Ist Schon in Ordnung
lächelte. »Du bist schwer, ja. Einen Augenblick«, sagte sie und beugte sich über mich, zog das Kissen hervor, schüttelte es aus und legte es wieder unter meinen Kopf. Ihre Brüste strichen mir über die Wange. Sie waren groß und weich. Sie richtete sich auf. Ich schloss die Augen.
»Schlaf nur weiter, du«, sagte sie.
»Ja.«
Sie lief mit leisen Schritten zur Treppe, nahm den Eimer und ging die ersten Stufen hinunter. Ich sah ihr Gesicht. So rund war es nicht, und gleich wäre sie verschwunden.
»Wer ist Leif?«, fragte ich. Sie drehte sich zu mir um und lächelte. Nur ihr Kopf ragte über den Boden.
»Das ist mein Mann. Ich selbst heiße Signe.«
Die weiße Signe, dachte ich, die gute Signe, die gesegnete Signe.
»Gönn dir noch ein paar Stunden Schlaf, du. Es ist Nacht. Du kannst schlafen, so viel du willst. Hier stört das keinen.«
»Aha.«
Ihr Kopf verschwand. Es war wieder vollkommen still, und als ich oberhalb des Bodens aus dem Fenster sah, war die gelbe Scheune grau. Ich hatte das Gefühl, noch weiter schlafen zu können. Ich könnte ewig schlafen. Einfach hier unter der Luke liegen und schlafen.
Das Sonnenlicht fiel schräg durch das Fensterchen und weckte mich. Jetzt war alles im Zimmer weiß. Ich war etwas schlaff, aber die große Schwere war verschwunden. Meine Kleider lagen auf einem Sprossenstuhl neben dem Bett, und ich schwang mich vorsichtig auf und begann, sie anzuziehen. Sie waren sauber und trocken. Ich begriff nicht, wie das möglich war. Die Lichtsäule vom Dachfenster stand genau auf dem Bett und brachte die Bettdecke und das Laken zum Glänzen, es sah aus wie ein Bild aus der Bibel, das in unserer Schule hing. Es sah schön aus, aber ich konnte nicht hier stehenbleiben, ich hatte einen Bärenhunger.
Ich ging die Treppe hinunter und versuchte das Knarren der Stufen zu vermeiden, aber das war unmöglich. Ich kam in einen Gang mit Arbeitsklamotten an den Haken, und eine Tür stand offen zu einem Zimmer voller Licht. Drinnen summte jemand, und als ich mich heranschlich, um hineinzuschauen, stand Signe an der Spüle und hatte dreigroße Einmachgläser vor sich. Sie drehte sich nicht um, aber sie sagte:
»Ist das unser Besuch? Bleib nicht draußen stehen, da frierst du nur!« Sie lachte ein unerwartet dunkles und weiches Lachen. »Komm rein, hier gibt’s was zu essen. Du musst einen Mordshunger haben. Ich war gerade in der Vorratskammer und habe Marmelade geholt.« Ich trat ein und setzte mich an den langen Tisch. Ich betrachtete die Einmachgläser. Es war richtig viel Marmelade.
Vom Fenster aus sah ich auf den Hof. Dort stand ein Volvo PV dicht am Haus. Er war bis zu den Scheiben bespritzt mit getrocknetem Matsch. Etwas weiter weg stand noch ein Auto einer mir unbekannten Marke. Es hatte keine Räder, sondern war auf vier Backsteinstapeln aufgebockt.
Die Küche war groß und hell und voller Gerümpel: Sachen, die nicht mehr funktionierten und repariert werden sollten oder vielleicht einfach liegengeblieben waren. Neben der Spüle stand ein neuer Herd, und in einer Ecke ein schwarzer Holzherd. Darin brannte ein Feuer, und in der Küche war es warm, draußen schien die Sonne, und überall war Licht. Es sah schön aus, aber ich hatte zur Sicherheit die Sonnenbrille auf, und Signe sagte nichts dazu, als sie mit vier dicken Scheiben selbstgebackenem Brot ankam, die sie vor mir auf ein Frühstücksbrett legte und mit Butter und Marmelade bestrich. Ich aß, als wäre es meine letzte Mahlzeit auf der Welt, und Signe sagte:
»Es ist noch mehr da, ganz ruhig. Lass es dir schmecken«, also aß ich ganz ruhig, und als ich fast fertig war, hörte ich schwere, schlurfende Schritte im Gang. Ich hörte auf zu essen und sah zur Tür. Ein kräftiger Mann lehnte sich an den Türrahmen und grinste mich an. In einer Handhatte er einen Stock und mit der anderen fuhr er sich durch den Igelhaarschnitt, seine Hände waren groß wie Wackersteine, und sein Brustkorb wölbte sich und sah ebenfalls steinhart aus.
»Da haben wir ja den Knaben mit dem weißen Po«, sagte er. Ich stand langsam auf, es gab keine andere Tür zu diesem Zimmer, und das Fenster sah nicht so aus, als wäre es in den letzten Jahren geöffnet worden, darum ging ich um den Tisch herum und rannte auf ihn zu. Es war, als würde ich gegen eine Mauer anrennen. Er war steinhart. Er ließ den Stock los und hielt mich an der Schulter fest, hob meine Haare hoch und sah mir direkt in die Augen. Er blinzelte nicht, und seine Augen waren
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