecheln, dann ein Röcheln. Joker? »SCHEISSE, lass den Mist, ich hab Angst!« Stille, Schritte, Keuchen, Hecheln, Röcheln – Stille.
    Ein Stöhnen – es war aus meinem Mund gekommen, aber es klang fremd, so schrecklich fremd. Wo waren die anderen … wo … war … ich? Eine Hand griff nach meiner, sie war klein, prall und heiß und ich hörte Elfe wimmern, dass sie es sei, sie presste meine Finger zusammen, es war fast ein willkommener Schmerz, weil er mich fühlen ließ, dass ich existierte. Ich roch die Höhle, roch die Dunkelheit. Sie war getränkt von Schweiß und Angst und Alkohol und sie legte sich über mich wie ein kalter schwarzer Mantel, sie erdrückte mich und dehnte sich aus, riss mich mit sich.
    »Scheiße! Macht jetzt ENDLICH jemand das Licht an!« Die Stimme klang nach Milky, sie schien von hinten zu kommen, vielleicht kam sie aber auch von links oder rechts. Ich presste die Augen zu und riss sie wieder auf, aber da war kein Unterschied. Die Dunkelheit fing an, sich zu drehen.
    »Joker hat recht, Alpha.« Das war Darlings Stimme, sie klang wie flüssiger Honig. »Du solltest wirklich etwas gegen deinen Mundgeruch unternehmen.«
    Stille, dann ein entgeistertes Japsen. »Du verdammte SCHLAMPE, ich –«
    Schritte, ein Poltern, dann ein Platschen, direkt unter mir. Jäh zog ich meinen Fuß zurück. Ich musste in den Tümpel getreten sein. Wasser sickerte in meine Schuhe und schlängelte sich mit kalten Zungen zwischen meinen Zehen hindurch.
    »Bitte, bitte! Mir ist schlecht!« Elfe. Sie klang jämmerlich, fast wie erstickt. Rascheln, Schritte, in meinen Ohren begann es zu pochen, hart und schmerzhaft, ich bewegte mich, aber ich wusste nicht, wohin, ich hatte keine Orientierung, nur Elfes Hand fühlte ich, fester und immer fester krallte sie sich um meine Finger.
    Die Kameras sehen mehr als dasmenschliche Auge … sie können sogar im Stockfinsteren sehen.
    Ich versuchte, mich an diesem Gedanken festzuklammern.
    »Scheiße, verdammte Scheiße!«
    »Mir ist so schlecht, oh Gott. Mir ist so schlecht!«
    Dann – endlich – ein fahles Licht!
    Dahinter der Schatten eines Gesichtes. Milky! Er hatte ein Windlicht gefunden. Sein Gesicht war fahl wie das eines Geistes und die filzigen Haare fielen ihm wie Seetang über die Schultern.
    »Ich will hier raus – bitte! Bitte, bringt mich hier raus.« Elfe. Sie würgte. Milky war mit einem Satz bei ihr, im Hintergrund sah ich den Schatten von Solo, der an einer Wand lehnte und sich beide Fäuste auf die Augen presste, und ich meinte, Darlings Stimme zu hören, aber die anderen sah ich nicht. Wir flohen nach draußen, stolperten durch den endlosen Gang, bis uns die Höhle wieder ausspuckte –Milky, Elfe und mich.
    Mephisto war noch immer vor dem Eingang, er war aufgesprungen. Schwanzwedelnd stand er da und bellte laut, Elfe fing an zu weinen und Milky redete beruhigend auf sie ein. Die Bucht schimmerte silbrig im Licht des Mondes, der jetzt hoch am Himmel stand, und die Brandung brach sich rauschend an den Felsen. Ich warf einen Blick zur Nachbarinsel, aber alles, was ich sah, war ein heller Lichtpunkt. Er hing in der Dunkelheit wie ein gefallener Stern.
    Elfe schwankte so sehr, dass wir sie stützen mussten, und ich dachte, wenn sie jetzt ohnmächtig wird, dann kommt er, dann kommt Tempelhoff. Aber Elfe wurde nicht ohnmächtig. Sie würgte noch zweimal, dann schnaufte sie, sie sei okay.
    Und so stolperten wir drei über die Felsen und durch den Wald zurück zu unserem Haus, wo wir uns zu dritt in die Kissenecke legten. Ich erinnere mich daran, dass Milkys Haare mich am Hals kitzelten und dass Elfe nach Patschuli roch, während Mephisto schwer und tröstlich auf meinen Füßen lag.
    Dass wir einschliefen, daran erinnere ich mich nicht mehr.
    Ich weiß nur noch, dass wir erwachten und der Bem-Te-Vi -Vogel schrie und dass die gleißende Sonne, die durch die hohen, leicht geöffneten Glasfenster schien, etwas Gnadenloses hatte.

Fünfzehn
    WIR STANDEN zu dritt in der Küche und Milky hatte gerade den Kaffee aufgesetzt, als Alpha zurückkehrte. Seine Kleidung war schmutzig, sein Gesicht blass, er wirkte ausgemergelt und verstört. Er ging zum Kühlschrank, griff nach einer Flasche Cola und trank sie mit gierigen Schlucken leer, dann wischte er

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