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Ist Schon in Ordnung

Ist Schon in Ordnung

Titel: Ist Schon in Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
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in den Mund, zünde sie aber nicht an, sondern gehe hinein und versuche so auszusehen, als täte ich das jeden Tag.
    Ein paar Kilometer weiter nördlich biege ich von der Hauptstraße in eine holprige Schotterstraße ein. Sie führtin Serpentinen steil bergauf, Steine spritzen gegen die Räder und erschüttern alles. Dann geht es ein Stück steil bergab, und unten führt eine Brücke über die Leira, die hier durch eine Stromschnelle fließt. Im Waldstück auf der anderen Seite schaue ich durch die Bäume, um zu sehen, ob meine Hütte noch steht. Sie ist nicht mehr da.
    »Hast du Lust, jemanden zu besuchen?«
    »Einen Bauern?«
    »Eine Art Bauer, ja. Er wohnt gleich da vorne. Leif heißt er. Wenn er nicht schon tot ist.«
    »Okay, aber wenn er tot ist, will ich ihn nicht sehen.«
    »Du warst witziger, als du noch einen Kater hattest.«
    Ich lege den ersten Gang ein und fahre den Berg auf der anderen Seite der Leira hinauf. Wir kommen an ein paar Musterhöfen vorbei, frisch gestrichen in Rot und Weiß, wie es sich gehört, Rosenbeete und alles picobello, und Arvid sieht erwartungsvoll vor sich hin. Er hat keine Ahnung, wohin wir wollen. Nach ein paar Minuten sehe ich Leifs Scheune auf einer Anhöhe. Auf seinem Grundstück gibt es nicht einen Quadratmeter, der eben wäre. Auf dem Abhang laufen ein paar Ziegen herum. Die Scheune war einmal gelb, und er war ganz stolz, weil es die einzige gelbe Scheune in der ganzen Gegend war, aber mittlerweile ist die Farbe abgeblättert, und die Scheune ist mehr grau als gelb. Ein paar Planken haben sich auch verkrümelt, und wir können direkt in den Heuboden blicken. Viel Heu gibt es dort nicht. Das Wohnhaus im Hintergrund ragt senkrecht auf und war eigentlich einmal weiß, jetzt ist es aber genauso grau wie die Scheune. Es ist erst fünf Jahre her, es muss damals schon so ausgesehen haben, aber es hat nicht so gewirkt.
    Wir müssen noch ein Stück weiter, um die Einfahrt zu finden, und ich halte Ausschau nach einem blauen Briefkasten,der früher für mich eine Landmarke war, aber ich fahre zu weit, der Briefkasten ist umgefallen und liegt auf dem Boden, und ich muss wieder ein Stück zurück. Ich biege ab und gebe etwas Gas, soweit ich mich erinnern kann, gab es ein Schlagloch auf dem Weg, das nach Regen so schlammig war, dass man einen Traktor brauchte, wenn man steckenblieb, und die Situation hat sich bestimmt nicht verbessert. Und so ist es auch, ich trete das Gaspedal durch und sause durch die Pfütze, dass der Schlamm nur so spritzt. Der hintere Teil des Opels geht hoch, und Arvid macht einen Satz auf seinem Sitz und schreit:
    »He, sachte, sachte, Junge, das Auto gehört Vattern! Der bringt mich um!« Aber ich fahre jetzt schnell, weil ich meine Entscheidung bereue und mich frage, wie ich auf diese Idee kommen konnte. Zum Umkehren ist es zu spät, es kribbelt im Bauch, und ich will es hinter mich bringen.
    Auf dem Hof stehen drei Autos. Keins davon hat vier Räder. Sie stehen schon eine Weile hier, an eins kann ich mich gut erinnern. Es ist ein alter Volvo PV , der für alle möglichen Fahrten eingesetzt wurde, als Transporter für Ferkel bis hin zum Leichenwagen bei Bedarf, und das waren die einzigen Anlässe, zu denen das Auto gewaschen wurde. Die beiden anderen waren das, was Egil Crashautos nannte: Autos, die man als Wrack kaufte, deren Motor man wieder herrichtete und die man so lange fuhr, bis sie auseinanderfielen, woraufhin man sie dort stehenließ, wo sie in die Knie gegangen waren. Ein Huhn streckt den Kopf aus einem der zerbrochenen Fenster und gackert. Von dort, wo ich stehe, kann ich nichts sehen, was fahrtüchtig wäre, sogar dem Rollstuhl an der Türschwelle zum Wohnhaus fehlt ein Rad, und er liegt verrostet auf dem Rücken an der Stelle, wo ihn jemand zuletzt abgestellt hat.
    Ein Mann im fleckigen Overall biegt um die Ecke der Scheune und bleibt stehen, beschattet die Augen mit der Hand und blinzelt in die Sonne.
    »Hallo Bjørn«, sage ich, und er schüttelt kurz den Kopf und streicht sich über die Wangen. Dann verschwindet er in einem Holzverschlag, ohne etwas zu sagen oder sich stören zu lassen.
    »Wer war das?«, fragt Arvid.
    »Bjørn. Der Stalljunge.«
    »Der Stalljunge? Der ist doch mindestens siebzig.«
    Ich denke nach. »Zweiundsiebzig etwa.«
    »Ist er immer so gesprächig?«
    »Bjørn sagt nie was.« Ich gehe zur Tür und klopfe laut an. Keine Antwort, darum mache ich die Tür auf, trete in den Windfang und rufe durch die offene

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