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Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten

Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten

Titel: Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Vesper
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Mutter, Vater, Erfahrung von xy und so weiter.

    Und jetzt geh die Liste noch einmal durch und streich alles aus, was für dich heute nicht mehr gilt.

    Nun schreib die Liste noch einmal komplett neu, wie sie sich heute für dich wirklich stimmig anfühlt. Sprecht anschließend darüber.
    Eine Beziehung ist wie ein Haus. Auf einem sicheren Fundament kann alles Mögliche gebaut werden, auch umgebaut, neu angestrichen, saniert, renoviert, der Phantasie sind keine
Grenzen gesetzt, aber wenn das Fundament nicht stimmt, steht das Ganze auf wackligem Boden.
    Zum Fundament einer Liebesbeziehung gehören Vertrauen, Ehrlichkeit, Respekt und Verständnis. Vertrauen ist der Oberwert, der aus den andern gebildet wird. Wenn sich ein Paar vertraut, verfügt es über unglaubliche Kräfte, in jeder Hinsicht. Aber wie entwickelt man stabiles Vertrauen?
    In Beziehungen, in denen die Partner einander vertrauen, herrschen Ehrlichkeit, Respekt und Verständnis als sichere Größen. Nun ist Ehrlichkeit natürlich ein riskantes Verhalten. Ich habe vor kurzem gelesen, wir würden heute in einer Zeit leben, in der es quasi zum guten Ton gehört, nicht ehrlich zu sein. Dazu gehören Halbwahrheiten, Verschweigen, Leugnen genauso wie eindeutige Lügen. Ich weiß nicht, ob das so richtig ist. Mir scheint es eher so, als wäre heute in Paarbeziehungen die Notwendigkeit zur Ehrlichkeit größer als früher. Partner wollen und müssen einander vertrauen, früher waren Eheleute selten Partner, denn sie waren nicht ebenbürtig. Ich bin noch erzogen worden mit der Aufforderung ans Mädchen, diplomatisch zu sein. Und diplomatisch bedeutete manipulativ. Mit Tricks kriegen, was ich wollte. Meine Großmutter knapste vom Haushaltsgeld heimlich etwas für ein neues Kleidungsstück ab, und mein Großvater war so unaufmerksam, dass er gar nicht mitbekam, wenn sie etwas Neues trug.
    Ehrlichkeit ist zwar wichtig, aber auch entsetzlich schwer. Allein der erste Schritt: mir selbst gegenüber ehrlich sein. Wie riskant! Wenn ich mir selbst gegenüber ehrlich bin, könnte ich merken, dass ich gegen meine eigenen Werte handle, zum Beispiel unehrlich bin. Wie vertrackt! Ich müsste mir vielleicht eingestehen, dass ich feige bin. Manipulativ? Dominant? Ach, gar verlogen? Wie scheußlich! Das alles will ich nun wirklich nicht an mir selbst entdecken, also lüg ich mir lieber selbst in die Tasche und sag, es war doch beinahe der Wahrheit entsprechend und außerdem tut das jeder und
überhaupt – eine kleine Notlüge! Und mein Selbstbewusstsein ist einfach nicht so richtig entwickelt, deshalb muss ich manchmal lügen …
    Ach, es gibt so viele Ausreden. Und sind Ausreden nicht Selbstlügen?
    Also, seien wir mal nicht so und verdammen uns gleich, wenn wir die Grundvoraussetzung für gegenseitiges Vertrauen nicht hundertprozentig erfüllt haben. Damit will ich jetzt keinem eine billige Entschuldigung liefern. Ehrlichkeit ist ein Prozess. Ein lebenslanger Prozess. Da, wo wir gestern unehrlich, ja, verlogen waren, können wir uns heute zumindest schonungslos unserer eigenen Wahrheit stellen, nämlich, dass wir ein Lügner sind und sich das ziemlich unangenehm anfühlt.
    Kommen wir zum nächsten Fundament: Respekt. Ja, es ist wichtig für Vertrauen, dass wir einander respektieren. Würde ist das Wort, das dazu gehört. Aber es ist nicht immer einfach, sich wirklich respektvoll zu verhalten, und manchmal gelingt es nicht. In einer Liebesbeziehung ist uns der andere so nah, dass wir manchmal genau das vermissen lassen, was wir selbstverständlich allen anderen Menschen gegenüber praktizieren, nämlich Aufmerksamkeit gegenüber der Würde und Integrität des anderen.
    Auf unserer Reise durch Indien sind mein Partner und ich in Varanasi, dem heiligen Ort am Ganges. Nur leider ist es nachts furchtbar kalt und feucht, der Gangesnebel kriecht durch alle Ritzen. Unsere Betten sind hart und durchgelegen, zwischen uns ist ein Wall aus Matratze. Schlafen können wir nur in der eingelegenen Kuhle. Es ist kalt, und wir haben zu wenig Decken. Zwei Nächte lang habe ich schon nicht geschlafen, so scheußlich fror ich. In dieser Nacht nun sagt er, ich soll zu ihm kommen, unter seine Decken an seine Wärme. Ein süßes Angebot. Ich nehme es wahr. Es ist verdammt eng, aber ich wärme endlich auf, und wir lieben uns doch, da kann Enge nicht schaden. Ich schlafe ein. Und wache abrupt
auf von einem unglaublichen Aggressionsgetöse. Decken fallen auf mich, das Bett wackelt, eine Stimme

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