Ist Schon in Ordnung
Rauhbein guten Tag sagen.«
»Wer ist das?«
»Der Schrecken des Hühnerhofs.«
Rauhbein war ein Fuchs. Er stand angeleint hinter der Scheune, war fast zahm, und es war toll, ihn aus der Nähe zu sehen. Er machte Luftsprünge mit der Leine und lächelte, wie Füchse lächeln, wenn Leif kam, aber er war nicht so zahm, dass im Hühnerhof kein Chaos ausgebrochen wäre, wenn er einen Laut machte, und es gab allmählich Probleme mit den Eiern. Aber keiner wollte Rauhbein freilassen, denn sie hatten ihn liebgewonnen, und entweder mussten sie ihn erlegen oder ihn so weit wegbringen, dass er nicht zurückfand, und das stand gerade nicht zur Debatte.
»Ein Fuchs ist ein Fuchs«, sagte Leif, »und jetzt kennt er sich hier so gut aus, dass es gefährlich ist, ihn in der Nähe auszusetzen.«
Wir liefen über den Hof, und Leif zeigte mir alles. Den Pferdestall und den Schafstall, den Traktor, der gerade streikte, und die beiden Zicklein, die er zum Vergnügen hielt.
»Wir haben hier keinen Fernseher, und mit irgendwas muss ich mir ja die Zeit vertreiben.« Er zeigte auf die Scheune und sagte:
»Ist die nicht stattlich?« Ich sagte, der Meinung sei ich auch, und dann gingen wir über den Hof, und Leif setzte sich ans Steuer des PV, und ich setzte mich neben ihn.
»Ich habe eine Aufgabe für dich«, sagte er. »Wenn wir gleich losfahren und du etwas auf der Straße siehst, von dem du denkst, dass ich dafür bremsen sollte, Menschen oder Tiere oder was auch immer, dann sag mir rechtzeitig Bescheid.«
»In Ordnung«, sagte ich. Ich begriff nicht, warum, aber wir fuhren los, und im ersten Augenblick hatte ich Angst, wir würden den Weg zurückfahren, den ich gekommen war, aber das taten wir nicht. Wir wollten zum Einkaufen, und der Laden befand sich in der anderen Richtung. Irgendwann sah ich vor uns auf der Straße einen Traktor, und ich sagte rechtzeitig Bescheid, und da schob Leif die rechte Hand unter das rechte Bein, nahm es vom Gas und hob es auf die Bremse, und wir hielten einen Meter vor dem Traktor.
»Das Bein ist nicht mehr das, was es mal war«, sagte Leif.
Ich blieb eine Woche dort. Ich schlief die Nacht in dem Zimmer unter dem Guckloch, und morgens stand ich auf und bekam in Signes Küche selbstgebackenes Brot. Und dann arbeitete ich die meiste Zeit des Tages an dem, was Leif mir auftrug, wovon er annahm, dass ich es konnte. Es wurde immer mehr, ich bekam nie genug, und am Abend badete ich im Fluss an einer besseren Stelle als der, die ich am ersten Tag gefunden hatte. Um zehn wurde ich von Signe mit einer Umarmung die Treppe hinaufgeschickt, und ich nahm sie so gierig entgegen, dass ich selbst errötete. Ich dachte so wenig wie möglich nach, nahm einfach alles auf, was um mich herum war. Am Mittwoch kam einer der Söhne vorbei und reparierte den Traktor. Ich durfte eine Probefahrt machen und fuhr allein über den Hof, während die anderen dabeistanden und mich anfeuerten. Es polterteund rumpelte unter mir, und ich saß oben und fuhr dahin, wohin ich wollte.
Am Samstag regnete es, und Leif sagte, Gott sei Dank, es wurde auch Zeit, und ich ging zum ersten Mal ohne Sonnenbrille auf den Hof.
Als ich am achten Tag aufstand und die Treppe herunterkam, stand mein Vater in der Küche. Er lächelte und war frisch rasiert, aber in seinen Augen sah ich, was mich erwartete. Leif saß am Tisch und blickte zu Boden, als ich eintrat.
»Tut mir leid, Audun, aber ich habe es nicht über mich gebracht, es dir zu sagen. Wir mussten es melden, weißt du. Alles andere ist nicht erlaubt.«
IV.
13
I ch dränge mich hinein. Am ersten Tag nehme ich die U-Bahn von Veitvet, steige nur wenige Stationen weiter stadteinwärts wieder aus, gehe unter der Eisenbahnbrücke hindurch und kann zwischen den Eisenbahnschwellen über mir den Himmel sehen, laufe dann eine Straße hinauf mit Fabrikgebäuden und Warenlagern zu beiden Seiten: Stahl & Stil, Well & Blech, Holz & Handel, bevor ich oben ankomme und links in eine andere Straße einbiege. Hinter einem Lager für Waschpulver sehe ich das Bürogebäude von Dein Zuhause groß und grau an der Straße stehen, der Parkplatz befindet sich auf der anderen Seite. Die Produktionshalle liegt versteckt dahinter und ist im Vorbeifahren nicht zu sehen. Ich gehe zum Haupteingang, durch den ich letzte Woche das Gebäude betreten habe, aber er ist verschlossen, und drinnen ist es dunkel. Ich rüttle an der Messingklinke, bis mir einfällt, dass die Leute, die in den Stockwerken darüber
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