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Isola - Roman

Isola - Roman

Titel: Isola - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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endlich, woher ich dein Gesicht kenne: Aus der Zeitung! Ich habe dich in der Zeitung gesehen, es war irgendein Artikel über deinen Vater und dich. Du hast neben ihm gestanden. Daher. Daher kannte ich dich.«
    Für einen Moment brach sie in Kichern aus, es klang wie ein verzerrtes Echo der ewig plappernden Elfe, die ich im Flugzeug kennengelernt hatte. Dann verstummte sie abrupt und sackte zurück in ihren Stuhl. »Und damit … kommst du uns jetzt?«
    Solo nickte wieder, ein einfaches Ja, auf eine einfache Frage.
    »Was wusstest du?« Milkys Stimme klang so schrill wie die einer Frau. »Was wusstest du über dieses verdammte Projekt?«
    »Nichts«, entgegnete Solo tonlos. »Jedenfalls nicht mehr und nicht weniger als das, was ihr auch wusstet. Dass die Insel überwacht ist. Dass wir drei Wochen hier sein würden. Dass wir zu zwölft hierherfliegen würden. Dass aus dem, was sich hier abspielt, ein Film werden sollte und dass mein Vater drüben auf der Nachbarinsel zusammen mit Sven die Monitore überwacht. Mehr nicht. Ich wusste das, was alle wissen. Mein Vater hat mir nur das gesagt, was er euch auch gesagt hat.«
    »Und wo«, Alpha spuckte die Worte aus wie Glassplitter. »Und wo ist dein verfluchter Vater jetzt?«
    Solo sah Alpha aus seinen dunklen Augen an. Ganz ruhig war er, beinahe gelassen. »Das«, erwiderte er, »will ich genauso wissen wie ihr.«
    Es stürmte noch immer, als sich Elfe und Milky wieder in die Kissenecke verkrochen. Ich war mit Solo am Tisch sitzen geblieben und hörte die beiden leise reden. Milky erzählte von seinen Eltern, die Lehrer waren, und Elfe fragte ihn nach Geschwistern, er hatte vier, vier ältere Schwestern, die ihm früher Mädchenkleider angezogen hatten, worüber Elfe lachen musste, doch gleich darauf fing sie wieder an zu weinen. Alpha lief im Raum umher, auf und ab wie ein eingesperrtes Tier. Er hatte sich aus Krys’ Truhe Zigaretten geholt und steckte sich gerade eine neue an. Der Rauch vernebelte die Luft, aber wegen des Sturms konnten wir kein Fenster öffnen. Dafür machte sich Alpha jetzt an den Tapeten zu schaffen, erst mit den Fingern, dann mit einem Küchenmesser und schließlich mithilfe seines Leathermans, aus dem er ein Rasiermesser zog. Wütend und hektisch ritzte er ein Stück Tapete auf, zog einen langen Streifen davon ab, dann noch einen, wobei er keuchende Geräusche von sich gab.
    »Lass es sein!«, rief Solo und stand vom Tisch auf. »Lass es bleiben, was soll uns das denn bringen?«
    »Ich – will«, presste Alpha hervor. »Ich will wenigstens sehen, dass es hier Kameras gibt, ich will –« Er hielt inne und zuckte zurück.
    Milky und Elfe waren aufgesprungen und standen hinter ihm, dann kamen auch Solo und ich dazu. Ein winziges Objektiv wurde sichtbar, kaum größer als ein Centstück. Alpha ließ das Messer sinken und für Minuten standen wir da und starrten das bläulich schimmernde Glasauge an. Solo stöhnte leise und rieb sich die Schläfen, diesmal mit den Fäusten. Alpha trat mit dem Fuß gegen die Wand und dann stürzte er zum Glastisch. Er warf zwei Stühle um, schnappte sich einen dritten und schlug ihn gegen die Wand, bis krachend eins der schwarz lackierten Holzbeine abbrach. »Dein Scheißvater«, schrie er. »Dein verfluchter Scheißvater, was spielt der hier mit uns?« Er fuhr zu Solo herum, den erhobenen Stuhl noch immer in den Händen.
    Solo verließ den Raum.
    »Hey«, Milky fasste Alpha bei den Schultern. »Hey, beruhige dich, es nützt uns nichts, wenn wir jetzt ausflippen. Wir müssen ruhig bleiben, verstehst du? Wir müssen … «
    Alpha ließ den Stuhl sinken und Elfe stand da, beide Hände vor dem Gesicht zusammengeschlagen. Es war mir unerträglich, hier zu bleiben.
    Ich überlegte, ob ich hinter Solo hergehen sollte, aber ich brachte es nicht fertig, ich wusste nicht mehr, was ich fühlte oder dachte oder glauben sollte. Stattdessen ging ich in unseren Schlafraum. Ich setzte mich auf mein Bett, nahm das Foto von Esperança vom Nachttisch und starrte es an. Zwischendurch schweifte mein Blick zu dem Schneckenhaus, das ich am Strand gefunden hatte, wenige Stunden, bevor das Spiel losging.
    »Stör ich?«
    Solo stand vor meinem Bett. Ich schüttelte den Kopf und plötzlich war ich erleichtert, dass er da war. Er setzte sich neben mich.
    »Was machen deine Kopfschmerzen?«, fragte ich.
    Er lächelte müde. »Besser. Danke.«
    »Wie lange hast du diese Schmerzen schon?«
    »Lange. Ich glaub, seit ich zwölf oder dreizehn bin. Mein

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