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Ist es nicht schoen, gemein zu sein

Ist es nicht schoen, gemein zu sein

Titel: Ist es nicht schoen, gemein zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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zu
rauchen.
    Viel unerträglicher noch als
der schleimige Carson Daly oder die Tatsache, dass sie untätig allein zu Hause
hockte, war die Aussicht, möglicherweise den Rest ihres Lebens so verbringen zu
müssen - allein vor dem Fernseher im Haus ihrer Eltern -, wenn sie nicht
endlich loslegte und das Projekt Unitauglichkeit in Angriff nahm! War sie denn
doof, oder was? Die anderen kriegten es doch anscheinend auch alle hin. Hatte
sie die alles entscheidende »Jetzt-aber-los«- Moralpredigt verpasst? Wieso war
sie von niemandem gewarnt worden?
    Aber es war nicht nötig, jetzt
in Panik zu verfallen. Noch hatte sie genug Zeit. Und es musste auch nicht das
Ende aller Vergnügungen bedeuten. Schließlich trat sie in die Theater-AG ein,
nicht ins Kloster.
    Serena schaltete den Fernseher
wieder aus und schlenderte in die Küche. Die Küche der van der Woodsens war
ein gigantisch großer Raum. Schränke mit Glastüren hingen über blitzblanken
Arbeitsflächen aus Edelstahl. Es gab zwei professionelle Gastronomieherde und
drei Gefrierschränke. In der Mitte stand ein wuchtiger Holztisch, auf dem die
Tagespost lag.
    Serena nahm den dicken Stapel
in die Hand und sah ihn durch. Das meiste war für ihre Eltern: quadratische
weiße Umschläge mit altmodischem Aufdruck, die Einladungen zu Bällen,
Galadiners, Benefizveranstaltungen und Auktionen enthielten. Dazwischen Ankündigungen
von Vernissa- gen - Postkarten mit Arbeiten der Künstler auf der einen und den
Einzelheiten zur Ausstellungseröffnung auf der anderen Seite. Eine fiel ihr
besonders ins Auge. Vielleicht war sie eine Weile in der Post verloren gewesen,
denn sie war zerknittert, und die Vernissage fand am Mittwoch um 16.00 Uhr
statt, also... genau jetzt. Serena drehte die Karte um und betrachtete das Foto
auf der Vorderseite. Es sah aus wie die rosa eingefärbte schwarz-weiße
Großaufnahme eines
    Auges. Der Titel lautete »Kate
Moss« und der Name der Ausstellung »Behind the Scene«. Sie sah sich das Bild
eingehend an. Es hatte etwas Unschuldiges, Schönes und zugleich auch leicht
Abstoßendes. Hm, vielleicht war es doch kein Auge. Sie war sich nicht sicher.
Aber sah verdammt cool aus. Und auf einmal wusste Serena sehr genau, wo sie die
nächsten zwei Stunden verbringen würde.
    Sie rannte in ihr Zimmer, zog
hastig ihre braune Schuluniform aus und ihre schwarze Lieblingslederhose an,
schnappte sich ihren Mantel und drückte auf den Liftknopf. Nur wenige Minuten
später kletterte sie vor der Whitehot Gallery in Chelsea aus einem Taxi.
    Als Serena die Galerie betrat,
ließ sie sich als Erstes einen kostenlosen Gin-Martini geben und zeichnete dann
die Gästeliste ab. Überall standen hippe, gestylte Menschen um die Zwanzig
herum, nippten an den Gratis-Martinis und betrachteten die Fotografien an den
Wänden. Sie ähnelten alle dem Foto auf der Einladungskarte und zeigten die
stark vergrößerte Schwarz-Weiß-Aufnahme eines Auges in verschiedenen Größen,
Formen und Einfärbungen. Unter jedem Bild hing ein Schildchen mit einem
prominenten Namen. Kate Moss, Kate Hudson, Joaquin Phoenix, Jude Law, Gi- sele
Bündchen, Cher, Eminem, Christina Aguilera, Madonna, Elton John.
    Aus unsichtbaren Lautsprechern
blubberte französische Popmusik. Die Fotokünstler selbst, eineiige Zwillinge,
die sich »The Remi-Brothers« nannten und Söhne eines französischen Fotomodels
und eines englischen Herzogs waren, wurden gerade für Art Forum, die Vogue, W, Harper's Ba- zaar und die New York Times fotografiert und interviewt.
    Serena sah sich die
Fotografien noch einmal ganz genau an. Nein, jetzt wo sie die Bilder in
Originalgröße sah, entschied sie, dass es sich nicht um Augen handelte. Aber
um was dann? Bauchnabel?
    Plötzlich legte sich ein Arm
um ihre Taille.
    »Hallo, cherie. Schönste der Schönen.
Verrätst du mir deinen Namen?«
    Es war einer der
Remi-Brothers. Er war sechsundzwanzig und 1,75 m groß, also genauso groß wie
Serena. Er hatte schwarze Locken und strahlend blaue Augen. Er sprach mit
französisch-britischem Akzent. Er war ganz in Blau gekleidet und seine
dunkelroten Lippen bogen sich in den Mundwinkeln sehr sexy nach oben. Er sah
absolut unwiderstehlich aus und dasselbe galt für seinen Zwillingsbruder.
    Tja, Serena war eben ein
Glücksmädel.
    Sie zierte sich nicht, als er
sie mit sich in eine Nische zog, wo sie zusammen mit ihm und seinem Bruder für
das Feuilleton der Sonntagsausgabe der New York Times fotografiert wurde. Einer der
Remis stand hinter Serena und

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