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Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Titel: Istanbul: Ein historischer Stadtführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
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wartete, und begab sich direkt zum Kriegsministerium. Dort erwarteten ihn der Großwesir Mehmed Rüşdü Pascha, der Scheichülislam Hayrullâh Efendi, Midhat Pascha und Nâmık Pascha, die zum Ministerium geeilt waren, sobald man sie von der Ankunft des (neuen) Sultans benachrichtigt hatte. Sie geleiteten Seine Majestät zu den kaiserlichen Appartements (im Ministerium), worauf die Huldigungszeremonie unmittelbar folgte. Şerif Abdalmuttalib (der Emir von Mekka) und die Minister, hohe Würdenträger und andere, die erfahren hatten, was vorgefallen war, eilten einer nach dem anderen herbei und schworen den Treueid mit außerordentlicher Freude und unter großem Jubel.
    Wie vorher vereinbart, wurde auf dem Feuerturm (dem Serasker-Turm im heutigen Park der Universität) ein Signal gehisst, sobald die Eidesleistung begann. Obwohl die Kriegsschiffe unmittelbar danach illuminiert wurden, verzögerte sich das Abschießen der Kanonen (um etwa eine Viertelstunde wegen Schiffsverkehrs auf dem Bosporus, worüber der Mitverschwörer Kayserili Ahmed Pascha in Rage geriet).
    Gegen Ende der Huldigung im Kriegsministerium sandte Hüseyin Avnî Pascha (der Kriegsminister) durch Oberst Mustafâ Bey, seinem ersten
Aide-de-Camp
, folgende Nachricht an Süleymân Pascha (den Chef der Kriegsschule und Verfasser dieser Aufzeichnungen): «Seine Majestät, Sultan Murâd wird den Palast von Dolmabahçe nicht betreten, bevor Sultan Abdülazîz ihn verlassen und sich in den Topkapı-Serail begeben haben wird.»
    Als Süleymân Pascha den Obersten Eunuchen Cevher Ağa rufen ließ, versteckte sich dieser zunächst und ließ ausrichten, er sei nicht da. Süleymân Pascha erfuhr dennoch von den Leuten Sultan Murâds, wo er sich aufhielt, und ließ bestellen: «Ich habe erfahren, wo er steckt. Ich komme jetzt und werde ihn mit Gewalt herausholen. Am Ende wird er beschämt sein. Er hat nichts zu befürchten. Ich werde ihm lediglich einige Ankündigungen machen und Aufträge erteilen.» Auf diese Worte hin öffnete sich die Tür der Apartments der Sultansmutter und Cevher Ağa trat mit fünf oder sechs anderen Eunuchen heraus. Sie näherten sich Süleymân Pascha, … als beabsichtigten sie, ihn zu küssen.
    Süleymân Pascha sagte ihnen: «Diese Nation konnte nicht akzeptieren, dass dies der Wille des Schicksals war. Sie war unzufrieden mit dem Tun und Treiben von Sultan Azîz und hat ihn nun abgesetzt. Sultan Murâd hat mit Zustimmung der Ulemâ, der Minister und der Nation den Thron bestiegen. Er hat verordnet, dass seine Hoheit, Abdülazîz Efendi, sofort in das Topkapı Sarayı umzieht. Er möge so viele seiner Kinder und so viele Leute seines Haushalts mitnehmen, wie er will. Er habe nichts zu befürchten und nicht um sein Leben zu bangen. Er sei frei von Gefahr. Wenn er es aber hinauszögere oder Widerstand leiste, werde das Ergebnis gefährlich sein und die Verantwortung für die Gefahr bei ihm liegen …
    Der Oberste Kammerherr und der Erste Sekretär gingen nun mit diesen Neuigkeiten zu Sultan Abdülazîz. Âtıf Bey sprach als Erster: «Murâd Efendi hat den Thron bestiegen und verordnet, dass Ihr im Topkapı Sarayı leben sollt.» «Oh möget ihr erblinden!», rief der Zweite Schatzsekretär, «Ihr habt alles gewusst, aber habt nicht gewarnt. Ihr seid alle eingeweiht!» «Ruhe», befahl Sultan Azîz. «Für Worte ist es jetzt zu spät. Bringt die Kinder. Ruft nach Yûsuf und Mahmûd, wo immer sie sind.» Er nahm elf seiner Frauen, fünf Eunuchen, seine Söhne Yûsuf, İzzeddîn und Mahmûd Celâleddîn, bestieg ein
Kayık
und nahm, von Kanonenbooten umgeben, Kurs Richtung Topkapı Sarayı …
    Nachdem Abdülazîz den Dolmabahçe-Palast verlassen hatte, betrat Seine Majestät, Sultan Murâd, den Palast. Am Ende des kaiserlichen Besuchs begannen die Kanonen erneut zu feuern. Aus einem Mund begannen die Soldaten des Wachregiments abwechselnd zu rufen: «Hoch lebe unser Padischah!» und «Hoch lebe unsere Nation!» Zwei Stunden lang entfalteten sie den fröhlichen Lärm. Schüler der Grundschule mit ihren Lehrern eilten herbei, und die Bevölkerung von Beşiktaş sammelte sich vor dem Küchentor, an dem Kadetten der Militärakademie Wache standen. Sie schlossen sich den Soldaten an und riefen: «Hoch lebe unser Padischah» und «Hoch lebe die Nation!». Ein Lehrer namens Kadrî Efendi stimmte ein Gebet für die Sicherheit der Nation an, und alle Zivilisten und Soldaten fielen tränenüberströmt mit einem «Amen» ein … Die Einwohner von

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