Ist Schon in Ordnung
arbeiten, nicht vor halb neun anfangen. Es ist halb sieben, und ich gehe um das Gebäude herum, finde ein kleines Tor und komme auf einen Hof mit einer Verladerampe, die sich über die gesamte Länge der Wand erstreckt. Dort stehen Paletten in einer Reihe, mit zusammengepresstem Makulaturpapier, und ich gehe an der Rampe entlang und durch eine Doppeltür mit PVC -Streifen, durch die die Gabelstapler rein-und rausfahren können.
Die Halle, in die ich komme, ist die Fertigstellungsabteilung. Gleich hinter der Tür stehen dicht an dicht Paletten mit Zeitschriftenstapeln, in Plastik eingeschweißt, fünfundzwanzig Zeitschriften pro Stapel, zwölf Stapel in der Höhe, bereit zum Abtransport zur Auslieferungszentrale, und geradeaus sind die Sammelmaschinen, lang und niedrig, eine davon ist noch so neu, dass der blaue Lack zu erkennen ist. Als ich letzte Woche auf meinem Rundgang mit dem Vorarbeiter hier vorbeikam, stieg ein kleiner Mann von seiner Plattform. Er hatte Unterarme wie Popeye, und er packte mich an der Schulter mit eisernem Griff.
»Sollst du hier arbeiten?«, fragte er.
»Ich glaube ja.«
»Tu’s nicht«, sagte er und zog mich zu einem der Posten. »Hör zu. Weißt du, wie lange ich schon hier arbeite? Ich arbeite seit fünfzehn Jahren hier, seit fünfzehn Jahren stehe ich vor dieser Box und stopfe die Innereien dieser Zeitschrift in dieses Loch, und weißt du was?«
»Nein.«
»Es ist niemals voll.«
»Aha.«
»Verstehst du, was ich sage? Es ist niemals voll!« Er hatte mich mit eisernem Griff an der Schulter gepackt, so dass ich kaum etwas anderes sagen konnte als:
»Lassen Sie mich in Ruhe«, aber zum Glück kam der Vorarbeiter auf uns zu, und der Mann ließ mich los, und wir gingen weiter. Der Vorarbeiter blieb ganz ruhig.
»Hier sollst du nicht arbeiten«, sagte er, »du kommst in die Rotation.«
»Gut«, sagte ich.
»Lass dir von dem da nichts erzählen, der ist Philosoph.«
»Ach so.«
Die Rotationsmaschine und die Garderobe befinden sich am anderen Ende der Halle eine Treppe tiefer. Ich gehe langsam zwei Treppenabsätze hinunter zur Stempeluhr. Ich suche meine Karte, stecke sie in den Schlitz und fahre beim Geräusch der Stempeluhr zusammen. Der Abdruck ist schwarz, eine Minute nach sieben wird er rot, dann gehe ich in die Garderobe.
All die Spiegel, die Waschbecken mit den Schildern Kleider-und Fußwäsche verboten , die schmutziggelben Wände wie in der Realschule Rosenhoff, die grauen Metallschränke in Reihen hintereinander und die Männer davor, alte Kerle und junge Rocker, wie große Vögel plötzlich mit flatternden Hemdzipfeln über nackten Oberschenkeln und weißen Waden, und dann alle in den blauen Arbeitsklamotten. Selbstsicher, geübt.
Ich hasse die Vorstellung, mich hier zwischen ihnen zu bewegen, und warte mit dem Umziehen, solange es geht, aber irgendwann muss ich anfangen, und als ich fertig bin, sind die neuen Arbeitsklamotten steif mit Bügelfalte in der Hose und gleichmäßig dunkelblau gegenüber den helleren abgewetzten der anderen. Hinter mir pfeift einer den Hochzeitsmarsch, und es juckt mich überall. Schnell verlasse ich den Raum.
Die große Halle ist erstaunlich still und nicht so, wie ich sie vom Rundgang in Erinnerung habe. Die Druckmaschinen stehen einfach nur da, drei Stockwerke hoch, nicht ein Staubkorn bewegt sich, und die Luft im Gesicht ist kalt. Ich gehe an der Maschine entlang, die nur der Dreier heißt, und durch eine große Tür in eine weitere Halle, in der lediglich eine Druckerpresse steht, die dafür aber umso größer ist. Hier soll ich arbeiten. Sieben Männer sitzen in zwei Grüppchen in der Halle, Drucker und Druckereigehilfen getrennt,und mir wird klar, dass sie auf mich warten, denn als ich eintrete, sehen alle zur Tür, und ein unangenehm langer, kräftiger Mann steht auf und geht zur Schalttafel. Ich habe bisher noch keinen von ihnen begrüßt und denke, dass ich das tun sollte, aber keiner macht Anstalten in diese Richtung, und ich bleibe wie ein Idiot zwischen den beiden Grüppchen stehen, meine Arme hängen wie zwei Holzplanken herab. Der Dicke dreht sich um und brüllt:
» TROND !«
»Ja!«, versucht einer zurückzubrüllen, aber seine Stimme bricht, als sie am lautesten ist.
»Du erklärst dem Neuen … Wie heißt du?«, ruft er mir zu.
»Audun Sletten«, sage ich. Es klingt zaghaft.
»Du erklärst dem Letten, was er machen soll!«, ruft Goliath dem Mann zu, der Trond heißt. »Er übernimmt Werk C.«
»Sletten!«, rufe
Weitere Kostenlose Bücher