Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten

schnell in Gang. Ein Partner ließ den anderen emotional verkümmern, als dieser ihn dringlich brauchte. Der andere Partner droht bei einer völlig unangemessenen Gelegenheit mit Trennung. Ein Partner betrügt den anderen, und der betrügt bei nächster Gelegenheit auch. Die Kombinationsvielfalt ist unendlich.
    Es ist sinnvoll, auch das Kapitel »Verzeihen« noch zu lesen, bevor ihr diese schwere Arbeit macht. Es ist auch möglich, ein befreundetes Paar um Begleitung zu bitten oder nur für diese Übung zu einem Paartherapeuten zu gehen.
    Ich hab nur, weil du hast, gilt nicht. Verletzung ist Verletzung.
Ja, aber du … All diese Sätze gelten nicht. Und innerlich dichtzumachen und sich nicht wirklich berühren zu lassen, es nur hinter sich kriegen zu wollen hieße, die Chance zu vertun. Die Altlast ist ja gerade zur Altlast geworden, weil sie nicht rechtzeitig aus dem Weg geräumt wurde. Was nicht bewältigt wird, schwelt weiter. Im Anschauen, wo ich zum Täter geworden bin, liegt nicht nur eine Chance für die Beziehung, es ist eine absolute Notwendigkeit zur Reifung jedes Einzelnen.
    Oje, ich seh ihn förmlich vor mir: den Widerstand. Wahrscheinlich ist es unumgänglich, dass wir uns jetzt endlich und ausführlich mit diesem tückischen blockierenden Gefühl namens Widerstand beschäftigen. Denn ich vermute, dass er schon die ganze Zeit mehr oder weniger offen vorhanden war. Der Widerstand gegen die Übernahme der Verantwortung für die eigene Täterschaft kann hier im Grunde exemplarisch für alle möglichen Widerstände stehen.
    Immer, wenn wir gegen irgendetwas Widerstand empfinden, macht es uns aufmerksam: Eine wirkliche Lernaufgabe steht an! Meistens wissen wir sehr gut – unsere innere Stimme spricht da sehr deutlich –, wenn wir unseren Partner verletzt, belogen, betrogen, gekränkt, verraten, geängstigt, bedroht haben. Wenn wir nun extremen Widerstand leisten, die Täterschaft überhaupt anzuerkennen, steckt etwas Wichtiges dahinter.
    Zum Beispiel: Herr Schneider fühlt sich von seiner Frau verletzt, weil sie ihn als Mann ständig runterputzt: schlechter Küsser, viel zu weich, zu wenig Sex. Wenn er sie damit konfrontiert, leistet sie extremen Widerstand anzuerkennen, dass sie ihren Mann damit kleinmacht und das Gegenteil von dem erreicht, was sie eigentlich will. Doch genau das scheint ihre Absicht zu sein: Wenn er nämlich seine Lust auf sie zeigt, passt es ihr gerade irgendwie nicht. Wenn er sie leidenschaftlich küssen will, muss sie die Spülmaschine ausräumen oder hat Kopfschmerzen, ist müde usw.
    Im Laufe der Beschäftigung mit dem Thema wurde deutlich, dass Frau Schneider im Grunde Angst davor hat, die Kontrolle zu verlieren. Wenn sie ihn kleinmacht, ist er ihr sicher. Wenn sie jetzt anerkennen würde, dass sie ihn verletzt hat, und sich mit einer Veränderung ihres Verhaltens beschäftigt, könnte es sein, dass er stärker wird, auch als Mann, und sie so in die Defensive gerät. Das genau will sie auf keinen Fall. Solche Beispiele könnte ich für viele Widerstände nennen.
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    Auf welche Lernaufgabe, Wachstumsaufgabe weist dich dein Widerstand hin, um die Verantwortung für eine Verletzung zu übernehmen und dich mit einer Veränderung deines Verhaltens auseinanderzusetzen?
    Eine hilfreiche Aufgabe, solche Widerstände aufzulösen, ist die Beschäftigung mit den Glaubenssätzen, die du verinnerlicht hast:
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    Finde heraus, welche Glaubenssätze oder Urteile hinter deinem Verhalten stehen.
    Hierbei sind besonders die Urteile von Bedeutung, die dich sehr blockieren. Oft fesseln sie deine Aufmerksamkeit unbewusst. Es kostet dich wahrscheinlich einigen Mut, so in deine eigene Tiefe zu tauchen, aber der Ertrag ist groß, weil mit dem Lösen der Blockade ein riesiger Kraftgewinn kommt.
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    Frage dich jetzt, ob diese Überzeugungen eine Wahrheit enthalten.
    Viele sind nichts weiter als eingefrorene Wahrnehmungen. Leider machen wir uns oft nicht die Mühe, sie zu überprüfen: Ist mein Partner wirklich so bequem, wie ich ihn empfinde? Ist meine Partnerin wirklich nie zufrieden, auch
wenn ich sie so lange streichle, wie sie es sich wünscht? Will er wirklich nur »das eine«? Ist mein Partner wirklich uninteressiert an den sexuellen Praktiken, die ich mir wünsche? Hat es wirklich keinen Sinn, ihm zu sagen, wenn ich verletzt bin? Wird er sowieso nichts ändern? Ist es wirklich so, dass Paare, die jahrelang zusammen sind, keine leidenschaftliche Küsserei mehr betreiben?
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    Im dritten