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Isola - Roman

Isola - Roman

Titel: Isola - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Solo stand noch immer am Treppenaufsatz des Monitorraums. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt, als ob er kurz davor wäre zu explodieren.
    Milky drückte auf eine Taste und diesmal ging kein neuer Monitor an, sondern die Szene spulte ein Stück vor, bis sie plötzlich wieder anhielt.
    Auf dem Bildschirm räusperte sich Lung. An seinem Hals funkelte der silberne Drachenanhänger. »Und wenn wir nicht mitspielen?«
    »… wird das Projekt abgebrochen.« Darlings Stimme. Sie klang nervös.
    »Komm schon.« Der Kommentar von Milky. »Es ist doch letzten Endes nur ein Spiel. Hier wird ja schließlich niemand erstochen oder abgeknallt.«
    »Also ich finde das Spiel geil.« Alpha grinste uns vom Monitor entgegen und in der nächsten Einstellung hob Joker seine Gummipuppe vom Boden auf. »Das Ganze klingt ein bisschen wie dieses Kinderspiel Mord im Dunkeln. Oder wie Zehn kleine Negerlein. Kennt ihr den alten Agatha-Christie-Streifen? Da war auch eine Gruppe von Leuten auf einer einsamen Insel. Und irgendwann … gab’s keinen mehr. Was sagst denn du zu unserem Spiel, Tante Käthe?« Die Kamera zoomte auf den Kopf von Jokers Gummipuppe. Ihr rosa Gesicht mit der grauen Dauerwelle und den blassblauen Augen wirkte fast erstaunt und aus dem Off ertönte Jokers Quieksstimme: »Heißa, das wird ein toller Spaß!«
    Die Kamera zoomte zurück, jetzt waren Elfe und Darling im Bild. »Unter Spaß stelle ich mir jedenfalls was anderes vor, als mich auf einer einsamen Insel von einem Mörder jagen zu lassen« , kam es von Elfe. »Ich find das so was von billig.«
    »Woher willst du wissen, dass du nicht der Mörder bist?« Darlings klebriges Lächeln füllte das Bild und im Hintergrund hörte ich Elfe knurren: »Dann wüsste ich jedenfalls, wen ich mir als erstes Opfer aussuche.«
    »NEIN!«, dröhnte es in mein Ohr – es dauerte einen Augenblick, bis ich begriff, dass diese Stimme nicht aus den Lautsprechern kam, sondern von Elfe, die neben mir im Monitorraum stand und meine Hand zerquetschte. »Nein! Ich kann das nicht. Ich kann da nicht hinsehen!«
    Aber sie sah hin. Wir alle sahen hin.
    Auf dem fünften Monitor erschien der schwarze Briefkasten. Es war schon fast dunkel. Wir hatten uns alle vor dem Kasten versammelt und standen da, wie festgefroren, bis Joker grinsend seine Braue in die Höhe zog, buh machte und Pearl zusammenzuckte. Die Einstellung lief weiter, bis unsere Umschläge in dem Briefschlitz verschwunden waren und Milky und Neander als Letzte vor dem schwarzen Kasten zurückblieben. Milkys Augen schwirrten nach rechts, nach links, und dann, nach einem kurzen Blick über seine Schulter, holte er tief Luft, umfasste Neanders Handgelenk und drückte gegen die Briefkastentür, die mit einem leisen Klacken aufsprang. Neander stöhnte auf und senkte den Kopf.
    »Applaus für den Mörder.« Auf dem sechsten Monitor ließ Joker seine Augenbrauen tanzen. Er stand auf einem Stuhl im Haupthaus und blickte provozierend in die Runde. »Möchte sich jemand verbeugen?«

    Auf dem siebten Monitor strahlte die Sonne über unserer Bucht. »Was sagt eine Blondine, wenn man ihr den Rücken eincremt?«, fragte Darling und lächelte in die Kamera. Um ihren großen Busen spannte sich der winzige rote Bikini und Joker zupfte nervös an seinem Ziegenbart herum.
    Auf dem achten Monitor erschien die Kapelle. Elfe, Moon und Krys standen im Türrahmen, dahinter war Dunkelheit.
    »Vera?«, hörte ich Elfe rufen. » Bist du da? Wir gehen zurück, es wird dunkel, hörst du? … Kannst du mich hören? Bist du noch da? Wir sind hier. Vera?«
    Kurz darauf sah ich mich aus der Kapelle stolpern, mit glühendem Gesicht stand ich vor Elfe, Moon und Krys.
    »War jemand da?« , fragte Elfe auf dem Bildschirm. Mein Ebenbild auf dem Monitor schüttelte stumm mit dem Kopf, während ich mich mit klopfendem Herzen zu Solo umdrehte, aber sein Gesicht war ausdruckslos. Völlig reglos stand er da, die Hand am Treppengeländer, den Blick auf die Monitore gerichtet.
    »Du schwule Sau«, ertönte Alphas Schrei aus den Lautsprechern. »Du beschissenes Stück Dreck, bist du noch ganz frisch in der Birne?«
    »Jetzt wieder« , sagte Joker und grinste uns vergnügt vom neunten Monitor entgegen. »Aber hat dir mal jemand gesteckt, dass man bei Mund-zu-Mund-Beatmung keine Zunge braucht?«
    Auf dem zehnten Monitor zog Darling Lungs Messer aus ihrem Dekolleté und auf dem elften trieb sie es mit Alpha in der Kissenecke. Ihre Körper waren verdeckt, sodass man nicht sehen

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