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Ist Schon in Ordnung

Ist Schon in Ordnung

Titel: Ist Schon in Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich. Alle sehen mich an und grinsen.
    »Was ist?«
    »Ich heiße Sletten, nicht LETTEN !«, brülle ich und spüre ein Kribbeln im Gesicht. Es entsteht ein Echo im Raum, und »Letten« springt wie ein Tischtennisball zur Decke und zurück.
    »Oh, habe ich mich verhört?«, fragt Goliath säuerlich lächelnd. »Das liegt am Gehörschutz, der ist zu schlecht. Meine Ohren haben einen Schaden weg.«
    Das Blut pocht in meinen Ohren, ich schwitze am Rücken und balle die Fäuste und nehme sie langsam hoch, aber keiner sieht es. Ich höre lautes Gelächter um mich herum, alle stehen auf und gehen zur Maschine, sie sind größer als ich, alle miteinander, und sie schütteln die Köpfe und lachen.
    »Was für ein Einstieg«, sagt Trond, als er zu mir kommt, um mir das zu zeigen, was sie Werk C nennen.
    »Witzig«, sage ich.
    Trond ist lang und dünn, hat genau die Frisur von Keith Richards, einen Ring im linken Ohr und wirkt aus der Nähe ganz normal.
    »Was hältst du von den Stones?«, fragt er.
    »Die sind gut«, sage ich, »aber Hendrix ist besser.«
    »Aber Jimi Hendrix ist Neger. Außerdem ist er tot.«
    »Das stimmt schon, aber ohne die Neger würden die Stones Tuba spielen, das weiß doch jeder.«
    »Hendrix ist okay«, sagt Trond, »aber ich persönlich mag die Stones lieber.«
    »Das kann ich sehen«, sage ich, und Trond grinst.
    Goliath wirft die Presse an, es geht ein Ruck durch die Maschine, und langsam fängt alles an zu laufen.
    »Okay«, sagt Trond, »vor dir hast du vier Zylinder übereinander. Darüber und darunter laufen Farbwalzen. Die Farbe wird automatisch von Farbwannen hineingepumpt. Um den obersten und den untersten Zylinder sind Druckplatten gespannt, um die beiden in der Mitte Gummitücher. Die Farbwalzen gehen zur Platte, die Platte geht zum Tuch, das Tuch zum Papier. Auf der Rückseite der Papierbahn hast du etwas, was wir Gegendruckzylinder nennen. Den kannst du jetzt nicht sehen, aber es ist ein riesiger Stahlzylinder, um den die Papierbahn herumläuft, und der wiegt so unglaublich viele Tonnen, dass du dir das nicht einmal vorstellen kannst. Wenn mit dem im laufenden Betrieb was passiert, ist der Teufel los.«
    »Okay«, sage ich.
    »Okay«, sagt Trond. »Wenn wir die Maschine anwerfen, darf auf den Tüchern keine Farbe sein, die klumpt sonstschnell zusammen, und dann reißen die Tücher, und der Druck geht daneben. Sobald wir loslegen, müssen die Tücher klatschnass sein, sonst bleibt das Papier in der Farbe hängen, wenn der Druck draufkommt, und dann reißt es, und wir brauchen Stunden, um mit der Pinzette alles abzulösen, was klebengeblieben ist. Das ist ein Scheißjob. Und wenn ich nass sage, meine ich nass, aber sie werden nicht mit Wasser getränkt. Sondern mit Waschbenzin. Hinter dir auf dem Gestell steht ein voller Eimer. Okay?«
    »Okay«, sage ich.
    »Auf das Papier darfst du niemals Wasser träufeln, spucken, heulen oder pinkeln. Das hält es nicht aus, es reißt sofort, und wir müssen die Papierbahn neu einfädeln. Das machen wir nur, wenn es nicht anders geht, das ist nämlich ziemlich beschissen, und keiner kriegt seine Pause. Wenn du die Tücher putzt, nimmst du Gummihandschuhe und die Lappen dort unter dem Gestell mit dem Eimer. Wenn du keine Handschuhe anziehst, wird deine Haut erst rot, und nach ein paar Wochen löst sie sich auf. Okay?«
    »Okay«, sage ich.
    »Wenn du plötzlich merkst, dass dir der Lappen aus der Hand rutscht, darfst du auf keinen Fall das machen, was dir als erstes in den Sinn kommt.«
    »So? Und was kommt mir als erstes in den Sinn?«
    »Ihn packen und festhalten. Was dann passiert, nennen wir die Entjungferung. Das passiert den Neuen ganz oft. Du lässt den Lappen los und hältst die Presse an. Der rote Stoppschalter sitzt dort links. Okay?«
    »Okay«, sage ich und überlege, was es mit der Entjungferung auf sich hat, will aber nicht fragen. Ich merke mir den roten Knopf.
    »Okay, putzen!« Und ich putze, unbeholfen und nervös,ich halte den Lappen zu fest, habe Angst vor der Entjungferung, wo immer sie stattfindet. Es dauert, die Farbe sitzt wie festgeklebt, aber das meiste geht weg, die Tücher sind nass, und Trond brüllt:
    » LOS !« Plötzlich kommt es mir vor, als stünde ich am Rollfeld in Gardermoen, wenn der Flieger nach Amerika startet. Die Presse quietscht und kreischt und PENG ! PENG ! knallt der Zylinder auf den Gegendruckzylinder, und der Lärm nimmt mit der Geschwindigkeit zu. Ich halte mir die Ohren zu. Trond sieht mich an und

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