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Ist Schon in Ordnung

Ist Schon in Ordnung

Titel: Ist Schon in Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schneeflocken, die uns entgegensegelten, und wenn ich sie anstarrte, kames mir vor, als liefen wir davon, und genau das dachte ich auch, dass ich von allem davonlief. Aber es ging nicht sehr schnell, und als wir endlich ankamen und den Sarg von dem Wagen auf die Hydraulik über dem Grab hoben, musste ich nach unten schauen. Unten im Grab waren Schneematsch, Wasser und nasser Lehm. Es sah schrecklich kalt aus, und ich musste an das Osterfest denken, als Egil und ich in einem Trinkwassersee ein Stück nördlich von unserem Haus unerlaubt geangelt hatten. Drei Flussbarsche hatten wir gefangen, und es gab noch mehr zu holen. Wir hatten uns zeitig aus dem Haus geschlichen, mein Vater schlief noch, und ich dachte, es ginge gut. Egil war noch ein kleiner Steppke, aber er angelte wie der Teufel, und ich war sicher, er hätte so große Lust, es noch mal zu machen, dass er dichthalten würde. Der Plan war, die Angeln bei der Rückkehr im Holzschuppen zu verstecken und zu erzählen, dass wir bei meinem Kumpel Frank gewesen seien und Karten gespielt hätten, weil es an Karfreitag so langweilig war. Das fand mein Vater auch, und er war ein eifriger Pokerspieler. Die Fische hatten wir einer Frau weiter oben in der Straße geschenkt. Wir angelten gern, aber wir aßen nicht gern Fisch. Das Problem war, dass Egil ins Wasser gefallen war, er war bis zu den Knien nass, und ich trug die Angelruten noch unterm Arm, als wir vom Tor zum Haus liefen.
    Er stand im Unterhemd auf der Treppe, die Hände in den Seiten, den Kopf schiefgelegt.
    »Komm mal her, Egil«, sagte er und lächelte. Egil grinste erleichtert und ging zur Treppe. Mein Vater zog ihn an den Haaren, und Egil lehnte sich an seine Hüfte.
    »Wo seid ihr denn so früh gewesen, Egil?«
    »Wir waren bei Frank und haben Karten gespielt.«
    »So so. Und dann sind deine Karten ins Schwimmbecken gefallen und du musstest hinter ihnen her?«
    Egil lachte. »Frank hat doch kein Schwimmbecken!«
    »Ach so, er hat kein Schwimmbecken? Wo habt ihr denn dann geangelt, ihr Rotzbengel?«, sagte mein Vater und schleuderte Egil an die Wand. Ich spürte den Aufprall am ganzen Körper, und Egil bekam keine Luft mehr, er wurde weiß, und dann begann er laut zu heulen.
    »Sieh gut hin, Egil«, sagte mein Vater, »Audun, komm her!« Ich sah ihn an. Ich legte die Angeln auf den Boden und zog das Kästchen mit den Ködern und den Ersatzhaken aus der Tasche und legte es ebenfalls auf den Boden, bevor ich langsam zur Treppe ging. Es waren zehn Meter, und ich nahm mir viel Zeit. Ich machte Egil Zeichen, den Mund zu halten, und ich hatte mich noch nicht umgedreht, da sauste die Hand meines Vaters über mein Gesicht. Ich fiel rückwärts um, und meine Wange war ganz taub, ich spürte nichts, und dann wurde es heiß, und plötzlich brannte es.
    »Siehst du gut hin, Egil?«
    »Ja«, sagte Egil.
    Ich rappelte mich langsam auf, kam auf die Knie, dachte, jetzt haue ich ab, und da schlug er noch einmal, traf mich auf der Seite, mein Ohr dröhnte, und ich hatte Mühe zu hören, wie Egil rief:
    »Wir haben im Trinkwassersee geangelt! Da sind wir gewesen, aber es war Auduns Idee! Ich schwör’s!«
     
    Ich war damals zehn, Egil war acht, und als die Schule nach den Osterferien losging, lag ich immer noch im Bett und hatte am ganzen Körper Schmerzen. Jetzt drehte der Kirchendiener an der Kurbel, und der Sarg senkte sich in die Erde. Kari warf einen Rosenstrauß hinterher und der Pfarreretwas Erde. Ich drehte mich um und ging zurück zur Kirche, links durch das Tor, und blieb draußen stehen, rauchte und versuchte, mich zu konzentrieren, aber alles, was mir in den Sinn kam, war glitschig und glatt und rutschte weg.
    Der Schneeregen ging in Regen über. Ich hielt die Zigarette in der hohlen Hand, damit sie nicht nass wurde, und ärgerte mich über die Konfirmationsjacke, die mir zu klein geworden war, sie gab mir das Gefühl, dick zu sein, und dann waren sie drüben fertig. Das kleine Grüppchen näherte sich dem Tor, dort blieben sie stehen, und der Pfarrer gab nacheinander allen die Hand und sagte ein paar Worte. Ich hörte nicht, was er sagte, aber sein Gesicht war mild und voller Anteilnahme, und am Ende kam er auf mich zu und sagte:
    »So, du wolltest deinem Bruder also nicht die letzte Ehre erweisen?«
    »Sie wissen nicht, wovon Sie reden«, sagte ich. Wir waren gleich groß und sahen einander direkt in die Augen.
    »Ich weiß aber, wenn dieses Leben zu Ende geht und ein anderes beginnt, dann sollte Frieden

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