Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten
Schritt prüfst du, ob deine Überzeugung, die dich in die Blockade geführt hat, hilfreich für dich ist. Oder ob es stattdessen hilfreichere, realistischere, kreativere Ansichten gibt, die du entwickeln kannst – über dich, deinen Partner, über Partnerschaft, über Männer und Frauen ganz allgemein.
Du befreist dich vom Widerstand, indem du vernichtende Urteile und blockierende Überzeugungen erkennst, hinterfragst, loslässt und durch neue, bessere ersetzt.
Bei der Auflösung der Altlasten begegnet mir immer wieder folgender Widerstand: Wenn ich Schuld anerkenne, fühle ich mich wie ein Versager. Dann fühle ich mich klein, und mein Partner bekommt die Oberhand. Ich gerate in Unterlegenheit, er / sie wird es gegen mich ausnutzen.
Der Hintergrund ist ein Oben-unten-Denken. Ich muss aufpassen, dass er / sie nicht zu viel Macht bekommt. Darüber und über die große Angst vor Abhängigkeit hast du schon im Kapitel »Macht« gearbeitet. Wenn es hier wieder auftaucht, empfiehlt es sich, das Kapitel noch einmal zu vertiefen.
Ich wiederhole noch einmal kurz die Verhaltensweisen, die beim Umgang mit der eigenen Täterschaft schädlich sind:
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Jemand anderem die Verantwortung für dein Scheitern übertragen.
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Mit dem Schicksal hadern. Die Umstände verdammen. Darin liegt Drückebergerei: Ich habe sowieso keine Chance. Wie praktisch! So musst du dich nicht der Mühe der Veränderung unterziehen.
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Resignation: Ich kriege es sowieso nicht hin. Dadurch legitimierst du deine Passivität und verweigerst jede Kooperation.
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Ich verdamme mich pauschal: Ich bin an allem schuld, ich mache immer alles falsch, ich bin sowieso ein Versager. So wird Verantwortung abgewehrt. Statt Verantwortung wirklich zu tragen und aus dieser Kraft heraus die Dinge zu lösen, einzulösen und zu wandeln, jammerst du, ohne etwas wirklich zu übernehmen. Vor allem ohne zu ändern.
Verantwortung zu übernehmen bedeutet, dass du innehältst und hinschaust, dich einfühlst und tätig wirst. Beispielsweise durch Sprechen: Ja, es stimmt, dass ich dich damals grob aufs Bett geworfen habe. Nicht mein Chef, nicht du, nicht die Kinder haben das getan, sondern ganz allein ich. Nicht weil ich ein schlechter Mensch bin, auch nicht, weil ich jetzt für alles verantwortlich bin, was in unserer Beziehung schiefgeht, ganz allein, weil in diesem Fall die Verantwortung bei mir liegt.
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Vergegenwärtige dir eine Situation in deiner Beziehung, in der du die Verantwortung für Scheitern, Zerstörung, Verletzung jemand anderem zugeschoben hast. Führ dir diese Situation vor dein geistiges Auge und nimm die Verantwortung zurück. Und trage sie. Spür die dadurch entstehenden Gefühle: Trauer, Wut, Angst oder andere, und lass die darunterliegenden verborgenen Kräfte aktiv werden.
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Die Schritte sind also:
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∙ Du machst vor deinem inneren Auge die Situation aktiv
lebendig, wo du jemand anderem die Schuld gegeben hast.
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Du nimmst die Verantwortung zurück.
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Du spürst die unter der falschen Zuschreibung liegenden Gefühle.
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Du erkennst die eigenen Fehler.
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Du trittst in Kontakt zu deinen ungenutzten Kräften und Potentialen und handelst auf diesem Boden verantwortlich und tust, was zu tun ist.
Dieser mühsame schmerzhafte Prozess, durch den ihr gerade geht, ist unendlich wertvoll: Ihr gewinnt Vertrauen zurück. Vertrauen gibt Kraft. Menschen, die nicht die Verantwortung übernehmen, verlieren Vertrauen, nicht nur das des Partners, auch das Vertrauen in sich selbst.
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Täterbrief: Schreib einen Brief an deinen Partner, in dem du die Verantwortung übernimmst für deine destruktiven Beziehungsmuster und um Verzeihung bittest. Und ein Versprechen abgibst, was du in Zukunft ändern willst.
Bei all dem taucht immer wieder das Gefühl der Scham auf: Ich schäme mich, weil ich so einen Mist gebaut habe. Ich will mich nicht schämen. Die Zauberformel zum Auflösen von Scham ist Akzeptanz: Obwohl ich solchen Mist gebaut habe, akzeptiere ich mich damit, so gehandelt zu haben, wie ich es getan habe. Das ist keine Entschuldigung. Es ist die Akzeptanz der Verantwortung für das eigene Handeln.
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Notier eine Situation aus der Vergangenheit, deretwegen du dich schämst oder die nicht optimal gelaufen ist. Frag dich, welche Ressourcen (Fähigkeiten, Eigenschaften, Werte, Erkenntnisse) du gebraucht hättest, um diese Situation zu meistern.
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Versetze dich noch einmal in die damalige Lage und stell
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