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Ist es nicht schoen, gemein zu sein

Ist es nicht schoen, gemein zu sein

Titel: Ist es nicht schoen, gemein zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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hätte es zumindest mal versuchen können,
wenn sie schon kluge Ratschläge zum Thema gab.
    Ms Glos räusperte sich. »Ja,
also dein Stundenplan ist völlig in Ordnung. Nicht besonders anspruchsvoll,
das nicht - aber vollkommen angemessen. Ich nehme an, du machst den Mangel an
anspruchsvollen Kursen durch die entsprechenden außerschulischen Aktivitäten
wett?«
    Serena
zuckte mit den Schultern. Falls
Sie Pernod trinken und in Cannes nackt am Strand tanzen gelten lassen?
    »Nicht direkt«, sagte sie.
»Ich mache jedenfalls bei keiner AG mit, wenn Sie das meinen.«
    Ms Glos ließ ihre Brille
fallen. Ihre Nasenflügel färbten sich sehr rot, und Serena fragte sich besorgt,
ob sie gleich anfangen würde, aus der Nase zu bluten. Ms Glos war berühmt für
ihr häufiges Nasenbluten. Ihre Haut war sehr bleich, mit einem leichten Stich
ins Gelbe. Die Mädchen waren sich alle einig, dass sie an irgendeiner
unaussprechlichen ansteckenden Krankheit litt.
    »Du nimmst an keiner
Arbeitsgemeinschaft teil? Aber du musst dringend mehr aus dir machen.«
    Serena sali Ms Glos höflich
und verständnislos an.
    Seit wann denn das?
    »Ich verstehe. Dann werden wir
wohl etwas finden müssen, wofür wir dich interessieren können, nicht wahr?«,
sagte Ms Glos. »Keine Universität wird sich deine Bewerbung auch nur ansehen,
wenn du keinerlei außerschulische Aktivitäten oder Interessen vorweisen kannst.
So ist das nun mal.« Sie bückte sich, zog einen dicken Ordner aus einer
Schublade ihres Schreibtischs und begann, die darin abgehefteten farbigen
Zettel durchzublättern. »Ah ja, hier haben wir schon einen Kurs, der diese
Woche beginnt: >Feng Shui und Blumen, die Kunst der Floristik<.«
    Ms Glos sah wieder zu Serena
auf, die zweifelnd die Brauen zusammenzog. »Nein, ich fürchte, du hast Recht.
Damit wirst du in Harvard kaum Eindruck machen«, sagte sie mit einem kleinen
Lachen.
    Sie schob die Ärmel ihrer
Bluse hoch und blickte streng drein, während sie sich energisch ein zweites Mal
durch den Ordner arbeitete. So schnell gab sie nicht auf. Sie war eine sehr
gute Studienberaterin.
    Serena knabberte an ihrem
Daumennagel. Das war ein ganz neuer Gedanke. Um an einer Uni angenommen zu
werden, musste sie also mehr aus sich machen. Und sie wollte auf die Uni, keine
Frage. Auf eine gute. Ihre Eltern erwarteten natürlich, dass sie an einer der
besten Hochschulen des Landes studierte. Nicht dass sie Druck machen würden -
nein, das verstand sich ganz von selbst. Je mehr Serena darüber nachgrübelte,
desto klarer wurde ihr, dass es absolut nichts gab, was zu ihren Gunsten
sprach. Sie war vom Internat geflogen, hatte miserable Noten, kam im Unterricht
nicht mehr mit und konnte weder mit interessanten Hobbys noch mit der
Teilnahme an irgendwelchen tollen AGs glänzen. In dem blöden SAT-Eignungstest,
den man benötigte, um überhaupt studieren zu dürfen, hatte sie superschlecht
abgeschnitten, weil sie sich bei diesen idiotischen Ankreuzaufgaben
grundsätzlich nicht konzentrieren konnte. Wiederholen wollte sie den Test aber
auch nicht, womöglich würde sie beim zweiten Mal noch schlechter abschneiden.
Eigentlich konnte sie gleich einpacken.
    »Was hältst du von einer
Theatergruppe? In Englisch bist du ja ganz gut, das wäre doch sicher was für
dich«, schlug Ms Glos vor. »Ah ja - diese hier probt erst seit einer Woche. Die
Teilnehmer kommen von verschiedenen Schulen. Sie wollen eine moderne
Inszenierung von >Vom Winde verweht< aufführen.« Sie blickte wieder auf.
»Na?«
    Serena wackelte nervös mit dem
Fuß und knabberte am Nagel ihres kleinen Fingers. Sie versuchte, sich vorzustellen,
wie es wäre, allein als Scarlett O'Hara auf der Bühne zu stehen. Sie würde auf
Knopfdruck heulen, in Ohnmacht fallen und bauschige Kleider mit Korsett und
Reifrock tragen müssen. Vielleicht sogar eine Perücke.
    »Ich will nieeee wieder hungern!«, hörte sie
sich im schönsten Südstaaten-Kaugummienglisch schluchzen. Doch ja, das dürfte
ganz lustig werden.
    Serena nahm den Zettel, den Ms
Glos ihr hinhielt, wobei sie darauf achtete, ihn nicht an der Stelle zu
berühren, die Ms Glos angefasst hatte.
    »Klar«, sagte sie. »Macht sicher Spaß.«
    Als Serena aus Ms Glos' Büro
trat, schrillte gerade auch die Glocke, die das Ende des Schultags verkündete.
Die Probe zu »Vom Winde verweht« fand in der Aula der Constance- Billard-Schule
statt - war allerdings erst auf sechs Uhr angesetzt, damit auch diejenigen
mitmachen konnten, die nach der Schule erst

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