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Isola - Roman

Isola - Roman

Titel: Isola - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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konnte, wie weit sie gingen, aber die Geräusche wirkten ziemlich eindeutig. Neben ihnen auf dem weichen Teppich lag die Packung Kondome, die Kamera zoomte sie ran, noch war die Packung unbenutzt.
    »Schalt das weg!« Alpha rüttelte Milky an der Schulter und Milky drückte hektisch auf den Tasten herum.
    »Jetzt?«, fragte Solo auf dem zwölften Monitor. Er saß auf seinem Bett, neben ihm, auf dem Nachttisch, sah ich das Amulett liegen und daneben die Tabletten. »Im Dunkeln?«
    Wieder grinste Joker in die Kamera. »Hast du Angst? Brauchst du nicht, du weißt doch, wir werden überwacht. Und wenn wir alle dicht zusammenbleiben und Händchen halten«, Joker warf einen Seitenblick auf mich, »kann uns der Mörder nichts tun.«
    Aber wir blieben nicht zusammen. Wir hielten nicht Händchen.
    Auf dem dreizehnten Monitor erschien die Höhle – und unsere Party war bereits auf dem Höhenpunkt. Die elektronischen Bässe dröhnten aus den Lautsprechern und die Stimme des Sängers ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
    This is my church
This is where I heal my hurts
It’s a natural grace
Of watching young life shape
It’s in minor keys
Solutions and remedies
Enemies becoming friends
When bitterness ends
This is my church …
    Wir konnten alles sehen – alles. Die Szene erschien mir, als wäre sie bereits gemischt und geschnitten worden, ich sah uns aus allen möglichen Blickwinkeln, von oben, von der Seite, von schräg unten, wie wir tanzten, als ob es um unser Leben ging, schwitzend und ekstatisch mit geschlossenen Augen, durch die Luft wirbelnden Armen – und Joker in seinem schwarzen Fledermausmantel trieb es am wildesten von uns allen. Er tanzte von hinten an Darling heran, die sich gleichzeitig Solo näherte und ihm Jokers Magnumflasche mit der durchsichtigen Flüssigkeit hinhielt, Solo griff danach, legte den Kopf in den Nacken und trank. Ich sah mein Gesicht auf dem Monitor, wie ich zu ihm hinstarrte und dann wieder die Augen schloss und weitertanzte. Joker riss Darling an den Schultern herum, plötzlich wirkte er aggressiv, er zog sie an sich und küsste sie, Darling erwiderte seinen Kuss, aber als Jokers Hände zudringlicher wurden, lachte sie. Sie lachte ihn aus und tanzte wieder von ihm weg. Joker spuckte wütend auf den Boden.
    Solo nahm noch einen Schluck aus der Flasche – und dann löschte Darling die Windlichter, eins nach dem anderen. Es wurde dunkel in der Höhle. Stockdunkel. Aber wir waren trotzdem zu erkennen – in einer Furcht einflößenden Optik. Die Farben waren verschwunden, stattdessen zog sich ein grüner Schleier über die gesamte Szenerie und ließ uns wie Gespenster aussehen. Unsere Augen waren pechschwarz und unsere Bewegungen kamen mir seltsam verzerrt vor, was die Panik, in die wir uns hineinsteigerten, noch unheimlicher erscheinen ließ. Darlings Schatten beugte sich über den Ghettoblaster und die ohrenbetäubenden Bässe brachen ab. Es wurde still, totenstill, dann hörte ich unsere Stimmen, unser Keuchen, unsere ganze Verzweiflung. Solo drückte sich mit dem Rücken an eine der Höhlenwände, wo er nach Luft rang und sich die Fäuste auf die Schläfen presste. Alpha tappte gegen Darling, griff nach ihr, tastete sie ab, seine Hände berührten ihre Brüste, dann zog er sie zu sich heran, suchte ihre Lippen, fand sie, küsste sie, woraufhin Darling den Spruch von Joker wiederholte und Alpha sie nach Luft schnappend und völlig außer sich vor Wut als Schlampe beschimpfte.
    Elfe, die mitten im Steinkreis stand, fing an zu wimmern, dann tauchte vor Milkys leichenblassem Gesicht das Windlicht auf. Wir drei flohen aus der Höhle; aber die Kameras blieben dort.
    Ich hatte das Gefühl, nicht mehr gerade stehen zu können, und meine Hand, um die sich Elfes Finger noch immer wie Schraubstöcke klammerten, fühlte sich wie abgestorben an. Ich wollte weglaufen, aber der Monitor hielt meinen Blick fest.
    In der Höhle waren jetzt noch Solo, Alpha, Joker und Darling. Ein Licht ging an, kein Windlicht, sondern die Flamme eines Feuerzeuges. Darling hielt es in der Hand, sie stand kaum einen Meter weit von Solo entfernt, der noch immer an der Höhlenwand lehnte. Sie ging auf ihn zu, das Feuerzeug vor ihr Gesicht haltend. Die Finger ihrer anderen Hand umschlossen sein Handgelenk. Solo riss die Augen auf, Staunen lag in seinem Blick, ein ungläubiges Staunen, dann öffnete er den Mund, als wollte er schreien, aber gleich darauf hielt er inne. Er blieb ganz ruhig. Darling, deren Gesicht im Schein

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