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Ist Schon in Ordnung

Ist Schon in Ordnung

Titel: Ist Schon in Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
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Bewegung, mag die Freiheit und halte mich etwas oberhalb des Tempolimits. Arvid kurbelt auf seiner Seite die Scheibe herunter, und sein Kopf hängt fast ganz draußen, es bläst herein und wird kalt, aber er schließt die Augen und öffnet den Mund und weigert sich, die Scheibe wieder hochzukurbeln.
    »Dir wird noch der Kopf abgerissen oder du kriegst einen Frosch in den Hals«, sage ich.
    »Halt den Mund«, antwortet er, und ich reiße kurz das Lenkrad herum, um ihn zu erschrecken, aber er lässt sich nicht erschüttern.
    »Wir haben Oslo verlassen«, sage ich, als wir bei Skillebekk die Stadtgrenze passieren. »Nächster Halt ist Akershus. Nittedal oder Skedsmo?«
    »Skedsmo«, sagt er von draußen, und ich biege oben am Kreuz nach rechts und nehme die lange gewundene Abfahrt, vorbei an Mortens Krug nach Hellerudsletta.
    »Nicht nach Lillestrøm, bitte.«
    »In Ordnung.« Auf der Anhöhe biege ich ab RichtungNittedal-Kirche und Solberg, es geht steil nach unten, und ich nehme die schmale Brücke über den Nitelva. Am Ufer stehen Jungen mit Angeln, sie werfen sie aus und genießen die Sonne, die jetzt schön wärmt. Einer von ihnen holt einen Flussbarsch an Land, die Schuppen glitzern, und ich halte an und schaue zu. Arvid öffnet die Augen und steigt aus, geht zu einem Busch, wo er sich übergibt, dann rutscht er die Böschung hinunter zum Fluss und wäscht sich in dem eiskalten Wasser das Gesicht.
    »Wir hätten die Angeln mitnehmen sollen«, sagt er, als er wieder zum Auto kommt, und er ist plötzlich freundlich und gut gelaunt und hat wieder Farbe im Gesicht.
    »Dazu ist es jetzt zu spät. Nachdem du das Wasser eingesaut hast, ist kein Rotauge mehr da.«
    Er steigt ein, und ich lege einen perfekten Start hin, am Berg und ohne Handbremse. Die Felder steigen auf beiden Seiten des Flusses steil an, in einem Muster aus Flächen und Linien wölben sie sich gelb und grau dem blauen Himmel entgegen, und ich weiß nicht, was es ist, aber es macht etwas mit mir, als ich das sehe.
    »Rechts oder links?«, frage ich an der ersten Gabelung.
    »Rechts, sonst kommen wir wieder nach Nittedal.« Ich biege nach rechts ab, fahre eine Schotterstraße hinauf und frage mich, was er gegen Nittedal hat.
    Die Straße schlängelt sich durch die Senke, während sie langsam ansteigt, und plötzlich sind wir oben. Das Tal öffnet sich unten links unter einem Gitter aus Schatten und Sonne und Äckern im Norden, wo es sich trichterförmig verjüngt, und nur die Straße führt geradewegs nach Harestua. Wir nehmen schemenhaft das massive gelbe Glitre-Sanatorium ganz hinten am Hang wahr. Hier bläst ein kräftiger Wind, eine Bö packt das Auto und drückt es fastin den Graben, ich steuere mit aller Kraft dagegen, und das Auto schlingert, als hätte ich Promille getankt, und ich schaue hinüber zu Arvid und überlege, wie es seinem Magen wohl geht. Aber er amüsiert sich und lacht.
    »Gib Gas«, sagt er und lehnt sich zurück und legt die Füße auf das Armaturenbrett. »Hui, jetzt fühle ich mich extrem viel besser.«
    Hinter der Nittedal-Kirche fahren wir an einem Waldstück entlang hinein nach Skedsmo. Dort gibt es ein paar Häuser und eine Bushaltestelle, und Arvid zeigt in den Wald.
    »Weißt du noch, wie wir dort nach Krakoseter gestapft sind, die Rucksäcke fast in den Knien? Wir mussten die ganze Zeit das Pfadfinderlied singen. Weißt du noch, wie sie dir Cola in die Hose gekippt haben? War schon lustig bei den Pfadfindern!«
    Ich weiß es noch, und ich weiß genau, wie lustig es bei den Pfadfindern war. Wir waren ein Jahr lang dabei, wegen der Ausflüge, und ich weiß noch, wie ich bei einem Geländelauf nicht ins Ziel kam, sondern mich an einem Sumpf ins Heidekraut gelegt hatte, um zuzusehen, wie ein Fuchs eine Hohltaube riss. Die Ranger kamen Zweige knackend und brüllend durch den Wald, scheuchten den Fuchs auf und zerrten mich hinunter zu den Hütten. Dort musste ich, umringt von Pfadfindermädchen, im Hof einen Handstand machen, zwei Ranger hielten mich fest, ein Dritter goss eine Flasche Cola in jedes Hosenbein. Zwei Stunden lang musste ich darin herumlaufen, durfte mich nicht umziehen, während die Cola in klebrigen Flecken am Körper trocknete. Als ich mich endlich waschen durfte und von Arvid saubere Kleider bekam, ging ich ins Rangerzimmer und haute dem Leiter eine runter. Er war sogar Rotarier.
    Ich erinnere mich an Stockbrot und verbrannte Würstchen und an den Assistenten des Leiters, der fünfunddreißig war und noch bei

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