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Ist Schon in Ordnung

Ist Schon in Ordnung

Titel: Ist Schon in Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
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rühling und Sommer des Jahres, in dem ich dreizehn wurde, waren erfüllt von gelber Wärme und gelbem Dunst. Woche für Woche schwitzte ich am ganzen Körper, und es war nicht einfach, klar zu sehen. Ich lief über den Kiesweg zum Haus wie ein Betrunkener, die Luft um mich herum war dick und flirrte von einem Licht, das jederzeit explodieren konnte. Ich saß über den Schulbüchern und rieb mir die Augen, aber der gelbe Dunst verzog sich nicht, und dann musste ich in die Küche gehen, um etwas zu trinken. Mein Hals war so trocken, dass ich ständig Durst hatte, und am Ende ließ ich die Schulbücher Schulbücher sein. Ich holte sie aus der Tasche, wenn ich von der Schule kam, und steckte sie am nächsten Morgen wieder hinein, aber ich schlug sie nicht auf. Ich las auch nichts anderes. Die Indianerbücher standen im Regal, doch um sie herum war eine Leere, die mich rastlos machte, eine Leere überall, die mich nach Luft schnappen ließ und mit Übelkeit erfüllte. Eine Woche lang lag ich im Bett und starrte auf die Gardinen. Sie waren von der Sonne so gelb wie alles, woran ich dachte, und draußen vor dem Haus lag diese klebrige Stille, dicht und heiß, und das Fieber stieg auf neununddreißig.
    »Ich habe Gelbsucht«, sagte ich.
    »Wenn man Gelbsucht hat, hat man gelbe Haut«, sagte meine Mutter. »Dir geht’s zwar nicht gut, aber wenn du mich fragst, bist du eher blass.«
    »Ich habe Gelbfieber«, sagte ich.
    »Das kann sein«, sagte sie und nahm das Hausbuch der Medizin zur Hand, um unter Gelbfieber nachzuschlagen, und sie fand ganz andere Symptome, aber wenn es etwas gibt, was Gelbfieber heißt, so hatte ich das, da soll mir keiner was erzählen.
    Nach acht Tagen hatte ich das Liegen satt. Ich stand auf, und von nun an lief ich mit Schirmmütze und Sonnenbrille herum.
     
    Am Morgen des letzten Schultags wurde ich früh wach und blieb liegen, sah an die Decke und dachte nach. Als ich zu Ende gedacht hatte, sprang ich aus dem Bett und ging in die Küche, wo meine Mutter am Fenster stand, die Stirn an die Scheibe drückte und auf die Straße sah.
    »Morgen fahre ich in die Ferien«, sagte ich.
    »Schön«, sagte sie und war erleichtert, weil sie nicht wusste, was sie in den zwei Monaten, die schneller angesaust kamen, als ihr lieb war, mit mir hätte machen sollen. Sie musste den ganzen Sommer über in der Cafeteria am Flughafen Gardermoen arbeiten, und meinen Vater hatte seit Wochen keiner mehr gesehen. Kari sollte im Kiosk jobben, und meine Mutter hatte mit Egil genug um die Ohren.
    »Wo fährst du hin?«
    »Ich gehe mit Frank aus meiner Klasse zelten. Wir wollen am Aurtjern campen. Ich bleibe mindestens zwei Wochen weg.«
    »Dann brauchst du allerhand zu essen.«
    »Nicht so viel. Wir werden auch oft angeln. Hast du Geld?«
    »Du kannst ein bisschen was mitnehmen. Ich habe nichtviel«, sagte sie und drehte die Taschen ihrer Schürze nach außen, damit ich es selbst sehen konnte.
    »Ich nehme, was ich kriege«, sagte ich, schulterte die Schultasche, setzte die Sonnenbrille auf und ging die Straße hinunter zur Schule. Zum Glück fragte sie nicht, welches Zelt wir mitnehmen wollten. Wir haben noch nie ein Zelt besessen, genauso wenig wie Frank. Außerdem hatte ich überhaupt nicht mit ihm gesprochen. Wir waren seit einem Jahr nicht mehr befreundet.
     
    Es war ein ziemlich weiter Weg bis zur Schule. Aber dort wollte ich nicht hin. Am Bethaus, wo sich die Straßen kreuzen, ging ich nach rechts zum Bahnhof. Dieser Weg war auch nicht kurz, wir wohnten am Ortsrand, und die Schule und der Bahnhof lagen an entgegengesetzten Enden.
    Es war sehr heiß. An den Bäumen bewegte sich nicht ein Blatt, der Schweiß rann von den Augenbrauen herab, und ich hatte das Gefühl von Blasen unter den Armen, wenn ich sie bewegte. Obwohl die Schultasche fast leer war, war sie unangenehm zu tragen, darum sprang ich in den Graben und versteckte sie unter einem Busch. Ich könnte sie auf dem Heimweg wieder herausholen oder einfach hier liegen lassen. Es fühlte sich an, als wäre es egal.
    Die Steifheit im Körper ließ nach und verschwand allmählich auf dem Weg, und als ich das Bahnhofsgebäude erreichte, hätte ich locker sechzig Meter unter neun Sekunden laufen können. Vielleicht war etwas in der Luft, was sich veränderte, ich weiß es nicht, aber ich behielt die Sonnenbrille auf. Ich beschloss, sie ständig zu tragen, zumindest tagsüber. Ich mochte den Abstand, den sie erzeugte.
    Ein paar Wochen lang hatte ich den Marktleiter vom

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